Dauer:
Zeitraum:
Entfernung:1640 Kilometer
Bereiste Länder:naNamibia

Hallo,

dies ist der Bericht unserer Tour durch Namibia im September dieses Jahres.
Ein paar Worte vorab zur Wahl des Reiseziels: Namibia war zumindest für Bernd seit seiner Kindheit, als er das Land im Erdkundeunterricht besprochen hat, ein absolutes Wunschziel. Mein Ansatz war etwas pragmatischer. Afrika hat auch mich durchaus schon länger gereizt, allerdings mag ich besonders weite und vor allem menschenleere Landschaften. Vor allem letzteres ist in vielen Ländern Afrikas glaub ich eher schwer zu finden. Namibia hingegen bietet das quasi ausschließlich – deswegen erschien uns das Land optimal, um das erste Mal den Fuß auf den afrikanischen Kontinent zu setzen.
Für Bernd war auch der Besuch des Fish River Canyon ein absoluter Langzeitwunsch – insofern war auch klar, dass es eher in den südlichen Teil Namibias gehen sollte. Bei der Route orientierten wir uns im Wesentlichen an der Tour, die Roland (ro77654) 2014 gemacht hat und in seinem Buch "Mit dem Fahrrad durch Namibia" beschreibt: Von Keetmanshoop über den Fish River Canyon zur südafrikanischen Grenze und dann im Westen wieder in nördlicher Richtung über Lüderitz, Sossusvlei und Naukluft-Berge nach Swakopmund. Vielen Dank nochmal an Roland für das Buch, es hat uns bei der Vorbereitung wirklich viel geholfen! Die Strecke nimmt viele der touristischen Höhepunkte des südlichen Namibias nimmt, da wir allerdings im Gegensatz zu Roland und seinen Reisepartnern nur 4 Wochen hatten, blieb uns leider etwas weniger Zeit für Ausflüge und Besichtigungen.
Wir sind im September unterwegs, wo es langsam in den Sommer geht und wo es – das merken wir leider erst vor Ort – häufig zu starkem Wind und Stürmen kommt.

Anreise nach Windhoek

Wir fliegen mit Eurowings mit Umstieg in Köln/Bonn – prinzipiell ok, leider startet die Reise schon mit einer Flugverspätung des Köln-Namibia-Flugs von 14h. Statt über Nacht gen Süden zu schweben, werden wir erst mal in einem Hotel in Köln einquartiert und können erst am nächsten Morgen losfliegen. Immerhin können wir so bei Tageslicht einen Blick auf Afrika von oben werfen. Wir landen am Donnerstagabend in Windhoek und werden von einem Fahrer des Hostels, das wir gebucht haben, abgeholt. So können wir die Radkartons mit zum Hostel bringen und dort für die Dauer der Reise einlagern. Uns geht so ein Tag in Windhoek verloren, was uns allerdings bei dem recht übersichtlichen Städtchen nicht ganz so dramatisch erscheint. Für Freitagabend ist die Weiterreise mit dem Zug nach Keetmanshoop geplant. So verbringen wir den Freitag zunächst mal damit, die Fahrkarten für den Zug zu besorgen, ein paar Einkäufe zu tätigen, und uns auf die Suche nach Gaskartuschen zu machen. Die Schraubkartuschen sind im Campingladen im Stadtzentrum leider ausverkauft, allerdings werden wir in einem weiteren Campingladen etwas außerhalb der Stadt fündig, prima, so sind wir schon mal für die Dauer der Reise versorgt. schmunzel
Am Nachmittag holen wir dann Räder und Gepäck aus dem Hostel und rollen zum Bahnhof, wo der Zug um 19:30h abfahren soll.



Der Zug steht bereits am Bahnsteig und besteht soweit aus 2 Waggons – Ein Waggon mit Sitzen und ein Liegewagen, wo wir ein Abteil für uns gebucht haben, in das wir irgendwie auch Gepäck und Räder reinquetschen müssen. Mein Rad passt nach Demontage des Vorderrades und der Pedale unter die untere Liege – Bernds Rad stellen wir neben uns ins Abteil.



