Hallo Forum,

für das Jahr 2009 plane ich mit einem Freund eine 3 - 4 Monatstour von Anchorage nach Calgary. Im Moment kann von einer Planung allerdings kaum die Rede sein. Für den Anfang habe ich folgende Fragen an Radler, die in der Gegend schon einmal längere Zeit waren:

Wie weit ist das ungefähr? Mir steht z. Z. nur ein Weltatlas zur Verfügung - ich schätze die Entfernung auf ca. 5.000 km, ist die Schätzung halbwegs zutreffend? Welches Kartenmaterial ist empfehlenswert? Ich rechne nicht mit einem großen Straßengewirr und halte 1 :750.000 für ausreichend - weiß es jemand besser? Lohnt ein Umweg über Dawson (wegen dem ollen Jack London)? Welche Sehenswürdigkeiten gibt es, die ihr mir empfehlen könnt? Welche Wanderungen sind empfehlenswert? Empfiehlt sich eine Fahrt an der Küste - ist das überhaupt möglich, oder ist es besser im Landesinneren entlangzufahren? Die Fahrt durch die Rocky Mountains werd ich mir nicht verkneifen. Welche Repressalien habe ich von unseren amerikanischen Brüdern zu erwarten, wenn das Rückreiseticket von Kanada aus geht und mehr als 3 Monate in der Zukunft liegt? Ist es nötig Vermögen nachzuweisen, wenn ja, wieviel? Ist es besser im Juni oder Juli zu starten, wenn wir in Anchorage starten? Sind Fahrradtransporte per Bahn oder Bus möglich, wenn wir uns mit der Zeit verhaspeln? Zeitdruck im Urlaub ist was schreckliches!

Ich denke ich habe Euch genug Fragen gestellt und freue mich auf Eure Antworten.

Gruß Peter

Hi Peter,

ab Anfang 2009 (pessm. Schätzung) kannst Du den angeblichen schönsten Teil der Rocky Mountains (Jasper - Banff) inkl. Wanderungen auf meiner HP nachlesen...

Gruß
Thomas

Viamichelin meint, dass das auf halbwegs direktem Kurs ca. 3.500 km sind. Mit 5.000 solltet Ihr inkl. Abstecher auf der sicheren Seite sein.
Gruß
Uli

Hallo Peter,

Du solltest Dir auf jeden Fall The Milepost besorgen. Der ist zwar fast so dick wie ein Telefonbuch, aber darin findest Du alle Informationen, die Du für Deine Tour benötigst.

Bernd

Hi Peter!

