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#951466 - 26.06.13 19:36 Kleine Runde in Deutschlands Süden
Tequila
Mitglied
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 35
Dauer:4 Tage
Zeitraum:17.6.2013 bis 20.6.2013
Entfernung:290 Kilometer
Bereiste Länder:
Externe URL:http://home.arcor.de/bruehlsoftware/Suedschwarzwaldweg_Bericht.pdf

Das war nichts weniger als eine Radreise. Eher eine kleine Runde als Test des neuen Fahrrades ausgerechnet während der heißesten Tage des Jahres. Vielleicht interessiert es ja doch den Einen oder Anderen. Das pdf könnte allerdings wegen der vielen Bilder länger zum Laden brauchen.

Zum besseren Verständnis: Ich bin 65 Jahre alt und lungenkrank.

Gruß
Ursula

Geändert von Tequila (26.06.13 19:38)
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#951510 - 27.06.13 01:08 Re: Kleine Runde in Deutschlands Süden [Re: Tequila]
jovo
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
abwesend abwesend
Beiträge: 2.248
Der Link linkt nicht...
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
Satzzeichen sind keine Rudeltiere.
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#951513 - 27.06.13 04:46 Re: Kleine Runde in Deutschlands Süden [Re: jovo]
Tequila
Mitglied
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 35
Der Link linkt doch - dauert aber
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#951514 - 27.06.13 04:58 Re: Kleine Runde in Deutschlands Süden [Re: Tequila]
FordPrefect
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 3.231
In Antwort auf: Tequila
Der Link linkt doch - dauert aber


Ich bekomme nur eine Fehlermeldung der Kundenbetreuung von Arcor.de. Kopier doch einfach deinen Textinhalt und setz ihn hier noch einmal rein......


Viele Grüße / Micha
-------------------------------------------------------
Always look on the bright side of life !
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#951517 - 27.06.13 05:20 Re: Kleine Runde in Deutschlands Süden [Re: Tequila]
Holger
Moderator
abwesend abwesend
Beiträge: 18.094
In Antwort auf: Tequila
Der Link linkt doch - dauert aber

Nö, es kommt eine Meldung, dass die Seite den Leistungsumfang überschritten habe.

Gruß,
Holger
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#951552 - 27.06.13 08:37 Re: Kleine Runde in Deutschlands Süden [Re: Holger]
Tequila
Mitglied
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 35
Sorry, ihr habt recht - Arcor zickt mal wieder rum
Aber ok, dann mal hier im Original, leider ohne Bilder

Im Bogen von Hinterzarten über
• Stühlingen,
• Waldshut,
• Basel,
• Freiburg zurück zum Auto


Montag, 17. Juni,

4:30 Uhr. Die Vögel halten ihren üblichen lauten Morgenpalaver. Wenn der Wetterbericht Recht behält, soll es heute recht warm werden und ich will einen großen Teil der ersten Etappe des Südschwarzwald-Radweges noch am Vormittag zurücklegen.
Die Hinfahrt steht allerdings unter keinem guten Stern. Um Baustellen und beginnenden Berufsverkehr bei Karlsruhe zu umfahren, wähle ich die Strecke durch Frankreich. Nicht ahnend, dass hier die Rheinbrücke gesperrt ist und ich etwas planlos nach einer Umleitung suchen muss. Das Navi versucht trotzig, mich immer wieder auf die nicht passierbare Brücke zu dirigieren.
Gegen 8:30 Uhr – eine Stunde später als geplant – stehen wir dann aber auf dem Parkplatz am Bahnhof Hinterzarten. Von hier soll laut Beschreibung die Reise starten. Gierig verschlingt der Parkautomat all mein Kleingeld und ist nach zwei vergeblichen Überredungsversuchen so gnädig, mir ein Ticket für eine Woche zu verkaufen.

Nun geht alles ganz fix: Rad abgeladen, noch schnell die Kette gefettet, Taschen dranhängen und auf geht's.