Von Keetmannshoop nach Aussenkehr an der südafrikanischen Grenze – 4 Tage, 386 km

Die Fahrt ist schon ein besonderes Erlebnis. Nachts werden diverse Male Güterwaggons an und abgekoppelt, so dass wir mehrfach fast von unseren Liegen purzeln. Und mit nur 2 Stunden Verspätung und nach gut 13 Stunde Fahrzeit erreichen wir am nächsten Morgen Keetmanshoop.



Ähnlich wir Roland und seine Mitradler machen wir uns auch erstmal auf zum Köcherbaumwald 14 km nördlich von Keetmanshoop. Das liegt zwar nicht in unsere Richtung, ist aber sehr interessant und den kleinen Abstecher durchaus wert. Auch treffen wir dort einen Südafrikaner, der völlig radbegeistert ist und uns von seinen Langstreckenrennen in Südafrika über Pisten erzählt. Z. B. 1000 km in 3 Tagen mit Fahrten vorwiegend nachts, weil’s tags zu heiß ist. Er verspricht uns, uns Routenvorschläge für unseren nächsten Urlaub zuzuschicken.



Von dort machen wir uns gleich auf in Richtung Süden. Unser nächstes „großes“ Ziel ist nun der Fish River Canyon. Schon bald biegen wir vom Asphalt auf Piste ab, die aber hier sehr gut präpariert ist und sich super fahren lässt. Wir machen ersten Kontakt mit der namibianischen Weite und finden am Abend ein wunderschönes Plätzchen für unser Zelt am Naute Staudamm direkt am Wasser. Ein Luxus, den wir auf dieser Reise nur noch einmal haben werden.





Am nächsten Tag geht es für uns weiter auf perfekten Pisten mit Rückenwind gen Süden Richtung Fish River Canyon.



Wir fahren durch die endlose Weite als uns plötzlich am Horizont ein roter Punkt entgegen kommt. Ein Mann im Spiderman-Kostüm?! Ja, ein Mann im Spidermann-Kostüm! lach



Wir treffen Spinnekop, einen Südafrikaner aus Praetoria, der mit Unterstützung eines querschnittsgelähmten Freundes von Praetoria nach Lüderitz läuft um für Organspenden zu werben. Link
Wir wünschen ihm Erfolg und er entschwindet in die weite Weite:



Eine Weile geht es noch auf der Piste weiter, bis wir Richtung Fish River Canyon abzweigen. Hier kommen wir in ein Gebiet, wo wohl vor kurzem erst viele Wildtiere ausgewildert wurden. Und tatsächlich sehen wir viele Springböcke, Oryxe und Strauße rechts und links der Straße. Ich fühle mich in die Grzimek Tierfilme meiner Kindertage versetzt.



Eine schöne Pausenmöglichkeit bietet das Roadhouse, ein Lokal mitten im Nirgendwo, dessen Besitzer eine stattliche Sammlung an alten Autos angelegt hat und diese in und um sein Lokal verteilt hat.





Nach insgesamt 104 km erreichen wir am Abend den Campingplatz Hobas am Parkeingang zum Fish River Canyon und realisieren zum ersten Mal, dass wir mit unseren Rädern unter all den anderen Touristen die absoluten Exoten sind. Wir kommen kurz mit einem namibianischen Tourguide ins Gespräch, der uns noch Tipps für die weitere Reise gibt. Im Wesentlichen decken die sich mit unserer Routenplanung, bloß die D707 – angeblich die schönste Straße Namibias – legt er uns sehr ans Herz. Sie führt entlang der Namib mit Wüste auf der einen und Bergen auf der anderen Seite. Wir werden es uns mal vormerken.
Den Ausflug zum Fish River Canyon starten wir am nächsten Morgen zunächst ohne Gepäck. Eine 10 km lange Stichstraße führt zu mehreren Aussichtspunkten, die wir alle abklappern – die Ausblicke sind ohne Zweifel spektakulär. Auch die Wanderung durch den Canyon ist sicherlich toll, aber wandern im Canyon ist nur in Gruppen von mind. 3 Personen, mit Anmeldung, mit Führer und medizinischem Attest erlaubt.





Zurück am Campingplatz sammeln wir unser Gepäck ein und machen uns auf den Weg zum Campingplatz Ai Ais, den südlichen Endpunkt der Canyonwanderung und Ort heißer Quellen.
Es geht über leicht sandiges Auf und Ab und weite Hochebenen, - in der Ferne begleitet uns immer der Blick auf den Canyon.





