Hallo,

ich plane im Herbst eine rd. 10tägige Tour durch Nordfrankreich/Belgien. Die Route ist aufgrund eines Kongresses und von Bahnverbindungen ziemlich grob vorgegeben:

Aachen - Brüssel - Cambrai - Luxembourg (Link zur Route)

Habt ihr vielleicht eine Empfehlung für besonders interessante Landschaftsabschnitte, Kleinstädte oder andere Sehenswürdigkeiten entlang dieser groben Route?

Ich bin letztes Jahr von Aachen aus nach Brüssel gefahren (und von dort über Antwerpen in die Niderlande). Dabei bin ich etwas weiter nördlich unterwegs gewesen, als deine Planung vorsieht. (hier die Tracks: Tag 1 / Tag 2 / Tag 3)
- Falkenburg ist sehr schön. Das würde ich unbedingt in die Route mit einbauen. Landschaftlich fand ichs zwischen Aachen und Falkenburg auch ziemlich schön.
- Maastricht ist auch schön. Im Sommer ist der größte Platz der Innenstadt jedes Jahr wegen Andre Rieu gesperrt. Ich weiß aber nicht wie lange.
- Meinen kleinen Schlenker durch Wallonien fand ich landschaftlich auch recht ansprechend.
- In Tongeren gibt es den schönsten Beginennhof der Region. Das Gallo-Römische Museum dort ist auch recht interessant.
- Hasselt und Diest lohnen sich nicht.
- In Scherpenheuvel gibt es eine interessante Basilika.
- Leeuven ist auch schön.
- Das Musée royal de l’Afrique centrale / Koninklijk Museum voor Midden-Afrika war letztes Jahr leider noch geschlossen wegen umfangreicher Restaurierungsarbeiten. Ich glaube dieses Jahr soll es wieder aufmachen. Aber der ursprüngliche Termin für die Wiedereröffnung wurde auch schon verschoben.
- Von Süden rein nach Brüssel durch den Zonienwoud ist eine schöne, leicht hügelige Strecke. Im Süden ist Brüssel auch etwas hügelig.
- Dann ist man schon in Brüssel. Dort kann ich das Horta-Museum sehr empfehlen.
- In Belgien gibt es unfassbar viele Kopfsteinpflasterstraßen (inner- und außerorts). Teils sind die auch etliche Kilometer lang und fast immer mit den großen runden Steinen belegt (Kinderköpfe).

kleine Ergänzung: Auf meiner Route bin ich auch am Amstel Gold Race Museum vorbei gekommen, habe es aber nicht besucht.

Danke, das sieht sehr gut aus!

Wie hast du den Autoverkehr empfunden? Ich nehme an, dass du zur Orientierung GPS genommen hast?

Ja ich fahre immer mit nem Garmin.
Die Autofahrer in Belgien sind die Rücksichtsvollsten, die ich bisher erlebt habe. Da wird sogar angehalten, um einen über die Straße zu lassen, wenn der Autofahrer eigentlich Vorfahrt hat. Überholt wurde auch immer mit gutem Abstand. In Belgien begegnet man aber selbst unter der Woche ständig einer großen Menge an Rennradlen.

Von Brüssel aus nach Süden,

ist empfehlenswert am Kanal Brüssel-Charleroi/Mons entlang zu fahren. Dabei trifft man eine Menge Bauruinen, Denkmäler und nicht nur technisch intererssante Schleusen. Ist ein gut aspahltierter Radweg, der mit dem Vorteil "autofrei" glänzen kann. Von Mons aus würde ich persönlich etwas weiter südlich nach Cambrai rüber, dürfte etwas schöner sein als die Nationalstraße.

Von Leuven aus kommend, macht es Sinn via Tervuren nach Brüssel rein zu kommen. Das ist eine der großen Radwegachsen. Ansonsten ist Brüssel eine Großstadt und die KFZ-LenkerInnen entsprechend.

In Flandern wirst du ein brauchbares Angebot an Radwegen finden, die auch das sog. Knooppuntsystem aufweisen (fahren nach Zahlen). In der Wallonie ist es nicht nur hügeliger, sondern die Radwege sind auch weniger.

Lieber Laiseka,

Ich kenne die Gegenden teils beruflich, teils von Radtouren her recht gut. Daher ein paar Anmerkungen: Ich würde von Aachenaus nicht über die Niederlande radeln. Zwar ist Maastricht ganz hübsch, aber niederländische Radwege haben meist keine Vorfahrt und sind wegen der stinkenden Mopeds und Mofas eher unangenehm zu fahren. Auch Valkenburg (übrigens mit V statt mit F) lohnt den Umweg nicht wirklich.

Landschaftlich ist von Aachen aus die Strecke durch den Wald nach Moresnet wesentlich schöner; in Aachen ist Moresnet hauptsächlich wegen des Reisfladens bekannt.