Ich bin 2001 von Haines nach Valdez geradelt, dann mit der Faehre nach Seward und schliesslich ueber Anchorage, Denali, Fairbanks, Dawson City, Alaska Highway, Prince George, Jasper, Radium nach Vancouver. Das waren 8000 km. Mit Deinen 5000 nach Calgary liegst wohl in etwa richtig. Fuer die ganze Tour hatte ich dreieinhalb Monate. Du hast also noch Platz fuer Abstecher. Als Karte zum Planen kauf Dir eine von Alaska, eine Yukon, eine BC und eine Alberta. Massstab 1:1 Mio reicht im Norden. Es gibt nicht mehr Strassen und Ortschaften! Der Milepost wurde schon erwaehnt. Hat zwar Telefonbuchformat, ist aber jeden Cent wert.
Dawson lohnt sich! Nicht wegen der Jack London-Huette, aber die Stadt ist ein Knaller, und auch der Taylor-Highway / Top-of-the-World-Highway ist nicht zu verachten. Dort sitzen in den Creeks neben der Strasse noch die Goldsucher mit der Pfanne im Dreck. Da die einzige Alternative zu dieser Strecke der Alaska Highway ist, solltest Du das ueberlegen. Der Taylor Highway ist allerdings ab 40 km hinten dem Abzweig bei Tok bis zur Grenze nicht asphaltiert (Stand 2001). Halte unbedingt in Chicken.
Ab Whitehorse wurde ich die Skagway-Haines-Haines Junction-Runde fahren. Von Skagway aus bietet sich der Chikoot-Trail als Wanderung an (3-4 Tage). Du folgst dort den Spuren der Goldsucher von 1898 ueber den Chilkoot-Pass. Total faszinieren. Ich hatte im Juni dort oben sogar noch Schnee. Da sah es aus wie man es von den Bildern kennt, nur dass ich alleine war und nicht in einer Schlange von Hunderten Glueckssuchern. Sonst kannst Du im Denali-Nationalpark wandern, aber dort gibt es keine Trail. Du muss Dir selber einen Weg suchen.
An der Kueste kannst Du nicht entlang fahren. Was sich anbietet ist ab Anchorage eine Runde auf die Kenai Peninsula zu fahren, muss aber hin und zurueck die selbe Streck fahren. Noerdlich von Anchorage muss Du Dich entscheiden, ob Du ueber Glennallen nach Tok faehrst (durch die Chugach Mountains) oder ueber Denali und Fairbanks. Ich wollte mir den Denali auf keinen Fall entgehen lassen und habe es nicht bereut. Nimm Talkeetna mit. Ist zwar 14 km vom Highway weg, aber ein lustiges kleines Oertchen.
Auf dem Alaska Highway halte an den Liard Hot Springs. Da kann man wunderbar die mueden Knochen erholen.
Vergiss die "Repressalien". Die Einreise ist fast nichts anderes als vor 9/11. Der einzeige Unterschied ist, dass bei der Passkontrolle von einer Kamera schraeg ueber Dir ein Bild gemacht (unbemerkt) wird und Du Deinen Zeigefinger kurz auf eine Sensorflaeche halten musst, also nichts mit Tusche, Stempelkissen und umstaendlich Abdruck abgeben. Wen's stoert, der braucht ja nicht hinzufahren. Und ob ich von dieser kleinen Kamera fotographiert werde oder von anderen Kameras, die auf allen Flughaefen der Welt haengen, gefilmt werde, dass macht fuer mich keinen Unterschied. Ich habe nichts verbrochen und bin nur einer unter Hunderten Einreisenden. Da faellt man nicht auf.
Wenn Du ein Rueckflugticket hast, ist es egal, aus welcher nordamerikanischen Stadt Du fliegst. Da habe ich noch keine Zicken gehabt. Es ist nicht ja unueblich, dass Touristen herumreisen und von woanders heimfliegen. Das wissen auch die vom INS. Du musst nur drauf achten, dass Du nach 3 Monaten (Gueltigkeit der US-Aufenthaltserlaubnis) Alaska verlassen hast.
Es kann passieren, dass Du gefragt wirst, ob Du genug Geld dabei hast. Eine Kreditkarte, die Du bei Touren in Nordarmerika immer bei Dir fuehren solltest, gilt bei Amerikanern immer als genuegend Vermoegen. Zeig sie vor und es gibt zu dem Punkt keine weiteren Fragen.
Ich wuerde im Juni starten. Da hast Du noch laenger was von den faszinierenden hellen Naechten. Auch wird es sonst Im September / Oktober in den Rockies empfindlich kalt und Du kannst vom Schnee ueberrascht werden. (Kann dort aber auch im Juli passieren.)
Mit der Bahn wirst Du kaum Strecken ueberbruecken koennen. Es gibt im Norden von BC keine Eisenbahn, ausser vielleicht von Prince George nach Jasper. Wenn Du aber von Dawson Creek nach ueber Highway 40 und Hinton nach Jasper faehrst, ist da nichts mit Zuegen. Solltest Du anstatt des Alaska Highway in Watson Lake auf den Cassiar Highway abbiegen, dann kannst Du den Yellowhead Highway zwischen Prince Rupert und Jasper ggf. mit dem Zug fahren. Ob Busse Fahrraeder mitnehmen, weiss ich nicht. Ich habe es nicht gebraucht. Grundsaetzlich ist fuer Deine Strecke mit ueber 3 Monaten aber genug Zeit.
Mensch, ich krieg schon wieder Reisefieber. Viel Spass beim weiteren Planen. Kuemmere Dich zuegig um die Fluege. Ist im Sommer schnell ausgebucht.

Gruss

Bernie

Hallo Bernie,

vielen Dank für die umfangreichen Antwort. Langsam fängt die Planung an, Spaß zu machen. Deine Ausführungen lassen erst mal keine Fragen weiter offen. Ich könnte auch jetzt schon wieder losradeln. Werde mir jetzt Karten besorgen, damit ich genauer weiß, wovon Du schreibst und mich vielleicht später noch einmal melden.

Vielen Dank auch für alle anderen Beiträge.

Grüße aus dem schönen Leipzig vom Peter

Hallo Peter,
direkt an der Küste kannst Du nicht entlangfahren und der Umweg über Dawson City lohnt sich auf jeden Fall. Die "Stadt" ist interessant und die Strecke dorthin noch viel mehr.

Gruß
Wolfgang

Hallo Bernie, liebe anderen Leut,

ich grabe diesen Fred nochmal aus, um mich fuer die freundlichen Hinweise zu bedanken. Die Tour ist nun schon 4 Wochen alt und zaehlt zum grossartigsten, was ich bisher erlebt habe. Als besondere Highlights sind Denali - NP, Taylor-, Top of the world Highway, Dawson City, die Strecke von Whitehorse nach Haines und Sagway zu erwaehnen.

Hier stecken wir derzeit fuer zwei Tage fest, weil ich mich gemein erkaeltet habe. Morgen quael ich mich weiter, weil das Preisniveau ein wenig unertraeglich ist.

Eine solche Tour ist bei allem Erlebnisreichtum und unglaublicher Tierwelt nix fuer Kaffeefahrer. Insbesondere der Wind und die Muecken nerven z.T. recht erheblich. Schwierigkeiten treten auch bei der Essensversorgung auf, weil die hiesige Kueche unsere verwoehnten Gaumen kaum befriedigt und ausserdem recht selten ist.

