Radreise & Fernradler Forum
Radreise & Fernradler Forum
Wer ist online?
7 Mitglieder (Astronomin, Kettenklemmer, ta7h12, iassu, 3 unsichtbar), 348 Gäste und 832 Suchmaschinen sind im Forum unterwegs.
Details
Erweitert
Rund ums Forum
Regeln
Die Regeln für dieses Forum
Nutzungsbedingungen
Vereinbarungen für die Benutzung
Das Team
Wer steht hinter dem Forum?
Verifizierung
Offenlegung deiner Identität
Beteiligte Homepages
Radreise-Seiten, die das Forum eingebunden haben
Mach mit!
Dieses Forum für deine Homepage
RSS Feeds RSS
Eine Übersicht öffentlicher RSS Feeds
Plauderecke
Zum Unterhalten und Plauschen
Die Geschichte
Die Geschichte des Forums
Spende
Unterstütze das Forum
Radreise-Wiki
Partnerseiten
Statistik
29258 Mitglieder
97720 Themen
1534343 Beiträge

In den letzten 12 Monaten waren 2205 Mitglieder aktiv. Die bislang meiste Aktivität war am 02.02.24 17:09 mit 5102 Besuchern gleichzeitig.
mehr...
Vielschreiber (30 Tage)
Keine Ahnung 83
Juergen 74
panta-rhei 56
iassu 52
Falk 49
Themenoptionen
#961063 - 30.07.13 14:24 An Salzach und Inn
Frankenradler
Mitglied
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 257
Dauer:
Zeitraum:
Entfernung:220 Kilometer
Bereiste Länder:deDeutschland
atÖsterreich

Liebes Forum,
jetzt wage ich mich nun mal an meinen ersten Reisebericht. Ich musste erst noch lernen, wie das mit dem Bilderhochladen geht. Meinem Sohn sei Dank, der hat mir das beigebracht.

Thema der Reise war die Landesausstellung des Hauses der Bayrischen Geschichte, die 2012 das Verhältnis zwischen Bayern und Österreich betrachtete. Damit waren die Hauptorte geklärt: Burghausen am Inn, Ranskofen bei Braunau und Mattighofen, die drei Orte der Ausstellung.

Anfahrt also am Sonntag nachmittag mit der Bahn. Es ist ordentlich was los, aber die Tipps des ADFC zum Verhalten in den Radabteilen bewähren sich wieder mal. Man redet miteinander und kommt so gut klar, auch als es später enger wird. Wenn man die Leute anspricht, sind sie auch kooperativ. Auch das Umsteigen klappt, obwohl in Landshut der Fahrstuhl defekt ist. In Marktl steige ich aus, das berühmte Geburtshaus kann ich mir sparen, da war ich vor ein paar Jahren schon mal und rolle gleich raus zum Campingplatz. Dank an die Tippgeber im Wiki, stimmt immer noch. Der nahe Badesee ist auch idyllisch, aber für heute zu frisch:



Für die beiden Schauer am Abend kann der CP nichts, und am Verkehrslärm um 5 Uhr früh auch nicht.

Am Montag stellt sich dann heraus, dass an der B 20 schon lange ein Radweg gebaut ist, der in der ADFC Karte fehlt. Da ich so schnell wie möglich vorwärts kommen will, nehme ich die direkte Strecke. Trotz des morgendlichen Berufsverkehrs bleibt es angenehm, auch weil der Radweg ab und zu seitlich im Wald verschwindet. Die Stadt Burghausen begrüßt mich standesgemäß:




Was macht man da nur bei Windstille? Aber dann die erfreuliche Erkenntnis: die B 20 kommt auf der Höhe an und der Weg zur Burg ist fast eben. Die Burganlage ist die größte in Europa und für sich schon sehenswert. Sie wird in vielen Tafeln auch gut erklärt. Die Ausstellung selbst ist eine Geschichte für sich, dazu nach dem dritten Teil mehr. Am meisten haut einen aber der Ausblick um:





Auch von unten (steile Abfahrt!) ist die Burg sehenswert und die Stadt hat auch ihren Charme:





Am Marktplatz treffe ich auf einen Kollegen:



Leider habe ich nichts näheres von ihm erfahren. Auch ich kenne das Schicksal mit vierbeinigen Wesen, die ihr Revier verteidigen wollen. Dann kommt gleich die Grenze nach Österreich und damit ein Blick zurück:



Unmittelbar weg vom Fluss heißt auf dieser Tour immer wieder: runter in den kleinsten Gang und Höhe gewinnen. So auch hier, aber dann geht es auf gut markierten Wegen flussabwärts zur Mündung der Salzach in den Inn:



und weiter nach Ranshofen. Dort erwische ich am frühen Nachmittag noch den zweiten Teil der Ausstellung und komme trotzdem noch rechtzeitig am Campingplatz Braunau an. Die Stadt lasse ich links liegen, weil ich vor einigen Jahren auf dem Weg von Mittenwald – München – Passau schon mal hier war. Der CP liegt an einer idyllischen Adresse „Quellenweg“, aber auf der anderen Seite ist die Umgehungsstraße! Da wird man früh rechtzeitig wach schmunzel

Im Zusammenhang mit der Ausstellung gibt es einen Sonderprospekt mit den Ausstellungsorten und den dahin führenden Radwegen. Den Weg die Mattig hinauf nehme ich unter die Reifen und lasse mich unterwegs auf einen Seitenweg lotsen, weil das Schild „Mittelpunkt Europas“ lockt. Die Enttäuschung ist aber total: es ist bloß eine Dorfwirtschaft, die so heißt:



Kurz nach dem Frühstück habe ich natürlich keinen Bock auf Pause und fahre gleich weiter. Unterwegs merkt man viel von der bodenständigen Frömmigkeit in dieser Gegend, zum Beispiel viele kleine Kapellen und die Kirchen an herausragenden Orten:







Gegen Mittag komme ich in Mattighofen und besuche den dritten Teil.

Also, die Landesausstellungen sind immer gut bestückt. Viele alte Urkunden und Schaustücke (z.B. ein Dokument mit der Originalunterschrift von Napoleon), die Inhalte der Erklärungen sind gut und erhellend. Ich gehe klüger raus als rein. Aber dieses Jahr muss ich die Art der Präsentation bemängeln. Historische Dokumente sind lichtempfindlich, aber die Ausstellung ist auch an einer Reihe anderer Stellen abgedunkelt, was das Lesen erschwert. Viele Beschriftungen sind zu klein und schlecht platziert. Ich trage eine Gleitsichtbrille und das zwingt mich stellenweise zu dümmlichen Körperhaltungen, damit ich lesen kann.

Aber inhaltlich: wenn das so vorgestellt wird, die Jahrhunderte der Geschichte mit den vielen Kriegen, Heiraten und Grenzverschiebungen, da komme ich schon ins Grübeln. Mir wird wieder mal bewusst, welch großer Fortschritt die letzten 50 Jahre europäischer Einigung gewesen sind und ich bin froh, dass ich in dieser Friedenszeit leben darf. Das ganze aktuelle Krisengerede wird dagegen ganz klein. Europa ist ein riesiges Friedensprojekt und das darf man nicht aus den Augen verlieren! Deshalb fahre ich im Ausland auch mit der Europafahne am Rad.

Neben dem Schloss in Mattighofen steht ein schöner Mammutbaum:



Da lernt man auch mal was über andere Zeitdimensionen als in unseren aktuellen Debatten. Danach rolle ich weiter und suche eine sonnige Stelle, um Mittagspause zu machen und meine morgenfeuchte Ausrüstung in der Sonne zu trocknen (wasserdichtes Gepäck wirkt nun mal in beide Richtungen: was feucht reinkommt, kommt abends auch feucht wieder raus):



Dann beim Weiterfahren: Ey, krass, ein Gletscher!