Das zähe Auf und Ab ist ganz schön anstrengend und die Strecke nach Ai Ais zieht sich hin. Ich bin froh, dass es die letzten 11 Kilometer nur noch bergab geht – auch wenn wir das morgen alles wieder hoch müssen. Ziemlich erschöpft rollen wir um kurz nach fünf auf den Platz. Wir schlagen das Zelt auf und hüpfen bald in den mit badewannenwarmem Wasser gefüllten Pool. Als Krönung des persönlichen Luxus kehren wir abends auch noch im Restaurant ein und essen das erste Mal auf dieser Tour Oryx-Steak. Wie später immer wieder stellen wir fest, dass der Fokus hier beim Essen eindeutig auf dem Fleisch liegt. Ein Riesenstück liegt auf dem Teller, die 3-4 dazu gereichten Pommes und Dosenmöhrchen sind eher schmückendes Beiwerk. Aber alles sehr lecker. schmunzel
Der Pool lockt uns auch am nächsten Morgen nochmal. Die 11km bergan zu Anfang des Tages klappen besser als erwartet – weiter geht es über eine Anhöhe und vor uns liegt eine endlose offene Weite. Eine Wahnsinnslandschaft!





Nach einigen Kilometern kommen uns Radler entgegen. Eine Gruppe holländischer Mountainbiker, die mit einem südafrikanischen Reiseveranstalter von Kapstadt nach Norden unterwegs sind. Wir unterhalten uns ein bisschen bis kurz später auch schon ihr Begleitfahrzeug heran rauscht. Glück für uns, denn die haben gekühlte Cola im Gepäck, von der wir gern ein Glas nehmen.
Nach einer zweiten Anhöhe dreht der Wind und wir ahnen das erste Mal, dass der uns auf der Reise noch Schwierigkeiten machen könnte. Über eine weitere Hochebene geht es weiter Richtung Aussenkehr, der Wind kommt nun von vorn, wird kontinuierlich stärker und bremst uns auf 10 bis 12 km/h ab.





Endlich kommt der Grünstreifen entlang des Oranje in Sicht. Hier landen wir in einem Weinanbaugebiet, wo laut unserem Reiseführer vor allem die Südafrikanischen Weine, die in unseren Discountern zu finden sind, ihren Ursprung haben.

Im kleinen Ort Aussenkehr, der aus einem Einkaufszentrum und einer großen Ansammlung von Schilfhütten besteht, wo grade die Arbeiter der Weinfelder in LKW nach Hause gebracht werden, kaufen wir kurz ein und fahren dann noch die 4 km zum nahen Campingplatz in einem der Weinfelder.









In dem Resort wo wir heute unser Zelt aufschlagen, gönnen wir uns ein weiteres Mal den Luxus des Restaurant-Essens. Wobei – zumindest für unseren Geldbeutel sind die Gerichte hier mit Preisen von 8-10 Euro absolut erschwinglich, allerdings geben wir bei unserem Abendessen in etwa ein Viertel des durchschnittlichen Monatslohns eines hiesigen Arbeiters aus. Mehr als zuvor wird uns zwischen den Weinfeldern hier der immense Kontrast zwischen vielen schwarzen und weißen Namibianern bewusst.

Entlang des Oranje bis hinter Rosh Pinah– 2 Tage, 155 km

Wir verlassen nach einem kurzen zweiten Einkauf das Örtchen Aussenkehr und folgen dem Oranje nach Westen. Die Weinfelder lassen wir nach wenigen Kilometern hinter uns und der Weg zieht sich nun am Fluss entlang durch die Berge.



Wir staunen über die verblüffende Ähnlichkeit der Landschaft zu einigen Abschnitten unserer Tour durch Tadschikistan letztes Jahr. Immer wieder glauben wir uns ins Bartang-Tal versetzt.
Nach einigen Kilometern verlässt der Weg den Flusslauf und zieht sich in die Berge. Hier wird überall an der Piste gearbeitet. Viele LKW stauben uns zu, während wir im Schritttempo die Steigungen hochkurbeln – oder auch schieben…





Aber wie immer folgt auf den Anstieg eine Abfahrt, die in diesem Fall dank der guten Pistenqualität richtig Spaß macht.



