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#1512786 - 24.10.22 07:23 Griechenland Rennradtouren
uwe&margit
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Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 552
Wir suchen einen oder mehrere Standorte, möglichst am Meer, mit der Möglichkeit entspannte Rannradtouren zu machen.

Wir waren noch nie in Griechenland. Häufiger liest man, dass der Straßenverkehr sehr stark ist und wenig Rücksicht auf Radfahrer genommen wird .

Gerne mögen wir welliges/gebirgiges Gebiet, schmale Straßen, schöne Dörfer. Solche Gegenden haben wir in der Vergangenheit an der spanischen Mittelmeerküste und in Italien gefunden. Jetzt interessiert uns Griechenland. Wir sind immer auf Campingplätzen. Geplant ist der Zeitraum ab Mitte/Ende September und wollen ca. 6 Wochen bleiben und ziehen gerne 2 x um. Wir fahren so Tagestouren um 80 -100 km.
Damit scheiden die Inseln schon mal aus. Dort sind die Touren schnell ausgeschöpft.

Gibt es solche Standorte/Gegenden in Griechenland? Stimmt die negative Meinung über Straßen und Autoverkehr für Griechenland? Hat jemand einen Vergleich zwischen spanischer Mittelmeerküste und Griechenland?

Vielen Dank
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#1512787 - 24.10.22 07:44 Re: Griechenland Rennradtouren [Re: uwe&margit]
Falk
Mitglied
anwesend und zufrieden anwesend
Beiträge: 33.882
Meiner Erfahrung nach, die allerdings schon wieder ein paar Jahre auf dem Buckel hat (die letzte Fahrt war 2016) sind die mit dem etwas gewöhnungsbedürftigen Fahrstil vor allem Albaner und Kosovaren, was wohl mit dem Ruf der Ordnungskräfte in ihren Heimatländern zu tun hat. Entsprechen häufig waren die schon aus geografischen Gründen auf der alten Westküstenstraße E05, doch gibt es dort heute eine parallele Autobahn. Die sollte die Verhältnisse auf dem sonstigen Straßennetz entspannt haben.
Inseln würde ich nicht so kategorisch ausschließen. Erstens sind zumindest entlang der Schifffahrtslinien leicht zu wechseln und außerdem sind einige wie Kreta oder auf Ródos recht groß und generell gebirgig. Der Peloponnisos ist zwar geografisch eine Halbinsel, aber groß genug und auch dort sollten die Bleifüße inzwischen auf die Autobahnen abgewandert sein. Im Píndos auf dem Festland war ich zum letzten Mal 2005, damals war das mangels Asphaltstraßen kein Rennziegenrevier. Ob das heute anders ist, werden die wissen, die in jüngerer Zeit dort waren. Einmal quer durch war trotzdem Klasse.

Wollt Ihr eigentlich auch was sehen oder soll es nur eine Heimtrainertour mir Realillustration werden?
Falk, SchwLAbt
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#1512801 - 24.10.22 09:34 Re: Griechenland Rennradtouren [Re: uwe&margit]
Grimbol
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 219
HAllo,

Griechenland ist fantastisch zum Radfahren, wenn man nichts gegen Berge hat. Peloponnes ist genial, auch Kreta und das Pindusgebirge bietet auch viele tolle Routen. Wir waren 2017 im Pindus am Ende unserer Balkantour und 2019 insgesamt 5 Wochen auch Kreta, Peloponnes und dann gen Norden über Meteora in Richtung Bulgarien unterwegs. Charakteristisch ist, dass es eigentlich fast nie wirklich flach ist und auch Abfahrten oft Gegenwellen aufweisen.

Verkehr: gibt es, klar. Mehr in und um größere Städte, weniger in den Bergen. Wenn man nicht zu sehr durch (schlechte) Radwege in Deutschland verweichlicht ist, dann ist das aber nirgends ein Problem. Wenn gehupt wird, dann meist um vorher "Hallo, ich komme" zu sagen als (wie hier oft) "was machst du hier, das ist meine Straße". Lkws waren durchweg fair. Überholt wurde "normal" mit mal weniger und mal mehr Abstand, auch in Abhängigkeit der Straßenbreite. Berlin, München, Nürnberg und andere Städte sind mindestens genauso herausfordernd (oder auch nicht).
Eine eventuell "kritische" Route kann man enstpannt mit der Bahn / Metro umfahren: die Strecke aus Athen raus entlang der A8 / N8. Hier gibt es eine Bahn mit Radmitnahmen von Korinth bis nach Athen... und: wem die Brücke bei Patras aufs Festland zu "windig" ist: es gibt eine für Radfahrer kostenlose Fähre.