Von dort würde ich zur "Ligne 39" weiterradeln, und diesem wunderschönen Weg auf einer alten Bahntrasse nach Lüttich weiter folgen. Von dort kommst du auf Nebenstraßen recht gut nach Brüssel, wobei ich Leuven empfehlen möchte, eine alte Univeritätsstadt. Brüssel mit dem Rad, wenn du kein besonderes Ziel hast, ist nur auf Radwegen empfehlenswert (hier der Link zu einer guten Karte der Radwege in Brüssel, der Link im Wiki funktioniert nicht mehr. Die beste Frittenbude Brüssels ist angeblich die auf dem Platz Jourdan (Nähe Leopoldspark).

Von Brüssel aus würde ich eher über Namur und dann den Maasdurchbruch durch die Ardennen fahren, später entlang der Chiers zum Land Luxemburg, in Luxemburg dann über das offizielle Radwegenetz zum Bahnhof. Wenn du etwas länger in Frankreich bleiben möchtest, dann von der Maas an die Mosel und dann moselabwärts nach Trier.

Beste Grüße

Igel-Radler

Hallo,

Valkenburg ist ne ganz nette Kleinstadt, lohnt sich insbesondere, wenn man auf Radsport-Geschichte steht. Da hättest Du gleich die Möglichkeit, ein paar Fotos zum Wiki beizusteuern

Die derzeit eingezeichnete Strecke (Maastricht, Tongeren, Borgloon, Zoutleeuw, Tienen, Leuven bin ich vor einigen Jahren mal umgekehrt gefahren (freilich nicht auf der N3), und das hat mir sehr gut gefallen. Vor allem Leuven sollte man auf keinen Fall links liegen lassen. Für die Strecke von Leuven nach Brüssel rein gibt es eine Route bei Radweit.

Aus Brüssel am Kanal raus ist keine schlechte Idee. Ich würde aber bis Ronquières (Schiffshebewerk) bzw. kurz vor La Louvière am Kanal bleiben und dann an den Canal du Centre wechseln, siehe auch Paris-Brüssel im Wiki. Auf dem jetzigen Weg sehe ich nichts Interessantes; Braine-le-Comte ist öde, Soignies netter, aber kein Muss. Am Canal du Centre gibt es ein paar interessante alte und ein neues Schiffshebewerk. Mons lohnt auch einen Abstecher, Valenciennes eher nicht.

Auf Deiner Strecke fährst Du über die D88 von Maing nach Monchaux, das ist ein Pavé-Abschnitt, der auch beim Rennen Paris-Roubaix befahren wird. Bei Inchy kreuzt Du nochmal die Strecke, die Rue Jean Stablinski nach Troisvilles ist traditionell der erste Pavé-Sektor. Ansonsten fällt mir zu der Gegend nicht viel ein, die kleinen Straßen können ganz gefällig sein, aber viel Spezielles zu sehen gibt es da eher nicht.

Auf dem Rückweg täte ich über Rocroi (alte Festungsstadt) zur Maas bei Revin fahren, da gibt es einen schönen Treidelweg entlang der Maas, dann bei Monthermé an die Semois wechseln, bis wenigstens Bouillon, das ist - gerade im Herbst - eine traumhaft schöne Strecke.

Viele Grüße,
Stefan

Was mir auf die Schnelle auffällt:
Die geplante Route ist ab Florenville bis Lux/City in langen Abschnitten nicht wirklich toll. (z.B. N83) Ich bin das interessehalber mal von Lux kommend fast genau so gefahren, auch um an die wunderschönen Semois-Schleifen und an die Maas zu kommen. Die Ardennen haben dort aber (Semois/Maas) eine Menge Schönes zu bieten.

Am Place Jourdan heisst die Frittenbude "Maison Antoine" und in den umliegenden Kneipen kann man mit Fritten rein und dort Bier trinken.

An der "Chapelle", einer Kirche unterhalb des "Place Petit Sablon", direkt an der (den meisten völlig unbekannten) Bahnstation "Bruxelles-Chapelle" ist eine weitere sehr gute Frittenbude.

Am "Place Eugene Flagey" schliesslich gibt es auch eine ordentliche Frittenbude plus einen Veloladen (falls man defekt hat oder was braucht) plus das "Café Belga" und Freitag bis Sonntag ist dort Markttag.

Wer gutes Essen mag, kann auch ins "Gresham's", das ist die Brasserie im Gebäude vom Königlichen Museum für Schöne Künste (= Magritte Museum), Spezialität dort ist "Filet Americaine" (Achtung! Rohes Hackfleisch, das mag nicht jedeR!).

Wer in der Innenstadt Hunger hat: Das "Arcadi" bei den Königlichen Galerien hat exzellenten Kuchen und auch sonst gutes Essen. Wer Schokolade braucht, geht am beste zum oben erwähnten "Place Petit Sablon" - dort findet man alle wichtigen Chocolatiers, insbesondere Marcolini kann man sehr empfehlen.