Wir passieren die Mündung des Fish Rivers, die gänzlich trocken da liegt



und fahren noch einige Kilometer weiter bis wir dann direkt am Fluss auf einem Fleckchen Grass einen herrlichen Zeltplatz finden.



Wir genießen den Ausblick auf den Fluss und die vielen verschiedenen Reiher, die hier auf Nahrungssuche sind. Am Abend, als es dunkel wird, ist die Luft erfüllt von hunderten Glühwürmchen. Was für ein schöner Anblick!
Auf der Weiterfahrt am nächsten Tag werden immer wieder Erinnerungen an Tadschikistan wach, so ähnelt sich oft das Panorama des grün bewachsenen Flussstreifens durch die schroffen Berge.



Kurz vor Rosh Pinah hat uns dann der Asphalt mal wieder.



Auch wenn die Piste bis hier weitgehend sehr gut fahrbar war, auf dem Asphalt rollt es sich doch auch sehr schön. Wir fahren die letzten Kilometer nach Rosh Pinah und erreichen den Ort gegen Mittag. Der Ort ist die Heimat der Beschäftigten der nahen Zinn-Mine und bietet neben größeren Wohngebieten unterschiedlicher Qualität auch Einkaufsmöglichkeit.





Wir überlegen kurz, ob wir die Strecke nach Lüderitz auch wie Roland mit dem Auto überbrücken. Einer der Knackpunkte ist, dass es auf den nächsten 170 km keine Möglichkeit gibt, Wasser zu bekommen. Letztlich entscheiden wir uns aber dagegen. Irgendwie wollen die Beine radeln, und auch wenn die schnurgraden Asphaltstraßen möglicherweise monoton werden könnten – wir haben das Gefühl, auch dieser Abschnitt sollte Teil der Tour sein. Also laden wir die Räder voll mit Wasser - zusammen haben wir jetzt 26L Vorrat für die nächsten 2 Tage. Der Verkehr ist vernachlässigbar und die wenigen LKW die von der Mine unterwegs nach Aus sind, fahren sehr rücksichtsvoll.



Wir folgen der Straße noch ca. 30 km. Unterwegs kommt uns ein deutsches Auto entgegen. Ein Paar, das von Deutschland aus die Westküste Afrikas nach Süden gefahren ist und jetzt in Namibia nach einem Unfall mit einer Kuh auf einen neuen Scheinwerfer wartet, um in Südafrika einreisen zu können. Dann soll es entlang der östlichen Länder Afrikas wieder Richtung Heimat gehen. Da die beiden am nächsten Tag die gleiche Straße zurückfahren werden, fragt Bernd, ob sie uns am nächsten Tag noch etwas Wasser und Cola bringen könnten. So sollten wir dann überhaupt keine Wassersorgen mehr haben.
Da die Straße sich die ganze Zeit leicht bergauf zieht, bin ich dann doch nach knapp 100 km irgendwann ziemlich müde und wir schlagen das Zelt neben der Straße auf. So richtig viel Alternativen gibt es hier nicht.



Hinter Rosh Pinah bis Lüderitz– 4 Tage, 290 km

Die Nacht war ein bisschen laut so direkt neben der Straße, sonst aber ohne besondere Vorkommnisse. Wir brechen auf und die ersten Kilometer machen wieder richtig Spaß, es geht bergab und wir haben Rückenwind. Schon bald überholen uns wieder die beiden Deutschen und versorgen uns mit Wasser und kalter Cola. Wir stehen noch eine ganze Weile am Straßenrand und tauschen uns über unsere Reiseerlebnisse aus. Weiter geht es dann über meist sanftes Auf und Ab auf oft schnurgraden Straßen mit Wind der mal von vorn und mal von hinten weht.





Nach knapp 100 km bauen wir auf einer kleinen Anhöhe neben der Straße unser Zelt auf und läuten den Feierabend ein. Bis zum nächsten Örtchen Aus sind es jetzt noch gut 40 km.



Die letzten Kilometer geht es nun auf einer wie mit dem Lineal gezogenen Straße.