Es gab jedoch eine Sache, die wir als herausfordernd empfunden haben in Griechenland (verglichen zB mit den Alpen): die Jagdfreude von Hunden. Das kann ein schlecht / gar nicht erzogener Hund sein, der aus einer Hofeinfahrt kommt oder im Gebirge ein Hütehund, der sehr weiträumig seine Herde beschützen mag. Wir hatten also immer einen Stein griffbereit in der Lenkertasche bzw sind dann stehen geblieben um dem Hund zurückzubellen schmunzel Dies würde uns aber nie davon abhalten noch einmal in dieses fantastisch gastfreundliche bergige und leckere Land zu fahren.

Wenn wir noch einmal fahren würden: dann mindestens 2 Wochen auf Kreta um die Vielfalt der Insel zu erfahren. Oder 2-3 Wochen Peloponnes, oder nochmals 2-3 Wochen Pindus, was wir bisher nur angekratzt haben. Im Norden zu Bulgarien / Nordmazedonien gibt es auch noch viel zu erfahren.
Verpflegung ist einfach, auch vegetarisch. Man muss sich nur die Töpfe in der Taverne zeigen lassen (wenn man die Sprache nicht spricht).
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#1512814 - 24.10.22 11:38 Re: Griechenland Rennradtouren [Re: uwe&margit]
iassu
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 24.837
In Übereinstimmung mit den anderen Beiträgen: jegliche Horrorvorstellungen über mörderischen Autoverkehr in GR kann man getrost abschalten. Gehupt wird meist dann, wenn das Auto beim Überholen neben einem ist, ein Warneffekt ist dann nicht mehr gegeben, vielleicht manchmal ein Schreckeffekt; daran gewöhnt man sich schnell.

Fahrradfahren ist in GR noch immer exotisch, auch wenn natürlich Rennradfahren und E-MTB im Kommen sind. Dementsprechend reicht das Spektrum der Autofahrer von sich selbst blockierender Übervorsicht (man traut sich dann nicht zu überholen, selbst wenn es jede Menge Platz hätte) bis hin zu Leichtsinn (Überholen, wenn kaum Einsicht in den Gegenverkehr herrscht und auch zu knapp am Radler). Letztere Art ist aber die deutlich seltenere und unterm Strich nicht relevant.

Rowdytum ist definitiv etwas anderes, das entspricht nicht dem griechischen Gemüt.

Die Straßen sind auch auf dem Land und in den Bergen meist sehr gut, vielleicht in Athen selber auf einem Durchschüttel-Niveau wie in meiner Heimatstadt bäh

Hunde können problematisch werden, das bleibt aber im Rahmen.

Gegend: ich rate zur Peloponnes, das finde ich am vielseitigsten.

[Es gibt eine neue Einschränkung. Die Küstenstraße von Kato Achaia (südlich Patras) bis Pirgos gilt als unfallträchtig. Bis zur Fertigstellung der im Bau befindlichen Autobahn wurden die Fahrspuren jetzt mit nicht überfahrbaren Trenn-Markierungen versehen. Alternativ Busfahren geht prinzipiell immer, ist Verhandlungssache, siehe RadreiseWiki.]

Einzelne Tips Peloponnes:

Taygetospaß von Sparta nach Kalamata. Seit die Autobahnen den Verkehr dort abgezogen haben, ist es dort einsam-idyllisch bis wildromantisch. In den Städten ist natürlich mehr los.

Mani: der mittlere Finger. Von Kalamata bis zum Kap Tenaro (Fußweg) und wieder hoch bis Gythio. Das highlight der Peloponnes. Schön immer am Meer.

Im Noden der Peloponnes: Kalamata - Skizentrum - Abzweigung Akrata - evtl Abstecher nach Zarouchla - Akrata am Golf von Korinth. Traumhafte Route, fantastische Aussichten, mit ordentlich Höhenmetern auf guten, sehr einsamen Sträßchen.

Peloponnes Mitte: Von Pirgos oder gleich Olympia - Krestena - Andritsena (dort evtl noch Aufstieg zum leider eingezelteten Tempel von Bassai) - Megalopoli. Kein Meer-Kontakt.

