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#1247959 - 09.11.16 18:47 Leh-Manali-Highway, Himalaya, Nord-Indien
basti1995
Mitglied
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 67
Dauer:15 Tage
Zeitraum:1.10.2015 bis 15.10.2015
Entfernung:0 Kilometer
Bereiste Länder:inIndien
Externe URL:http://www.bastiontour.com/2015/09/13/fuer-mein-herz-das-paradies/

Du bist eine Woche lang auf über 4000m und wirst von Tag zu Tag kaputter. Mein Gesicht war nach dem Leh-Manali-Highway, den ich am 02.09 gestartet habe, komplett zerstört. Meine Lippen wahren wegen der Kälte, Höhe und dem Wind nur noch Brocken, meine Nase hat sich 2x aufgrund der starken Sonne gehäutet und der Rest vom Gesicht war schmutzig und verbrannt von der Sonne. Aufgrund der Höhe hatten ich eine Nacht fast druchgehend Nasenbluten.
Dein Körper ist nach etlichen Pässen um die 5000m, schwierigen Straßen und wenigen Sauerstoff ein Wrack, dass erst mal 2 Wochen Urlaub am Strand bräuchte.

Wo bleibt jetzt also der Sinn und der Spass an meiner Tour und wieso mache ich dass? Ich habe mehrere Pässe um die 5000m überquert:
Namshang La - 4800m
Polo Kongka - 4920m
Lachulung La - 5060m
Nakee La - 4730m
Baralacha La - 4890m
Rothang Pass - 3978m
Gerade Strecken gab es nur selten. Und wenn, dann bin ich aufgrund des enorm starken Gegenwind auf dem kompletten Highway nicht schneller als 10 km/h vorangekommen. Die Straßen waren oft sehr schlecht und sehr schwierig zu fahren. Du hast so viel Gepäck dabei, dass du total aufpassen musst, dass dir nichts abbricht. Meine Lenkertasche hat es z.B. nicht überlebt und ist nach dem 3. Tag abgebrochen. Die Temperaturen in der Nacht waren weit unter 0 Grad. Manchmal war es kälter als -10 Grad in der Früh. Sobald die Sonne aufgeht, erwärmt sich alles schnell und man kann den Tag zwischen 0 und 7 Grad überstehen. Mein Gedanke war oft: "Wie gerne wäre ich jetzt im Palm Beach in einer heißen Sauna und könnte den ganzen Tag entspannen und noch eine Currywurst essen".
Das Essen bestand in den 8 Tagen meistens ausschliesslich aus Maggi, Omlett und teurer Schockolade. Es war also ein sehr großes Problem für mich, Energie zu finden. Wasser gab es genug, aber oft gefroren und sehr kalt.
Oft bin ich über meine körperlichen Grenzen gekommen. Sei es mit der Konditon, der Kälte oder dem extremen Gegenwind. Diese 3 Faktoren haben mich das ein oder andere mal zum verzweifeln gebracht.
Wo bleibt jetzt also der Sinn dieser Tour und wieso ist es für mein Herz das Paradies?
Die Antwort findet ihr genau hier: Siehe Bilder und Videos unter diesem Link:

http://www.bastiontour.com/2015/09/13/fuer-mein-herz-das-paradies/


Dieses Paradies zu beschreiben. ist unmöglich. Man kann es nur mit Bildern und Videos beschreiben. Es ist einfach unglaublich und man vergisst all die Anstrengungen und Herausforderungen. 8 Tage bin ich 500km auf der Hochebene über 4000 Meter geradelt. Übernachtet habe ich im Zelt oder in den kleinen Ortschaften, die nur 3 Monate im Jahr bewohnbar sind. Eine Nacht kostete zwischen 100 und 200 Rp. (1 und 3 Euro). Gewaschen habe ich mich das ein oder andere mal mit einer Eimerdusche auf schlammigen Boden oder in einem kleinen eiskalten Bach.

Es ist, wie so oft zu viel, um euch jeden Tag zu erzählen. Dennoch möchte ich 2 unvergessliche Erlebnisse mit euch teilen.
Übernachtung in einer Jurte
Nachdem ich am 3. Tag den Tso Moriri verlassen habe und zurück auf den Leh-Manali-Highway wollte hatte ich einen ganz normalen Pass mit fast 5000 Metern vor mir - dachte ich. Doch dieser Pass (Polo Kongka) kostete mich all meine Geduld und meine Kondition. Die Straße bestand aus Staub, Sand und großen Steinbrocken. Die Steigung war teilweise enorm und ich hatte starken Gegenwind.