Gegen Mittag erreichen wir Aus. Wir kehren im kleinen Dorfladen ein und gleich im Anschluss in das dortige Restaurant des Hotels Bahnhof Aus, wo wir uns erstmal mit richtig leckerem Essen den Bauch vollschlagen. Das Lokal ist gut besucht, unter anderem hält hier eine Reisegruppe von Rotel Tours grade Mittagspause.



Wir fahren noch ein paar Kilometer weiter zum Resort/Campingplatz Klein Aus, wo uns dann etwas widerfährt, was im weiteren Verlauf der Reise noch häufig passieren wird und mich jetzt noch verblüfft. Der Platz liegt ca. 5 km hinter dem Ort an der Straße nach Lüderitz. Es geht bergab und rollt sich leicht. Als wir an der Rezeption sagen, dass wir gern eine Nacht mit dem Zelt übernachten möchten bekommen wir die postwendende Antwort: Sorry, we are fully booked. – Hä? Wir werfen einen Blick nach draußen. Das Gelände der Anlage erstreckt sich kilometerweit. Da soll kein Platz für ein kleines Tunnelzelt sein? Also nochmal: Wir sind mit Fahrrädern unterwegs und würden gern eine Nacht mit dem Zelt übernachten – wir brauchen keine Feuerstelle, keine Sitzgruppe, lediglich gut 3 qm für das Zelt. Nein, es bleibt bei fully booked. Eine Selbstversorgerunterkunft für umgerechnet 80 Euro pro Person wäre noch im Angebot. Wir sind einigermaßen sprachlos und verlassen wutschnaubend die Rezeption. Draußen spricht uns eine weitere Angestellte des Platzes an: Das ist ja toll, die fahren mit dem Fahrrad! Ob sie von uns Fotos für ihre Facebookseite machen dürfte?! Jetzt platzt selbst mir der Kragen (das passiert echt selten…). Nein, sicher nicht, das wäre ja noch schöner. Uns erst vom Platz verweisen und dann noch mit uns werben wollen…
Als sie das hört, bietet sie an, den Chef zu holen (ein Zauberwort, das wie wir lernen hier viele Türen öffnen kann – please ask the Manager…) Der kommt dann auch und lässt sich nach viel gedanklichem hin und her dazu erweichen, dass wir auf der „emergency site“ des Campingplatzes übernachten dürften. Denn irgendwie wäre das ja ein „emergency“…
So bekommen wir also am Ende einen Stellplatz zugewiesen, der zwar 300 m vom Sanitärhaus entfernt liegt, aber ebenfalls mit privater Feuerstelle, Mülleimer und Wasserhahn ausgestattet ist und damit den 9 weiteren Stellpätzen die bereits ausgebucht sind in nichts nachsteht. Im Gegenteil, es ist wunderschön.


“emergency site“

Was ich aber bis heute nicht begreife, warum das so schwierig war?! Das Gelände um uns hätte Platz für hunderte Zelte geboten. Warum ist das so schwer zu verstehen, dass wir wirklich nur die paar Quadratmeter zum Aufstellen des Zeltes brauchten? Irgendwie hatte ich in Afrika etwas mehr Flexibilität erwartet, tatsächlich kam uns das hier manches Mal deutscher als deutsch vor. Wenn das so nicht vorgesehen ist, wird das so auch nicht gemacht… In der Tat war das „Ausgebucht-Sein“ der Zeltplätze im weiteren Verlauf der Tour immer mal wieder ein Thema, dass mal mehr, mal weniger flexibel oder auch gar nicht gelöst wurde und uns zunehmend nervte.
Als wir am nächsten Morgen aufbrechen sind die meisten der Mietwagen schon abgereist. Viele planen sicher von hier einen Tagesausflug nach Lüderitz, wir werden die 120 km pro Strecke sicher nicht in einem Tag schaffen. Der Vorteil: es geht nur bergab! Die ersten Kilometer rollen wir locker leicht bergab Richtung Küste. Wir legen kurz eine Pause an einer Stelle ca. 1 km abseits der Straße ein, wo sich die wilden Pferde Namibias sammeln. Auch dieser Tipp kam von dem Tourguide am Hobas Camp und hat sich wirklich gelohnt. Die Pferde sind wahrscheinlich Nachfahren von den Pferden der deutschen und südafrikanischen Truppen im ersten Weltkrieg, die bei einem Bombenangriff versprengt wurden. Sie leben wild in der Wüste und werden durch die Instandhaltung einer Wasserstelle durch private Initiativen unterstützt.