Rechtwinklig darauf von Norden kommend und ebenfalls sehr attraktiv: Dimitsana - evtl Abfahrt Lousios-Schlucht mit dem Klöstern und Baden im Lousios (1000 Hm extra) - Stemnitsa- Elliniko - Karytena.

Sparta - Kosmas - Leonidio. Fantastische Paßstraße, einsam.

Und ja, tatsächlich Kreta. Dort könnt ihr die 6 Wochen auch allein abfahren. Die nördliche Küstenschnellstraße Heraklio - Chania ist natürlich keinesfalls verkehrsarm, aber fast immer breit und landschaftlich attraktiv. Alternativ die Straße Gazi - Damasta - Perama - Rethymno nutzen. In der anderen Richtung Heraklio - Aghios Nikolaos - Sitia - Vai ist die Hauptstraße deutlich schmaler, weniger Verkehr, aber nicht einsam, traumhafte Ausblicke.

Die südliche Küstenstraße Ierapetra - Mirtos - Arvi - Tsoutsouros ist sehr verkehrsarm bis einsam. Dann muß man erst einmal über den Paß nach Norden in die Tiefebene bis Timbaki ausweichen, landschaftlich naja. Weiter geht es östlich über Ag. Galini - Frankokastello - Chora Sfakion: mittelattraktiv. Dann weiter östlich zwischen Chora Sfakio und Paleochora gibt es keine Straße an der Küste, dafür aber eine sensationelle Fährenverbindung (diese aber besser west-östlich nutzen).

Besonders attraktiv sind all die Nord-Süd-Verbindungen. Ganz im Westen:

von Kissamos an der Küste bis Elafonissi (Verbindung vollends nach Süden nach Paleochora leider nur asphaltfrei);

die Verbindung Chania - Omalos (Dort beginnt die berühmte Schluchtwanderung der Samaria-Schlucht) - Rodovani - Paleochora (Nicht bis Sougia abfahren !!);

der Imbrospaß von Rethymno bis Chora Sfakion;

die Strecke Rethymno - Spili - Ag. Galini.

die Strecke Ag. Nikolaos - Kritsa - Kroustas - Prina - Kalamavka - Anatoli - Males - Myrtos

ganz im Osten die Strecke Siteia - Vai - Palekastro - Zakros

Windrichtung Kreta: häufiger aus Westen als aus Osten. Nordwinde werden meist wie aus Westen kommend erlebt.

Eine traumhafte Rundfahrt von mind 80 km und reichlich Höhenmetern und sehr wenig Verkehr bietet auch Naxos, dazu Stichstraßen und Alternativverbindungen (auf Getränkevorräte achten). Die Inselrundfahrt von Paros ist dagegen uninteressant. Tagelang austoben kann man sich auch auf Lesbos. Zum Radfahren ist dann noch Rhodos geeignet. Kos dagegen nicht (sterbenslangweilig); Chios evtl., kenne ich nicht, im Norden Limnos mittelattraktiv, Umrundung Thasos sehr schön.

Solltet ihr nach Athen fliegen, ist die gebotene Option vom Flughafen weg zu kommen, die Nutzung der Vorortbahn Proastiakos. Je nach Zielgebiet bis mindestens Megara im Westen, dann die schöne Küstenstraße bis zum Isthmos (Kanal von Korinth), wahlweise auch mit dem Zug bis Ägio. Oder direkt nach Piräus mit Zugang zu den Schiffsverbindungen Kreta, Rhodos, Naxos und zu den nördlichen Inseln.

Allgemein lohnt sich der Blick ins RadreiseWiki hier im Forum, Thema Griechenland.
...in diesem Sinne. Andreas

Geändert von iassu (24.10.22 11:38)
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#1512843 - 24.10.22 14:46 Re: Griechenland Rennradtouren [Re: uwe&margit]
Falk
Mitglied
anwesend und zufrieden anwesend
Beiträge: 33.882
Weil ich es gerade wieder bei iassu gesehen habe: Guckt Euch unbedingt vorher das griechische Alphabet mit Groß- und Kleinbuchstaben und die neugrichische Aussprache an. Vergesst alles aus der Schulzeit, mit der altgriechischen Aussprache kann niemand mehr etwas anfangen. Meistens sind die Wegweiser erst griechisch (mit goldener Schrift) und dann nochmal in lateinischen Zeichen und silberner Schrift, doch ich wette um die Kronjuwelen meiner Oma, dass an der entscheidenden Kreuzung das Schild mit lateinscher Schrift runtergefallen oder anderweitig unlesbar geworden ist:


Die Schrift betrifft auch Doppelbuchstaben wie ντ, νγ, αι, ει, ου, αυ, ευ (die beiden letzteren werden eben nicht -au- und -eu- gesprochen, auch wenn das die Pauker in »humanistischen Gymnasien« noch so oft behaupten, sondern -af- und -ef-) und noch so einige andere Kombinationen. Sonst könnt Ihr keinen Ortsnamen lesen und aussprechen. Mit »Heraklion« kann praktisch niemand etwas anfangen, das Zeichen Η ist ein Ita, Lautwert -i- und die Stadt heißt Iráklio.
Falk, SchwLAbt

Geändert von Falk (24.10.22 14:52)
Änderungsgrund: griechische Zeichen gehen noch immer erst mit Umweg
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#1512857 - 24.10.22 16:57 Re: Griechenland Rennradtouren [Re: Falk]
iassu
Mitglied
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Beiträge: 24.837
Nett, daß du ausgerechnet das Dörfchen "Pfirsich" als Beispiel rausgesucht hast. schmunzel

Zur Schreibweise: sie ist "flexibel", was die übersetzungen auf den Straßenschildern angeht. Ich habe das ungefähr so verwendet, wie es auf Landkarten bzw bei Tante G. erscheint. Die dazugehörige griechische Aussprache ist dann nochmal ein ganz anderes Thema. Die allermeisten Kontakte vor Ort werden sowieso auf Englisch ablaufen.
...in diesem Sinne. Andreas
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#1512886 - 24.10.22 21:07 Re: Griechenland Rennradtouren [Re: iassu]
Falk
Mitglied
anwesend und zufrieden anwesend
Beiträge: 33.882
Soweit richtig, dass englisch in Griechenland recht gut funktioniert, wollte ich eigentlich noch schreiben und dann kam mir die Darstellung von griechischen Zeichen in die Quere. Darauf, dass »Rodákino« Pfirsisch bedeutet, kam ich in diesem Moment nicht. Am 29. September gab es dieses Obst ohnehin nicht mehr. Außerdem war das Schild besonders schön schwer lesbar. Dass Kamerad Google noch immer »Heraklion« schreibt, hätte ich weder vermutet noch habe ich es überprüft. Dass es griechisch weder ein -H- noch ein -Eta- (und beispielsweise auch kein -Beta-) gibt, auch wenn uns das seit Erasmus von Rotterdam eingeredet wird, sollte man Griechenland-Neulingen schon besser vorher sagen. Ich habe auch noch einen:



Ob Neulinge damit klarkommen? Nicht nur an dieser Stelle gibt es keinen zweiten Wegweiser mit lateinischen Zeichen.
Als Periklís in Athen ähm Athína Marmor in Größenordnungen verarbeiten ließ, gab es noch keine Minuskeln. Deshalb konnte man auch keine auf die in vielen Museen ausgestellten Vasen schreiben. Dafür finden sich dort Aufschriften wie ΗΡΑΚΛΗΣ und das Schöne ist doch, dass man das noch lesen und auch aussprechen kann, wenn man eben nicht an dem Herrn aus Rotterdam klebt. Nur werden heute eben wie in den übrigen europäischen Sprachen vor allem Kleinbuchstaben verwendet und mit denen klarzukommen, halte ich auch und vor allem aus eigener Erfahrung für wichtig. Englische Namen und Aussprachen gibt es für ein paar Großstädte, doch die übersieht man ohnehin nicht.
Falk, SchwLAbt
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Off-topic #1512892 - 24.10.22 22:28 Re: Griechenland Rennradtouren [Re: Falk]
iassu
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abwesend abwesend
Beiträge: 24.837
Google schreibt tatsächlich Iraklio. Nun gut. Ich bin der griechischen Schrift und Aussprache mächtig und ich kann mich in Griechenland leidlich auf Griechisch unterhalten. Ich habe das Neugriechisch ohne die Voraussetzungen des Altgriechischen gelernt. Ich bin also gewiß der letzte, dem die authentische neugriechische Ausprache nicht präsent ist. Wenn ich eine griechische Ortschaft lese, sei es auf der Karte oder auf dem Ortsschild, lese ich es für mich automatisch griechisch.