Von zwei Radlerinnen erfahre ich, dass das der Dachstein ist. Für mich Mittelgebirgs- Yeti ist das immer ein tolles Ding, da radelt man friedlich vor sich hin und plötzlich ist der Horizont mit Bergen tapeziert!

Dann komme ich in ein Seen- Gebiet:



und komme auf dem CP Obertrumbach unter.



Der Abend bringt einen tollen Blick aus dem Zelt hinüber zum See und mit dieser Kulisse schläft man freudig ein



Nächstes Mal mache ich das Mückennetz auf, bevor ich aus dem Zelt raus fotografiere.

Am nächsten Tag dann Richtung Salzach. Zwischen Anthering und dem Fluß liegt ein Gehege mit Umzäunung. Für die Fußgänger und Radfahrer hat man sich was einfallen lassen:







Na, da kommt so richtig Vertrauen auf. Vor allem sind die kleinen Stufen auf der falschen Seite, wenn man ein Rad zu schieben hat. Die Einfahrt schaffe ich mit Schieben, beim Ausgang ist aber alles zu glatt. Ich rutsche ständig wieder rückwärts. Da hilft nur: Gewicht verkleinern, Gepäck runter und einzeln rübertragen. Drüben dann wieder aufbauen. Offensichtlich bin ich an einer beliebten Ecke gelandet:



Hier entscheide ich mich, wieder nordwärts, dem Fluß folgend zu radeln und mache Station in Oberndorf. Das ist das Dorf, in dem das Lied „Stille Nacht“ entstanden ist. Es wird mit einer Gedächtniskapelle geworben. Dort aber heißt es nur sinngemäß: Hier stand die Kirche, in der das Lied erstmals erklang. Sie wurde abgerissen und diese Kapelle gebaut. Wenn Sie mehr wissen wollen, gehen Sie nach nebenan ins Museum.

Ich habe Verständnis für die Leute in den Fremdenverkehrsgebieten, dass sie in der Saison das Geld für das ganze Jahr verdienen müssen, aber das geht mir dann doch zu weit, erst recht in kirchlichem Zusammenhang. Ein Foto von der Kapelle genügt mir



Zurück an der Salzach wird mal wieder die europäische Dimension der Reise deutlich: Auf der anderen Flussseite ist Laufen in Deutschland.



Etliche Kilometer weiter nördlich kommt dann Tittmoning und ich komme wieder zurück nach Deutschland. Ganz einfach, kein Grenzposten, keine Kontrollen, nur ein kleines Schild auf der Brücke:



Europa von seiner besten Seite!

Hinter Tittmoning wieder ordentlich bergauf. Der Radweg aus der Stadt heraus geht ein Stück auf der B 20, der Verkehr ist entsprechend. Neben der Straße eine steile Böschung, dann ein Stacheldrahtzaun, dahinter ist es etwas flacher, es kommt eine Weide. Es ist heiß, lange schon fahre ich mit Untersetzung, wegen der vielen Autos extrem rechts. Dann bin ich zu weit rechts, komme vom Teer ab und verliere das Gleichgewicht. Das nächste, was ich erkenne: Ich liege auf dem Rücken, kopfunter in Richtung Weide und spüre, dass der Stacheldrahtzaun am Helm drückt. Mein erster Gedanke: ohne Helm wäre der Stacheldraht jetzt in deinem Kopf. Auch an der Schulter spüre ich Draht und versuche, mich so zu bewegen, dass ich nicht die Kleidung aufreiße. Das zweite Bild: ich liege bäuchlings mit dem Kopf nach oben auf der Böschung und kann den Verkehr erkennen. Ein Linienbus war stehen geblieben und fährt jetzt weiter, als der Fahrer sieht, dass ich mich aufrichte. Ein Ehepaar schiebt die Räder bergan und hilft mir auf. Ein paar Hundert Meter weiter ist eine Parkbucht, da bleibe ich stehen und inspiziere Mensch, Rad und Gepäck. Der Mensch hat eine Schramme,