Von den Pferden geht es entlang der schnurgraden Straße weiter leicht bergab in Richtung Küste. Wir passieren verlassene Bahnhöfe und staunen wieder mal über die unendliche Weite.





Gegen Mittag wird der Wind wieder stärker und natürlich kommt er wieder von vorn. Er nimmt fortlaufend zu und am Nachmittag ist er so stark, dass wir wieder nur mit 10-12 km/h vorankommen. Wir brechen ab und stellen das Zelt in einer etwas windgeschützten Senke hinter dem Bahndamm auf. Wie üblich müssen wir es wegen des Windes komplett abspannen – und wie üblich hört der Wind, kaum ist die Sonne untergegangen auch wieder komplett auf. Nachts regt sich kein Lüftchen.



Der Wind ist grade hier in Küstennähe ein kritischer Punkt, auf den uns auch die Tourguides der holländischen Mountainbiker hingewiesen hatten. Bei starkem Wind kann einen der aufgewirbelte Sand quasi sandstrahlen – das würde auch Autolacke ruinieren. Diese Glasflasche hier, wurde jedenfalls auch schon ganz schön abgeschmirgelt.



Am nächsten Morgen allerdings ist es windstill – und wir machen eine komplett neue Erfahrung. Durch die Nähe zum Meer ist die Luft feucht, und das Zelt hängt wie ein nasser Putzlappen im Gestänge. Kaum ist die Sonne aber über den Horizont geklettert, ist es aber auch schnell wieder getrocknet. Ohne Wind radeln wir die letzten Kilometer Richtung Lüderitz, wo wir 10 km vorher noch einen Halt in der Geisterstadt Kolmanskop einlegen. Ich hatte eigentlich keine großen Erwartungen gehabt, umso überraschter war ich, dass ich es dann doch sehr interessant fand durch die alte Siedlung zu stöbern und zu sehen, wie die Deutschen hier vor gut 100 Jahren versucht haben, es sich mitten in der Wüste möglichst heimisch einzurichten. Zwar haben die halb verfallenen und vom Sand verwehten Häuser auch einen gewissen Charme, besonders interessant fand ich es aber durch die noch sehr gut erhaltenen Häuser zu laufen, die nach einem Anstrich fast bezugsfertig erschienen.





Gegen Mittag – das Museumsgelände schließt sowieso um 13:00 h – fahren wir dann das letzte Stück bis Lüderitz und finden diesmal ganz ohne Probleme einen Platz auf dem dortigen Campingplatz. Den Rest des Tages verbringen wir mit einem Stadtrundgang – was in dem kleinen Örtchen recht schnell erledigt ist - mit einkaufen für die nächsten Tage und der Suche nach einer Rückfahrtmöglichkeit nach Aus. Denn – so schön die Straße von Aus nach Lüderitz auch ist - zweimal muss man die 125 km wirklich nicht fahren. Unsere erste Idee ist der Zug. Gleise gibt’s ja. Allerdings ist die Strecke noch nicht freigegeben, weil sie – Überraschung! – ständig vom Sand verweht wird. Wir sehen tatsächlich am nächsten Tag einen Testwagen fahren, allerdings ist man sich wie man uns in der Touristinfo erklärt über ein langfristiges Konzept für die Freihaltung der Schienen vom Sand noch nicht im Klaren.


Testfahrt

Shuttle-Busse gibt es auch, allerdings nehmen die wohl keine Räder mit. An der Tankstelle sagt man uns, dass wir am nächsten Morgen um halb 8 da sein sollten, da würden dann Fahrer abfahren. Und so verbleiben wir mit der Idee, am nächsten Morgen an der Tankstelle nach einer Mitfahrgelegenheit zu suchen.


nette Straße in Lüderitz, wie im Reiseführer – allerdings auch die einzige wirklich fotogene Straße. Der Ort hat uns irgendwie etwas enttäuscht…

...gleich geht's weiter...