Ich verwende für Landesneulinge allerdings bewußt die eingedeutschten Namen, das ist nunmal fürs erste Orientieren hilfreich. Ich bin da ambivalent. In Norditalien regt mich die Wahnidee von Google auf, noch immer antiquitierte großdeutsche Städtenamen solange anzuzeigen, bis man weit genug reingezoomt hat, daß das Italienische erscheint. Man kann da an seiner inneren Geografie irre werden, wenn man statt Chiavenna Klausen und statt Lodi Lauden findet und noch viel Absurderes.

Gebe ich aber Neulingen einen Rat für Kreta, wähle ich lieber das falsche Heraklion, denn für einen Nichtkenner steht nunmal am Anfang sehr oft dieses H, er hat keinen Schimmer, daß man das wie i ausspricht, zumal dadurch ja auch das nachfolgende e überflüssig wird. Und der Name Herakles steckt nunmal im tiefen Sprachbewußtsein sehr vieler Menschen drin.

Auch auf die Betonungszeichen verzichte ich, weil ich die Erfahrung gemacht habe, daß die meisten Menschen das a) nicht wahrnehmen und b) beim Aussprechen große Schwierigkeiten haben, die Betonung willkürlich zu ändern.

Klar: Agios Nikolaos mit wie gewohnt betontem i erzeugt vor Ort milde Nachsicht, Stirnrunzeln oder ein leeres Gesicht. Aber das erste o zu betonen ist nicht für jeden Neuling ganz einfach.

Richtig zum Zungenbrecher wird gewöhnlich Ierápetra, zumal, wenn das r schön rollen soll und die p und t nicht mit deutscher gehauchter Deutlichkeit auszusprechen sind, sondern weicher, wie ein Mittelding zwischen b und p bzw zwischen t und d. Und auch das zweite e soll durchaus wie Menge klingen und nicht wie Petra. Es gibt viele Feinheiten. Wo soll man da anfangen und wo aufhören.

Es geht hier um Erstreisende. Die Strukturen im Land sind voll und ganz auf diese Klientel ausgerichtet. Nirgendwo, so behaupte ich mal, gibt es in GR in 2023 Zustände wie in Japan für einen Europäer, der die Schriftzeichen nicht beherrscht. Im Gegenteil. Ich habe die Erfahrung gemacht und mit mir Hunderttausende Touristen: es geht fürs erstemal auch ganz gut ohne alles dieses.
...in diesem Sinne. Andreas
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Off-topic #1512894 - 24.10.22 23:23 Re: Griechenland Rennradtouren [Re: iassu]
Falk
Mitglied
anwesend und zufrieden anwesend
Beiträge: 33.882
Dann sage ich mal, Dein Wort in Zevs Ohr.
Ich habe mich bei der Entscheidung, welche Sprache ich lernen werde, von der Reichweite leiten lassen und für Kastilisch entschieden. Über die griechische Aussprache bin ich aber schon im September 1990 gestolpert und ein Glücksfall war, dass ich mit jemandem unterwegs war, der mit englisch sehr fit war. Die Aussprache wird aber in nahezu jedem ordentlichen Reisehandbuch beschrieben und sie hat sich sehr schnell als ausgesprochen hilfreich erwiesen. Weil die Freifahrstelle der Rbd Halle damals gepennt hatte, hatte ich bei der Abfahrt die Fahrkarten zweimal und bin im Oktober nochmal (für eine Woche, seinerzeit ging das wegen der langlaufenden Züge noch) gefahren. Klargekommen bin ich erstaunlich gut und das hat dann noch öfter funktioniert. Dass die Betonung ausgesprochen wichtig ist, habe ich auch ziemlich schnell bemerkt und deshalb verzichte ich nur dann drauf, wenn ich mir nicht sicher bin oder es nicht nachprüfen kann. Kann schon sein, dass das nicht immer einfach ist, aber man muss doch denen, die es lesen, wenigstens einen Anhaltspunkt geben muss. Ich habe damit allerdings wenig Probleme, weil ich durch einen Fernschreiblehrgang im ersten Lehrjahr das Zehnfingertippen gelernt habe (und heute acht Finger benutze, weil ich die Leertaste aus Platzgründen mit dem linken Zeigefinger drücke). Sage nie wieder jemand was gegen die GST.

Die deutschen geografischen Namen sind tatsächlich ambivalent. Im Gebiet von Kaiser Franz Joseph kann man das schon machen, bei Karl dem Großen wird es aber für einige schwer nachvollziehbar. Im ersten Fall macht es auch mapy.cz und in Cheb hat die Stadtverwaltung selber »Eger« dazugesetzt. In Prag hat mir eine »Jugendtourist«-Reiseleiterin im Oktober 1989 auf dem Kleinseitner Ring »das gehört zu unserer Geschichte« gesagt.