Dass Werbeversprechen kein Glauben zu schenken ist, weiß man ja. Wenn die Propaganda des Weges von „meist eben oder bergab“ und „fast ohne Höhenmeter“ spricht, kann sie diesen Teil der Strecke nicht gemeint haben. Auf wassergebundenen Wegen, mal mehr mal weniger geschottert, mal mehr mal weniger hügelig eine schweißtreibende Angelegenheit. Im Wald ist es noch erträglich, auf freier Fläche heizt es ordentlich ein.
Schon bald laufen wir in Titisee sein, der touristischen Hochburg des Schwarzwaldes. Am Morgen noch erfreulich menschenleer, lässt sich die Haupteinnahmequelle des Ortes nicht verleugnen.

Selbst der wunderschöne See vermag durch seine Umgebung nicht, mich zu einem Foto zu verlocken. Schnell weiter. Ah, verfahren, da vorne ging es doch links hoch.
Als Wegbegleiter dient ein Ringheft mit genauer Beschreibung des Weges und den entsprechenden Karten. Topografisch genaue Karten gewohnt, bin ich oft irritiert, weil hier Einzelheiten fehlen, als unwichtig ausgelassen. Auch die Beschreibung ist gewöh-nungsbedürftig, aber schnell hat man die Eigenheiten des Autors erkannt und kann seine Hinweise einordnen.
Eine leichte Brise kommt auf und ich genieße die bunten Wegränder und Brachwie-sen mit all ihrer Farbenpracht. Lupinen und Arnika, Glockenblumen und Margariten, Mohn und viele, viele mir Unbekannte bilden ein zauberhaftes Ensemble. Dass im Hin-tergrund eine Straße brummt, wird die nächsten Tage zur Gewohnheit werden.

Die Suche nach dem richtigen Weg hält doch lange auf und als ich mir kurz vor Mittag eine kleine Pause gönne, liegen gerade mal 18 km hinter mir. Die Sonne brennt inzwischen und etwas Sonnencreme wäre sicherlich kein Fehler. Schnell ist die Flasche aus der Lenkertasche gekramt. Beim Aufschrauben explodiert sie geradezu und ergießt einen Großteil ihres Inhaltes auf die Hose. Nun denn, die bekommt keinen Sonnenbrand mehr.
Hinter Lenzkirch wird es friedlich. Mal kein Straßengebrumme, Kühe auf der Blumenweise, Milane segeln ihre Kreise. Immer wieder geht es mal mehr, mal weniger bergauf. Bergab strapaziere ich die Bremsen, denn die Rutschgefahr mit dem beladenen Rad ist mir zu hoch in den engen Kurven auf dem losen Schotter.
Aromatisch duftende Heuwiesen und tiefer Schwarzer Wald wechseln sich ab. Eine beschattete Bank lädt zur Pause. Banane knabbern, frisch gekochte Apfelschorle aus der Flasche, eine feine Brise von vorn und das Gezwitscher der Vögel – das Leben kann so schön sein.