Nach der Passhöhe war es schon 6 Uhr und bis zur nächsten Ortschaft waren es noch fast 3 Stunden. Zu sehen waren 2 Jurten. Ich fragte, ob ich mein Zelt neben der Jurte aufstellen kann. Die Antwort war eine Einladung, dass ich bei Ihnen schlafen und essen kann. Die Familie gehört zu den ärmsten Leuten, die ich auf meiner Tour gesehen habe. Es erinnerte mich an den 16 jährigen Jungen, der mich am 1. Radltag im Himalaya aufnahm. Zum Essen gab es sogar Reis, Dal, Gemüse und Tschapatti mit reichlich Chai. Die Jurte befand sich auf 4900m. Ich machte mir Sorgen, wegen der Nacht, dass ich wegen dem wenigen Sauerstoff nicht schlafen kann. Doch ich schlief wie ein Stein und wachte nur einmal auf. Vielleicht lag es an der netten Familie die mich mich zusätzlich mit 5 Decken zugedeckt hat. Ich war wieder schwer beeindruck von dieser Gastfreundschaft. Es sind die Ärmsten, die dir das meiste geben! Ich fragte sie, wo sie im Winter leben. Sie antworteten: "Hier". Ab diesem Zeitpunkt war ich erst mal komplett sprachlos, saß in der Ecke, trank mein Chai und versuchte mir vorzustellen, wie es dort im Winter ist und wie man dort ein Leben führen kann. Der Winter dort ist unvorstellbar kalt und man ist von der Außenwelt abgeschnitten. Die Familie versorgt sich also selbst mit ihren eigenen Vorräten.


In der Früh gabs noch crushice und eine Abkühlung im halb zugefrorenen Bach neben an.

Camping mit Expeditionstrupp: Siehe Bilder auf dem Blog

Alleine campen wurde mir oftmals abgeraten, weil es zu gefährlich sei. Auf meiner ganzen Reise in Indien ist mir aber nichts aufgefallen, was gefährlich sein könnte. Trotz alle dem bevorzugte ich es dann bei anderen Leuten zu campen. So habe ich diese Gruppe vor dem Tso Moriri gesehen und habe gefragt ob ich neben ihnen zelten kann. Es war eine Gruppe die von dort aus eine 6-Tage Expedition mit Packpferden und allem drum und dran auf so einen schneebedeckten 6000er machte. Sie waren total gastfreundschaftlich, gaben mir Essen, Trinken und Chai. Wir hatten eine tolle und lustige Zeit miteinander und der Hauptguide meinte am Schluss zu mir: "Du hast meinen Jungs sehr gut getan". Ich schenkte ihnen eines von meinen 5 mitgebrachten Oktoberfest T-shirts und ich bekam daraufhin eine Cap, lokale Zigaretten und einen Regenmantel. Sie versprachen mir, ein Foto mit dem T-shirt am Gipfel zu machen. Nach einer Woche habe ich die Gruppe zufällig wieder in Manali - wo ich derzeit bin - getroffen. Sie haben den Auf- und Abstieg erfolgreich gemeistert und es existiert ein Foto mit dem T-shirt, dass ich am Ende des Monats zugeschickt bekomme.
Die Straßen im Himalaya waren zu 30% schlechter Teer und zu 70% Staub und Geröll. Oft war es neben der Straße sogar einfacher zu fahren, als auf dem normalen Weg. Es erforderte all meine Erfahrung und macht nach meiner Ansicht kein Spaß mehr ohne einem Mountenbike. Manchmal war auch eine Maske gegen den Saub notwendig. Eine Sauerstoffflasche hatte ich für den Notfall auch im Gepäck. Mein aktueller Kilometerstand beträgt 2867km, die Höhenmeter sind auf 27681 Meter up gestiegen und meine reine Fahrzeit beträgt 181 Stunden.


Als ich mich dem Ende des Leh-Manali-Highway näherte hatte ich 2 unglaublich lange Abfahrten. Eine davon war genau 51km druchgehend Berg ab. Es war der letzte Teil vom Highway - vom Rothangpass in Richtung Manali.
"Du hast 8 Tage auf der Hochebene hinter dich gebracht und plötzlich fährst du 2000 Höhenmeter 51km runter nach Manali auf 2300m. Das Gefühl ist unbeschreiblich. Du merkst wie dein Körper wieder erwacht und du wieder frische gut richende Luft einatmest. Es wird immer wärmer, bis du sogar mit dem T-shirt fahren kannst. Du fühlst dich wie im Frühling, obwohl es eigentlich Herbst ist. Erst jetzt merkst du richtig, wie wenig Sauerstoff du in den letzten Tagen hattest und was du für ein anderes Lebensgefühl in den letzten Tagen hattest. Es ist ein kaltes, geschlossenes unheimliches Gefühl, dass du auf der Hochebene nicht wahrgenommen hast, weil du das andere warme Gefühl vergessen hast. Es fühlt sich so an, wie wenn du von einem Winterschlaf erwachst. Voller Freude und Begeisterung."