In den Räumen war damals ein Eisenwarenladen, heute ist es eine Pizzeria.
Falk, SchwLAbt
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Off-topic #1512906 - 25.10.22 07:23 Re: Griechenland Rennradtouren [Re: iassu]
Martina
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 17.697
In Antwort auf: iassu
In Norditalien regt mich die Wahnidee von Google auf, noch immer antiquitierte großdeutsche Städtenamen solange anzuzeigen, bis man weit genug reingezoomt hat, daß das Italienische erscheint.


Aber auch nicht konsequent, Verona wird soweit ich das sehe nicht als Bern bezeichnet. zwinker

Zitat:

Klar: Agios Nikolaos mit wie gewohnt betontem i erzeugt vor Ort milde Nachsicht, Stirnrunzeln oder ein leeres Gesicht.


Tja so ist das Leben. Wenn sich ein Tourist mit nichtdeutscher Muttersprache mit dir über deinen Wohnort unterhält und ihn wahlweise als Tjubinken oder Töbischon oder whatever ausspricht, wirst du auch nicht beleidigt jede weitere Kommunikation mit ihm verweigern. Du kannst natürlich je nach Situation versuchen, ihm die richtige Aussprache vorzumachen, aber die Tatsache, dass jemand mit wenig Übung manche Laute erstmal einfach nicht erzeugen kann, änderst du dadurch nicht. Menschen mit Englisch als Muttersprache scheitern genauso regelmäßig am ü wie ich an einem rollenden R. Wenn man gar nicht verstanden wird, muss man beim nach dem Weg fragen den Ort halt auf der Karte zeigen....
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#1512908 - 25.10.22 07:29 Re: Griechenland Rennradtouren [Re: Falk]
uwe&margit
Mitglied
Themenersteller
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Beiträge: 552
Hallo ,
das hört sich ja sehr gut an. Wenn ich dies richtig interpretiere, so ist der Pelepones eine Alternative für Südspanien,
Hat jemand noch Erfahrung mit dem Wetter? Wir planen den Oktober bis max Mitte November dort zu bleiben.
Kreta haben wir nicht im Blick, da wir mit dem Wohnwagen unterwegs sind, Noch eine weitere Schiffsreise ist nicht angesagt,
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#1512922 - 25.10.22 11:06 Re: Griechenland Rennradtouren [Re: uwe&margit]
iassu
Mitglied
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Beiträge: 24.837
In Antwort auf: uwe&margit
...das hört sich ja sehr gut an. Wenn ich dies richtig interpretiere, so ist der Pelepones eine Alternative für Südspanien,
Hat jemand noch Erfahrung mit dem Wetter? Wir planen den Oktober bis max Mitte November dort zu bleiben.

Zu mir einen Gefallen: die Peloponnes ist weiblich.
Das Wetter ist im angegebenen Zeitraum tendenziell unbeständig. Bademöglichkeiten hängen von der persönlichen Frischetoleranz ab, Wenn es mal länger trocken bleibt, ist das ein Geschenk. Selbstbewußte Winde sind normal und die Temperaturen tendieren zu max 20°. MaW: es ist reine Glücksache. Man kann die schönsten milden Tage erleben, es kann flächendeckend Kotzwetter herrschen. Kreta wurde kürzlich von schlimmsten Unwettern heimgesucht, die Peloponnes blieb dabei keine Seychellenfiliale. Wenn es wirklich blöd läuft, ist zum selben Zeitpunkt in D goldener Herbst. Ich würde mit dem Rennrad 1 Monat früher aufbrechen.
...in diesem Sinne. Andreas
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#1513019 - 26.10.22 17:17 Re: Griechenland Rennradtouren [Re: uwe&margit]
irg
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Hallo!

Wir waren in diesem Sommer auf der Peloponnes, hauptsächlich im Bereich Pylos, also im Südwesten.

Zum Fahrverhalten der Autofahrer:
In den 80-er Jahren sehr, sehr angenehm. Oft wurde gehupt, um zu zeigen: "ich habe dich gesehen und passe beim Überholen auf".
In den Jahren vor der Finanzkrise wurde der Verkehr immer dichter und hektischer, entsprechend das Fahrverhalten. Rücksichtslosigkeit war normal. Ausnahme: Sehr ruhige Nebenstraßen, da konnten wir, von den paar Spezialisten abgesehen, immer sorgenfrei radeln. Hupen habe ich so fast nur mehr als "verzieh dich von der Straße, jetzt komm ich!" erlebt.