Hinter Bonndorf geht es dann in langen Schwüngen bergab. Und hier passiert es: Die Beschreibung passt nicht mehr, die Karte schon gar nicht. Zurück, den Berg wieder hoch? Niemals. An einer Kreuzung sagt mir der Kompass, dass der Weg nach Südosten nicht verkehrt sein wird. Im nächsten Dorf wird mir dann tröstend erklärt, dass ich nicht die erste sei, die sich hier verfährt.
Der Schaden hält sich in Grenzen. Über eine kaum befahrene Bundesstraße rolle ich durch gepflegte Schwarzwalddörfchen bis zur B 314. Noch grübelnd die Karte mit der Natur vergleichend – es muss doch irgendwo eine Möglichkeit geben, diese Straße zu kreuzen – zischt ein gelb-rot-grüner Blitz an mir vorbei. Wendet im eleganten Schwung, kommt vor mir zum Stehen und fragt, ob man mir helfen könne. Ja, 50 Meter dort hinab und dann links, da ist ein Übergang und der Radwanderweg gleich rechts. Sprach’s und verschwand geistergleich - verwachsen mit seiner Rennmaschine. Tja, Rad fahren müsste man können.
„Machen Sie es sich bequem, wir kommen auf Sie zu“ lautet die freundliche Auffor-derung am Eingang des kleinen, gepflegten Campingplatzes. An den Zweitwohnsitzen der Dauercamper vorbei suche ich mir ein schattiges Plätzchen im Hintergrund. Die auch nicht mehr ganz jugendliche Platzeigentümerin braust auf einem Mäher trotz der Hitze fröhlich winkend über die Rasenflächen. Eine halbe Stunde später hat sie mich über den Platz geführt, die Gebühr kassiert (brauchen Sie eine Quittung?) und mir ihre Lebensge-schichte erzählt.
Noch eben zum Supermarkt in der Nähe und noch ein paar Notizen gemacht, dann fordern 34°C und die ungewohnte Anstrengung ihren Tribut: Gemütlich auf der Decke neben dem Zelt schlafe ich über den ersten Seiten meines Buches ein.
Später schlendere ich über den Platz. Zwei weitere Radwanderer sind angekommen, die aber offensichtlich für sich bleiben wollen. Immer wieder staune ich über den Auf-wand, mit dem manche Dauercamper ihr kleines Reich individualisieren. Für mich wäre das nichts, aber wer’s mag – warum nicht?

Mein Fazit des ersten Tages: 61 km, davon 40 km für mich nicht leicht, aber landschaftlich ein Traum. Nachträglich ärgere ich mich, dass ich mich von der Wegesuche und den hohen Temperaturen habe abhalten lassen, noch ein paar Fotos zu machen. Da waren doch diese hübsche Schnitzerei am Eisweiher und das ungewöhnliche Wartehäuschen an der B 315. Wenn nur diese Hitze nicht so arg wäre. Aber ich will mich nicht beschweren, es könnte schlimmer kommen.

Dienstag, 18. Juni


Und es kam schlimmer.
Guten Morgen, 6:00 Uhr, aufstehen. Gut geschlafen und es ist angenehm kühl. Zu-frieden greife ich zur Jacke, setze Kaffeewasser auf und fange schon mal an, das Gepäckchaos wieder zu ordnen. Die Vögel wetteifern mit den Verkehrsgeräuschen der nahen Straße. Ein Umstand, der sich nicht vermeiden lässt, wenn man die Vorteile der Täler nutzen will.
Kurz vor 8:00 Uhr schieben wir durchs Hintertürchen über den Parkplatz und die Bundesstraße, durch Stühlingen. Von der anderen Straßenseite grüßt noch meine gestrige Gastgeberin. Die Jacke ist schon längst wieder verpackt, auf ebenen, gut asphaltierten Wegen schnurren die Kilometer nur so unter dem Radl weg. Heiß, heißer und kaum Schatten. Solange man fährt, sind die Temperaturen gut auszuhalten, aber wehe dem, der wagt, abzusteigen.
Bei Eggingen ist Gegenverkehr angesagt. Eine Klasse neun- oder 10jähriger Jungs strampelt ordentlich in Reih und Glied und gut gelaunt grüßend an mir vorbei.
Die Wärme hat auch Vorteile. Alle Düfte dieser Welt scheinen mir unnatürlich ver-stärkt: Süß und lieblich die Blumenwiesen und Sträucher am Wegesrand, die aromatischen Heuwiesen, der strenge Geruch des reifenden Rapses und die intensiven Wolken der Rosen aus den Gärten. Kirschen und die Erbsen auf den Feldern sind – zu ihrem Glück – leider noch nicht reif.
Ohne jegliche Anstrengung schlendern wir an der Wutach entlang zwischen Bun-desstraße und Schweizer Grenze dem Rhein entgegen. Der Fluss hat schon lange sein natürliches Bett verloren. Eingezwängt und gezähmt zwischen hohen Dämmen plätschert er seiner Mündung entgegen. Während eines Fotostopps überholt mich eine singende, winkende Rentnerband – alles freundliche Menschen hier. Wenn das so weiter rollt, bin ich um Mittag am Tagesziel.