Die Strecke von Chicken nach Dawson City empfand ich als absoluten Knueller. Die 175 km und 2.700 Hoehenmeter legten wir an einem Tag zurueck, nicht weil wir masochistisch veranlagt sind, sondern weil der Grenzuebergang 20:00 Uhr geschlossen wird und man dann den gesamten Top of the world Highway fuer sich alleine hat. Die Vorstellung, in der Mitternachtssonne Klondike und Yukon zusammenfliessen zu sehen, war einfach zu stark. Das ging zwar in die Hose, weil man den Klondike von da oben nicht sieht, war aber trotzdem ein unglaubliches Erlebnis.

Wir werden unsere Tour morgen nach Carcross fortsetzen und spaeter ueber den Cassier Hw gen Rocky Mountains radeln. Dort wird dann auch mal gewandert. Bislang haben wir ca. 2.200 km auf der Uhr. Man radelt aufgrund der langen Tage und seltenen Zeltplaetze weiter als gewoehnlich, mussten aber auch schon Ruhetage wegen Kotz & Sch.. einlegen. Die Psyche bekommt ab und an bei Regenwetter auch ein paar Dellen, aber wir ziehn es schon durch

alles gute vom Peter

Hi Peter!

Ich freue mich, von Dir zu hoeren und dass die Tour gut ankommt. Von Chicken nach Dawson in einem Tag ist echt krass. Ich habe damals an der Abzweigung nach Eagle das Zelt aufgestellt. Ich hatte wegen 2 Speichenbruechen aber auch Zeit verloren, weil ich die Cassette nicht geloest gekriegt habe und schliesslich mit eierndem Hinterrad bis nach Dawson musste.

Wenn Du nach Carcross faehrst, verpasse nicht den Emerald Lake und laufe den Gegenhang hinauf. Von dort kannst Du unbeschreiblich geile Bilder vom See machen. Wenn Du von Skagway kommst, musst Du ein paar Kilometer an Carcross vorbeifahren, um dorthin zu kommen.

Schreib mal, wie der aktuelle Zustand des Cassiar Highway ist. Mich wuerde interessieren, wie gross dort der Schotter-Asphalt-Anteil ungefaehr ist.

Weiterhin gute Reise wuenscht

Bernie

Hi Bernd,

letztes Jahr gab es nur 3 unasphaltierte Teilstücke auf dem Cassier, zusammengenommen nur knapp 70 km. es ließ sich aber gut fahren.

Thomas

Hallo Bernie,

es ist auch gesuender, das Zelt unterwegs aufzustellen. Wir hatten aber Glueck mit dem Wetter. Dein Hinweis kam leider zu spaet. Ich habe Ihn nicht mehr lesen koennen. Wir sind inzwische in Watson Lake. Ausser Supermarkt, Schilderwald und Library hat das Kaff nix weiter zu bieten. Aber wir versorgen uns hier fuer den Cassier.

Bilder haben wir in Huelle und Fuelle. Sie koennen das erlebte aber sicher nicht wiedergeben. Unsere Raeder haben uns noch nicht verlassen. Bis auf einen Platten gab es noch keine Ausfaelle. Die Etappen schwanken je nach Lage der Zeltplatze zwischen 60 und 180 km am Tag. Bei dem Wetterglueck, das wir haben, macht uns die Tour immer noch Riesenspass. Baer, Wolf, Stachelschwein, Fuchs und Biber laufen einem hier recht haeufig uebern Weg. Gottseidank gab es keine gefaehrlichen Begegnungen, insbesondere mit Meister Petz.

Die Strasse nach Dawson ist bestimmt in besserem Zustand als zu deinen Zeiten, aber immer noch Gravel. Auf Kanadischer Seite ist sie besser. Am Flecken Boundary haben wir eine herrliche Rast gemacht, leider war das Cafe nicht bewirtschaftet. Sehr toll war auch die Fahrt von Haines Jct. nach Haines bzw. von Skagway nach Carcross. Wir sind sehr froh den Kloane NP mitgenommen zu haben.

Alles gute vom Peter

Hallo Bernie,

ich melde mich kurz noch mal aus Smithers. Eigentlich verbietet es sich, bei der landschaftlichen Schoenheit des Cassier ueber Asfalt zu reden. Es gibt schaetzungsweise noch 30 -40km Schotterpiste auf dem Hw. Kurz vor Dease Lake ist ein grosses Stueck und beiderseits des Stikine Rivers. Kurz nach Watson - Lake ist viel Stueckwerk, mal Asfalt, mal Schotter. Insbesondere an Steilstuecken, wie am Stikine River nervt der Schotter trotzdem noch. Die letzte Haelfte des Hw. befindet sich in hervorragendem Zustand, mit feinem Asfalt.

Der Yellowhead Highway ist landschaftlich auch reizvoll, uns nervt aber gerade der Verkehr. Dafuer gab es heute seit langem mal wieder Bier!

Tschau der Peter