Heuer: Der Verkehr wurde wieder weit ruhiger, es gibt auch wieder weit weniger Autos auf den Straßen. Auf Nebenstraßen ist sehr gut zu radeln, auf stärker befahrenen besser als früher.

Allgemein: Viele Leute in Griechenland haben eine Tendenz, ziemlich emotional zu fahren. Das bedeutet, sie überholen manchmal blind auf Kuppen und in Kurven, ohne Sicht, und ohne irgendeiner Restahnung, wie sie die geschaffene Situation wieder unfallfrei auflösen können. Die Häufigkeit solcher Aktionen hat aber, siehe oben, stark abgenommen. Der Vorrang wird von manchen etwas rustikal wahr genommen: Wer das dickere Gefährt, das Gefährt mit mehr PS hat, hat Vorrang.

Lokale Infos:
Ich kenne die Region um Pylos und Gialova sehr gut. Wir radeln dort schon seit vielen Jahren, mit den Alltagsrädern und dem Tandem. Ich habe dort u.a. einige, teils ausgesprochen interessante und sportliche, MTB-Routen gefunden. Mit den Rennrädern könnt ihr dort aber auch genug schöne Runden drehen. Campingplätze in Gialova: Camping Erodios (dort sind wir immer, sehr guter Standard), Camping Navarino.

Hunde:
Allgemeine Aussagen lassen sich nicht treffen. Ihr könnt viele km völlig unbehelligt radeln, oder an einem einzigen Tag von mehreren angegriffen werden. Die Biester in Gr. wissen, wie man Wadeln beißt: schweigend, im Anlauf schräg von hinten. Wer hinter sich Krallen am Asphalt kratzen hört, schaut sich besser sofort um. Die wilden Hunde waren bei uns immer harmlos. Haus- und Hofhunde, sowie Schäferhunde waren die Übeltäter. Interessant dabei war, dass mehr als einmal der Hundebesitzer interessiert zugeschaut hat, wie sein nettes Tierchen versucht hat, den Passanten zu verspeisen, den Kaffee gemütlich in der Hand, ohne irgendeinem Versuch, das Biest daran zu hindern. Man schaut bei sowas gerne weg, hat mir ein Grieche einmal erklärt, das ist peinlich.

Auf asphaltierten Straßen ist das Risiko kleiner, aber ganz und gar nicht unmöglich. Dort kommen wahrscheinlich öfter Fremde durch.

Ich habe beim Radeln dort immer ein Pfefferspray mit (in Slowenien mit Erfolg 2x ein gesetzt, braucht nur gute Nerven, weil es nur auf kurze Entfernung wirkt). Es ist in Griechenland nicht legal, so weit ich weiß. Aber eine legale Bisswunde in der Wade ist mir unangenehmer als eine theoretisch mögliche Strafe wegen des Sprays. Ein Bambusstock mit Spitze ist auch praktisch, da leicht, und nicht, wie ein Stein nach dem Werfen, weg. Wobei die Hunde Steine kennen, sie wirken daher. Davon Radeln hat bei mir nur sehr selten funktioniert. Das weckt den Jagdtrieb und spornt zu Höchstleistungen an.

Speziell kritisch habe ich Hunderudel erlebt. Die fühlen sich gemeinsam stark und teilen sich auf. Ich habe es aber bisher immer geschafft, ungebissen zu entkommen.

Im Fall des Falles hilft am ehesten, sich zu stellen: Stehen Bleiben, den Hund anbrüllen, Spray oder Stock zücken, wenn nötig und möglich. Dann weiß er, dass die lustige Jagd ernst wird und er selbst auch was riskiert. Da fängt auch der hirnloseste Waden-Aspirant zu denken an, ob sich ein weiterer Angriff lohnt.

In heiklen Orten (v.a. am Rand von einsamen Dörfern und in der Nähe von Schafpferchen, bei einsamen Höfen) klicke ich seit einem Abflug wegen eines Köters immer die Cleats aus, damit ich besser reagieren kann.

Darin sehe ich aber keinen Grund, nicht in Griechenland zu radeln. Es ist schön dort! Und die Leute sind sehr nett.