Da kommt der Hinweis auf die Altstadt von Waldshut gerade recht und wir schwenken guten Mutes nach rechts vom vorgegebenen Weg ab. Damit habe ich wohl die steilste Möglichkeit gewählt, die in die Altstadt führt. Das stand leider nicht am Wegweiser im Tal. Dazu verbirgt sie sich erfolgreich und fordert mir lange Umwege ab. Aber der Lohn der Mühe liegt in einer schönen Pause in der Kaiserstraße vor den gut erhaltenen Bürgerhäusern zwischen Ober- und Untertor.
Eine Weile vertreibe ich mir die Zeit damit, die Passanten zu beobachten, die sich doch in allen Fußgängerzonen Deutschlands ähneln: Die Edelgestylte, die ihren modisch geschorenen Pudel im Brunnen plantschen lässt, der Althippie mit langem Haupt- und Barthaar, der junge Vater, der stolz sein Neugeborenes vor dem Bauch trägt, die langbeinige, dunkelhäutige Schönheit …
Von Waldshut aus führt die Route auf den Rheinradweg. Erinnerungen werden wach, denn hier sind wir vor zwei Jahren auf dem Weg aus der Schweiz ebenfalls längs geradelt. Auf einer Bank, die zufällig etwas Schatten ab bekommt, träume ich eine Weile vor mich hin – der Tag ist noch so lang und die Strecke nur kurz.

Die Schönheit von Laufenburg kann ich kaum genießen. Der Schweiß rinnt in Strömen, brennt in den Augen, der steile Weg durch die Stadt gestaltet sich mühsam. Obwohl der Rhein wegen des Hochwassers hier eine Breite zeigt, die man eher in der Höhe von Köln vermuten würde, hat er sich seine schilfgrüne Farbe noch bewahrt.
In der Karte ist hinter dem Städtchen Murg ein „Naturlagerplatz“ verzeichnet. Ein Tipi und etliche Kanus in ihren Ständern, ein langhaariger Naturbursche – der weiß sicherlich Bescheid. Richtig: Angekommen.
Hier findet sich alles, was das Herz begehrt: Eine gemähte Wiese, Dusche, Toilette und eine Mischung zwischen Kiosk, Bistro und Biergarten für das leibliche Wohl. Für 5,50 Euro darf ich mein Zelt aufstellen und nach Belieben duschen. Ein leckerer Eisbergsalat mit Gorgonzola und Eiern, zwei Getränke dazu für insgesamt 9,30 Euro belasten die Reisekasse auch nicht allzu sehr. Der junge Gastgeber ist zuvorkommend und unkompliziert. Die zweite angenehme Übernachtung, jetzt bin ich auf die dritte gespannt.
Am Abend fahre ich noch mal nach Bad Säckingen, aber bei immer noch fast 30°C fällt der Besuch eher kurz aus. Nach insgesamt 67 km versuche ich später, etwas Schlaf zu bekommen.
Morgen steht die längste und auch nervigste Etappe auf dem Programm mit der Großstadt Basel und ihrem Umland. Und mit einem Tag, der das Thermometer noch einige Grade höher treiben soll.

Mittwoch, 20. Juni
5:30 Uhr – 26 °C. Es ist jetzt schon unerträglich schwül.
Vor 7:00 Uhr schon sitze ich im Sattel und rolle nach Westen. Die Strecke ist einfach zu finden – immer am Rhein entlang. Jeder schattige Fleck wird ausgenutzt. Ab und an weht ein kühler Hauch vom Fluss hoch, um schnell wieder einer schweren, tropisch-feuchten Hitzeglocke zu weichen. Kein Tier regt sich, kaum ein Mensch zu sehen, der wassergebundene Weg zieht sich endlos. Wolkenlos-trüber Himmel, eine leise Luftbewe-gung von Osten. Jetzt verstehe ich, warum manche Menschen sich Gegenwind wünschen.
Zu allem Überfluss ist der Weg am Fluss immer wieder durch Bauarbeiten gesperrt und der gequälte Radfahrer ist gezwungen, direkt an der Autobahn ohne Baum und Strauch seinen Weg über kiesigen Schotter zu finden. Lediglich ein Vollkleider-Bad in einem der Zuflüsse bringt gelegentlich etwas Abkühlung.
Wasserkraftfeld bei Rheinfelden