das Rad und das Gepäck sind in Ordnung. Ich pflastere was drauf und fahre weiter, weg von der B 20 auf den Radweg auf Nebenstraßen. Ein paar Dörfer weiter ist ein kleiner Laden, ich kaufe Wasser nach und genehmige mir eine grooooooooße Flasche Cola. Ich hab Heißhunger auf was Süßes und bilde mir ein, jetzt tut mir Koffein gut. Jetzt wird neu gedacht und gerechnet und ich entscheide, dass ich wieder nach Marktl fahre und den CP vom Anfang nochmal besuche. Diesmal nehme ich aber die Anfahrt durch den Wald, wo ich auch gut geleitet werde



Die Chefin vom CP ist Krankenschwester und fährt sofort ihre Helfergene aus, als sie mich sieht. Aber schließlich habe ich auch mal im Krankenhaus gearbeitet! Bei Lichte betrachtet und am Abend in Ruhe bedacht: mein Kilometerzähler nähert sich der 39.000- Grenze, es ist erst der zweite nennenswerte Sturz, an den ich mich aus den letzten 30 Jahren erinnere. Meine guten Vorsätze haben sich bewährt: nur mit Helm fahren, Gepäck gut befestigen. Mein Schutzengel war auch dabei, weil das Rad oben an der Straße geblieben war. Wenn es mit mir oder nach mir den Hang hinunter gerutscht wäre, wären die Probleme größer geworden. Da muss noch ein zweiter Schutzengel unten den Stacheldraht gehalten haben.

Als ich die Reise geplant hatte, hatte ich mehr Zeit und wollte eigentlich nach Süden weiter bis Italien. Aber das ging dann aus beruflichen Gründen nicht (Wasserschaden im Büro, Urlaubssperre). Erst war ich darüber traurig, aber jetzt habe ich den Eindruck, dass mit dem Abschluss der Ausstellungsbesuche auch so eine runde Sache entstanden ist. Ich bin's zufrieden und entscheide, am nächsten Tag nach Mühldorf/ Inn zu rollen und von dort mit der Bahn nachhause.

Unterwegs ein Schild: Biberschäden



Ich denke mal, der Biber hat einfach eine Burg für seine Liebsten gebaut. Nochmal ein Blick auf den Inn:



dann ist Mühldorf errreicht, gerade als die ersten Regentropfen fallen. Die Bahn schenkt mir eine Verbindung, in der ich nur in Landshut umsteigen muss (andere Verbindungen bringen 3 bis 4 Umstiege) und ich genieße einen ruhigen Abschluss der Fahrt.



In Deutschland natürlich mit Frankenfahne am Rad!

Mit klingelnden Grüßen
Gerhard
Safari njema (Kisuaheli: Gute Reise)
Nach oben   Versenden Drucken
#961286 - 31.07.13 07:10 Re: An Salzach und Inn [Re: Frankenradler]
StephanBehrendt
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 13.888
Ich habe deinen Bericht mit Interesse gelesen.
In Antwort auf: Frankenradler
Meine guten Vorsätze haben sich bewährt: nur mit Helm fahren, Gepäck gut befestigen. Mein Schutzengel war auch dabei, weil das Rad oben an der Straße geblieben war.
Diese Schlussfolgerung halte ich allerdings für etwas verquer.
Gegen einen Sturz in den Straßengraben hilft nicht das Fahren direkt am Fahrbahnrand und das Tragen eines Helms sondern ein vernünftiger Sicherheitsabstand zum Fahrbahnrand: Knapp ein Meter sind für eine sichere Fahrweise nötig, meint die Rechtssprechung. Ich halte bei Fahrten mit viel Gepäck sogar einen größeren Abstand für notwendig.

Schließlich geht es darum, einen Sturz vorab zu verhindern, und nicht darum, die Unfallfolgen einer risikoreichen Fahrweise zu minimieren.
------------------------
Grüsse
Stephan
Nach oben   Versenden Drucken

www.bikefreaks.de