Wenn ihr genauere Infos zu Gialova braucht, schreibt mir.

lg!
georg


Geändert von irg (26.10.22 17:18)
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#1513034 - 26.10.22 20:25 Re: Griechenland Rennradtouren [Re: irg]
uwe&margit
Mitglied
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 552
Hallo irg,

Vielen Dank für deine ausführliche und sehr informative Beschreibung von der Pelepones.
Ja, es sind diese Hunde, besser gesagt die Unprofessionalität und Unerfahrenheit der Halter, die uns zurückhaltend machen.

Trotzdem, wir waren in Italien schon häufiger Tandemfahren . Cilento: schwierig, Kalabrien: schwierig, Apulien: Vorbildlich. Gegend um Punta Ala : vorbildlich ( alles bezogen auf die Hunde). Im Cilento wurde mir der Urlaub verdorben durch die Hunde.
Hast du ne Idee, wie das Wetter im Oktober, November auf der Pelepones ist?

Südliches Griechenland ist ja aus D kein Katzensprung. Da ist man ja .. Stunden, Tage .. unterwegs.


Merci
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#1513037 - 26.10.22 22:13 Re: Griechenland Rennradtouren [Re: uwe&margit]
Falk
Mitglied
anwesend und zufrieden anwesend
Beiträge: 33.882
Auch, wen ich nicht irg bin, das Wetter kann zum Problem werden. Früher hieß es in Griechenland so etwa »Ab dem 20. Oktober muss man heizen«. Das Mittelmeerklima ist nunmal so, dass die Tiefdruckgebiete im Winterhalbjahr südlicher ziehen, weshalb die Regenfälle konzentriert in dieser Zeit fallen. Praktisch ist es so, dass es im Regen und bei bedecktem Himmel richtig kalt wird, während es, wenn die Sonne scheint, zumindest in Küstennähe ordentlich warm werden kann. Dazwischen gibt es praktisch nichts. Die Wetterverhältnisse sind allerdings auch um das Mittelmeer unsicherer geworden. Mit durchgehend Sonne würde ich im Spätherbst jedenfalls nicht rechnen. Ist Euer Wohnwagen heizbar?
Mit zunehmender Höhe wird es auch in Griechenland kälter.
Falk, SchwLAbt
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#1513041 - 27.10.22 05:56 Re: Griechenland Rennradtouren [Re: uwe&margit]
irg
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abwesend abwesend
Beiträge: 6.568
Mei, zum Wetter kann ich nicht viel sagen. Wir waren bisher, familienbedingt, nur in den Schulferien im Sommer dort. Laut den Einheimischen kann es, wie falk sagt, im Spätherbst durchaus ungemütlich werden. Aber ihr seid 2 Erwachsene, da könnt ihr es euch im Wohnwagen gemütlich machen, wenn es draußen grauslig ist, und seid bei trockenem Wetter schnell wieder unterwegs.

Ob ihr eine Heizung braucht? Wahrscheinlich hat euer Wohnwagen eine, und ich weiß von Campern, die ihre Gasflaschen in Kalamata aufgefüllt haben. Eine meiner Töchter hat ein Winterhalbjahr in einem völlig ungeheizten Steinhaus in Cadiz (ganz andere Ecke Europas, aber wohl nicht wärmer als Griechenland) gelebt und es war kein Problem, wenn auch manchmal etwas ungemütlich. Dort heizt niemand, haben ihre Gasteltern gesagt.

Runterfahren:
Wir fahren auch mit einem Wohnwagen, wenn auch nur aus dem Süden Österreichs. Die schnellste Variante für euch dürfte über Ancona oder Mestre ("Venedig") und Patras sein. (Ich weiß nicht, wo ihr wohnt.) Camping on Bord gibt es in dieser Jahreszeit meines Wissens nicht (überprüfen), die Fahrt kostet aber ohnehin weit weniger als im Sommer. Da ist eine Kabine leicht drin. Dann seid ihr schon da.
Auch der Landweg ist seit der Fertigstellung der Autobahn in Serbien und Nordmazedonien weit angenehmer zu fahren. Auf der Route über Albanien erspart die Brücke zum Peljesac den Grenzstau vor Bosnien, dazu gibt es in Albanien einiges an zu schauen.
Uns, die wir mit unserer behinderten Tochter und mir als alleinigem Autofahrer relativ kurze Etappen fahren, kostet der Landweg etwa einen Tag mehr als die Fahrt mit der Fähre. So schlimm ist das also nicht mehr.

Der Erodios hat übrigens vielleicht nur bis zum 25.10. offen (nachprüfen, mail schreiben oder anrufen), der Navarino bis 31.10.

lg!
georg
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