Es gibt aber auch Lichtblicke. So das Naturschutzgebiet an der Wehramündung mit seinen vielen Schwänen. Hier kreuzt mir die seit vielen Jahren erste Ringelnatter den Weg. Zu schnell, um sie noch fotografieren zu können.
In den Orten stolpere ich über eine Veränderung der Wegbeschreibungen. Statt ge-nauer Informationen gibt es immer öfter blumige Umschreibungen. Offensichtlich hat ab Säckingen der Autor gewechselt. In Rheinfelden, Muttenz und Basel werde ich Opfer die-ses Wechsels und muss mich hin und wieder auf die eigene Wegfindungskreativität und den Kompass verlassen.

Am Mittag und nach 58 km ist es geschafft. Etwas erschöpft aber glücklich, diesen Alptraum hinter mir zu haben, sitze ich gemütlich auf einer Bank an der Dreiländerbrücke. Großstadtgewimmel, die Strecken in der Schweiz und Frankreich lie-gen hinter mir.

Beine hochlegen und entspannt den Kleinen Grenzverkehr über die Brücke betrachten. Einkäufe werden von Deutschland nach Frankreich geschleppt und umgekehrt. Und dann die Radfahrer. Herrlich die unterschiedlichen Typen. Da ist der sportlich Aktive, der mit seinem Mountainbike zügig die Steigung erklimmt, die engen Kurven mit Bravour meisternd. Ebenso der Rennradler im Wiegetritt. Hoch erhobenen Hauptes mit kerzengeradem Rücken und als Alibi leicht pedalierend rollen Pedelec-Reiter die Rampe hinauf. Probleme gibt es hier nur an den Wendungen – da reicht der Gleich-gewichtssinn nicht immer und Beinahestürze sind vorprogrammiert. Dann gibt es die je nach Beladung mehr oder weniger mühsam ihr Rad die Höhe Hinaufschiebenden, denen auch ich mich gleich anschließen werde. Viele der Räder sind liebevoll restaurierte alte Stücke. Weiß, rosa, hellblau gestrichen mit farblich passendem Blumenschmuck am Einkaufskorb.
In Weil am Rhein schaffe ich es endlich, eine versprochene Ansichtskarte zu schreiben. Im weiteren Verlauf machen Bauarbeiten mal wieder den Weg unpassierbar, aber letztlich darf ich auch diese Stadt verlassen.
Wieder auf deutscher Seite folgen wir weiter dem Rhein stromabwärts. Die Höhen des Schwarzwaldes rücken deutlich näher. 40°C im Schatten, wie warm es in der Sonne ist, mag ich gar nicht wissen. Weiter, immer weiterfahren, absteigen ist nicht angenehm. Wie eine Fata Morgana taucht dann dieser Biergarten auf. Die Aussicht auf ein kühles Getränk und die Hoffnung, die inzwischen fast leeren Wasserflaschen zu füllen, lassen mich anhalten. Der Wunsch nach einem Getränk wird erfüllt, der nach vollen Wasserfla-schen leider nicht. Auf der Toilette gibt es kein Trinkwasser und am Spülhahn will sie mir „aus hygienischen Gründen“ kein Wasser geben. Dann eben nicht. Es ist ja nicht mehr weit und ein Rest ist auch noch drin.
Um 17:00 trudeln wir nach 98 km am Campingplatz ein. „Sie waren schon mal hier“ erklärt man mir an der Rezeption. Recht hat sie, das war ebenfalls auf der Reise von der Schweiz in die Pfalz. Und deutlich missbilligend: „Also, dass Sie bei diesem Wetter Fahr-rad fahren …“ (Tss, diese Senioren von heute. Werden auch immer unvernünftiger)
Der Aufbau des Zeltes gestaltet sich schwierig: In dem harten, steinigen Boden werden die Häringe zu S-Kurven. Schließlich stibitze ich ein paar Ziegelsteine, an denen ich die Leinen provisorisch anbinde. Hoffentlich bleibt das angesagte Gewitter heute aus, sonst hat das Zelt schlechte Karten.
Es will und will nicht kühler werden, aber zumindest gibt es kein Gewitter in der Nacht.