Seit 5 Tagen befinde ich mich nun in Manali, der Hochburg von Huschisch in Indien. Es ist eine der schönsten Orte in den ich je war. Nicht wegen des Husch's. Nein, die Leute sind offen und nett und die Stimmung in dieser Stadt ist relaxt und friedlich. Jeder hier genießt sein Leben in vollen Zügen - so wie ich.
Ich konnte sogar ein heißes Bad nehmen und hatte somit ein bisschen Wellness. Das Wasser kam von heißen Quellen.

Paragliding war auch auf dem Programm. Es kostete nicht mehr als 30 Euro. Ich habe zwar keine Ahnung vom Paragliding, aber ich hatte das Gefühl, dass es mehr indischer Style war. Die Guides konnten fast kein Englisch und das einzige was sie mir gesagt haben:"Ich soll 4 Meter rennen und nicht springen beim Start" Mehr wusste ich nicht. Selbst dass ich 4 Meter rennen musste war am Schluss nicht der Fall. Ich war einfach plötzlich in der Luft. In Deutschland gäb es vor dem Flug erst mal eine 2 stündige Einweisung

Manali ist eine sehr vielseitige Stadt. Die Stadt besteht aus Old- und New Manali. In New Manali machen die ganzen reichen Inder Urlaub und in Old Manali halten sich die ganzen europäischen Hippies auf. Es gibt touristische und lokale Teile. Manali ist nicht besonders groß, hat aber viele Touristen und das Husch. Ich denke die 2 Faktoren sind der Grund dafür, dass die Stadt eher reich statt arm ist und es eine sehr gute Infrastruktur gibt. Hier ist ein Unterschied zu sehen: (Mein Gueshous befindet sich in einem lokalen Teil


Vorallem in Manali bin ich wieder mit sehr vielen Leuten in Kontakt gekommen. Ich habe einen Italiener kennengelernt. Sein Name ist Marco und er ist ebenfalls mit dem Fahrrad unterwegs. Wir entschieden, dass wir zusammen das Spiti Tal fahren. Das Spiti Tal ist ein einsames Tal im Himalaya das im Osten an das autonome Gebit Tibet grenzt. Für mich bedeutet das:"ZURÜCK INS HIMALAYA und die 51km lange Abfahrt vom Rothangpass jetzt komplett raufradeln". Denn das Spiti Tal beginnt nach dem Rothangpass und verläuft dann Richtung Osten. Ich freue mich rießig auf dieses Abenteuer. Das einzige was mich daran stört, ist die 51km lange Strecke jetzt komplett Berg auf zu radeln. Denn ich weiß ganz genau, wie viel ich Berg ab gefahren bin.
Ich habe jetzt an 2 Tagen mit Marco etwas unternommen, damit wir sehen konnten, ob wir uns verstehen. Es passt alles und wir können morgen starten.
Wir machten z.B eine Tour zu einer Downhill-Srecke. Es gab eine Gondel. Sie war von einem französischen Unternehmen und kostete 500Rp. für eine Fahrt. Das ist mit Abstand das teuerst was ich in Indien gesehen habe!!! Für einen durchschnittlichen Inder unbezahlbar.


Mir selbst geht es Momentan sehr gut. Ich muss aber sagen, dass es manchmal Situationen gab, in den ich natürlich ein bisschen Heimweh hatte, oder wo ich viel zu kämpfen hatte. Doch meine Willenskraft ist so stark und süchtig nach 'mehr zu sehen', dass ich an keinem einzigen Punkt ans Aufgeben gedacht habe. Du kannst deine Reise nicht selbst bestimmen. Sondern die Leute die du kennenlernst, bestimmen deine Reise. So ist es nun der Fall, dass ich anstatt in den Süden wieder zurück ins Himalaya fahre. Ich freue mich jetzt auf die nächsten 15 Tage, in denen ich mit Marco in das einsame Spiti Tal fahren werde.


Bilder und Videos zu dem Text findet Ihr unter diesem Link:

http://www.bastiontour.com/2015/09/13/fuer-mein-herz-das-paradies/
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