Donnerstag, 21. Juni
Endlich erträgliche Temperaturen. Wieder bin ich früh unterwegs, will die letzte Etappe vor Mittag zu Ende bringen, denn die Fahrt nach Hause wird auch noch ein paar Stunden in Anspruch nehmen.
Am Vormittag bedeckt sich der Himmel und über den Schwarzwaldhöhen sieht man Regenschauer niedergehen. In Heitersheim lockt eine Bäckerei, die freundlicherweise einige Tische und Stühle vor der Türe stehen hat. Das gibt ein genüssliches Frühstück.


Locker und zügig radeln wir durch das Markgräfler Land. Fast fühle ich mich schon wie daheim mit den lang gezogenen Hügeln voller Reben. Felder, Weingärten, kleine Orte, ein Baum mit reifen Wildkirschen – so soll es sein. In Freiburg werde ich noch einmal Opfer einer für mich unverständlichen Wegebeschreibung, aber dann führt uns die Dreisam langsam aber stetig ansteigend dem heutigen Etappenziel Kirchzarten zu. Ein letzter Anstieg und fast ein wenig wehmütig rollen wir hinab, dem Ende der Reise entgegen.
Punkt 12:00 Uhr nach 58 km parkt das Drahteselchen vor dem Kirchzartener Bahnhof. Zwei Fahrkarten für je eine Person werden mir ausgehändigt, dann heißt es warten auf den nächsten Zug, der uns wieder zum Auto zurückbringen soll.
Fahrrad und Gepäck in den Waggon gewuchtet, dann geht die Fahrt los. Kurzer Halt im Himmelreich, dann quält sich der Zug durch das Höllental. Quetscht sich durch enge Tunnel, drückt sich an Felswänden entlang. 500 Höhenmeter gilt es zu bewältigen. Die Welt wird grauer und tief unter uns sieht man LKWs die gewundene B31 bergauf und bergab schleichen.
Nach 20 Minuten „nächster Halt: Hinterzarten“. Einsam wartet das Auto auf die Rückreise. Nebelig ist es hier – oder sind es die Wolken, die wir von unten sahen?
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#953000 - 02.07.13 17:12 Re: Kleine Runde in Deutschlands Süden [Re: Tequila]
ro-77654
Gewerblicher Teilnehmer
abwesend abwesend
Beiträge: 5.767
Ab Mitte Juni bis Ende August kann es im Bereich des Rheins in der Gegend oft an die 40 Grad heiß und vor allem schwül werden - meist dann nachts ohne Abkühlung. Außerdem gibt es oft Gewitter.
Deshalb empfehle ich die Zeiten Anfang Juni und ab Ende August bis Ene September.
Gewerblich: Autor und Lastenrad-Spedition, -verkauf, -verleih
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#954566 - 07.07.13 16:35 Re: Kleine Runde in Deutschlands Süden [Re: Tequila]
JimmiBondi
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 124
Hallo Ursula,

ein schöner Bericht, auch wenn der Link leider nicht geht (ein paar Bilder wären schon nett).

Wegen der Länge der Strecke : Entscheidend beim Radreisen ist nicht die km-Leistung pro Tag, sondern die Erlebnisse unterwegs...ob man 50 km an einem Tag fährt oder 250 km ist dann eigentlich Nebensache. Ist natürlich eine rein persönliche Meinung.

Da ich früher selbst lange Zeit chronisch krank war, weiss ich aber auch, welch schönes Gefühl es ist, aus eigener Kraft etwas geleistet zu haben, auch wenn andere Leute diese Leistung dann "banal" finden. In diesem Sinne wünsche ich dir noch viele erlebnisreiche Radreisen.

Gruss
Markus

Geändert von JimmiBondi (07.07.13 16:37)
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