Zumindest ist Belgien das einzige Land, in dem zuverlässig abbiegende Autofahrer auf die Vorfahrt eines Radwegs achten. In den Niederlanden ist es genau umgekehrt, da fährt jeder abbiegende Autofahrer einfach drauf los, auch wenn er Radfahrern den Weg abschneidet, und wenn die nicht anhalten, haben sie Pech gehabt. Wobei in den Niederlanden meines Wissens die Straßenverkehrsordnung das sogar rechtfertigt. Angeblich noch ein Relikt aus der NS-Zeit, an dem aber anscheinend eisern festgehalten wird.

Hallo!

Falls Dich Zeitgeschichte interessiert, gibt es besonders zwischen Mons und Cambrai einige Denkmäler und Museen, die den Ersten Weltkrieg thematisieren. Auch in dem schon angesprochenen Leuven (Löwen) ging es seinerzeit zur Sache, wobei sich besonders dort die Deutschen nicht mit Ruhm bekleckert haben. Die wunderschöne Universitätsbibliothek mit jahrhunderte alten Werken wurde bereits im August 1914 grundlos niedergebrannt und hat den Ruf der Deutschen so sehr früh im Konflikt nachhaltig geschädigt.

Es grüßt

Bernie

Das hat sich nach meiner Erfahrung mittlerweile deutlich gebessert. Ich wurde letztes Jahr, nachdem ich gerade eben erst auf dem Platz vor der Universitätsbibliothek in Leuven angekommen war, gleich von zwei älteren Herren sehr freundlich auf ein Bier eingeladen. Auch in meiner Unterkunft wurde ich ausgesprochen freundlich aufgenommen. Angesichts dessen, was in zwei Kriegen mit dieser Stadt gemacht wurde, war ich durchaus auf eine gewisse Ressentiments gefasst. Das exakte Gegenteil war der Fall.
Der Universitätsbibliothek und auch dem Rest der Stadt sieht man übriges nicht mehr an, unter welchen Zerstörungen sie zu leiden hatten. Die Stadt ist sehr lebendig und schön. Eine klare Empfehlung.

Falls du dich etwas für die Steinzeit interessierst:
Bei Mons (in Spiennes) gibt es ein neolithisches Bergwerk, in dem bereits vor 6.000 Jahren nach Feuerstein gegraben wurde. Mit Führung kann man in einen der Schächte hinuntergehen (insgesamt hat man wohl über 1.000 Schächte gefunden).

Das Begwerk ist mittlerweile Weltkulturerbe und es gibt ein kleines Museum, in dem auch der Besucherschacht zu besichtigen ist. Ich glaube, Voranmeldung für die Schachtbesichtigung ist nötig.

Hier ein Link zum Museum (auf franz. man kann auch auf engl wechseln)

Ich fand das sehr beeindruckend.
Gruß
Uli

Hallo,

erstmals vielen Dank für eure zahlreichen Tipps!

@Zeitgeschichte: könnt ihr mir hier noch etwas empfehlen? V.a. zeitgeschichtliches zu den beiden Weltkriegen interessiert mich. So überlege ich derzeit z.B. einen Abstecher nach Verdun zu machen aber auch Reste der Marginot-Linie möchte ich ev. besuchen (es stellt sich gerade heraus, dass ich doch etwas mehr Zeit haben werde).

Einige der wichtigsten Schlachtfelder des Ersten Weltkriegs sind jenseits von Cambrai: Vimy/Loretto zwischen Lens und Arras, und was die Somme angeht, hauptsächlich die Gegend zwischen Beaumont-Hamel und Albert. In Péronne gibt es ein Museum, das den Krieg aus sozialer Gesichte zu beleuchten versucht (auch wenn ich die Ausstellung persönlich etwas oberflächlich fand). In den Wiki-Einträgen zu den Regionen Nord-Pas-de-Calais und Picardie stehen noch ein paar Dinge.

Viele Grüße,
Stefan

Gern geschehen.
YPERN, dort ist DAS Museum für den WK I - und drumherum viele radelbare Strecken und die größten Militärfriedhöfe englischer Soldaten außerhalb UK. Abends sollte man am Menentor einen "Last Post" besuchen. Übernachtung kann man gut per AirBnB machen.
Achtung: In der Gegend um Ypern nicht einfach querbeet über die Felder stapfen! Es liegt immer noch Munition von damals in der Erde, Samstagnachmittag heult eine Sirene, das ist die wöchentliche Sprengung der Dovo, der Munitionsentschärfer der belg. Armee (!).

Nieuwpoort, direkt an der Küste gelegen, hat ein weiteres großes Museum an dem Schauplatz wo die belg. Armee den letzten Landesflecken gehalten hat, weil sie die Tore der Ijzer zur Nordsee geöffnet haben und das Hinterland komplett überschwemmt. In Diksmuide ist der sog. "Eiserne Turm", das Pilgerzentrum der flämischen Nationalisten.

Wer gerne Berge radelt, kann rund um Lüttich/Luik/Liège die ehemaligen Forts auf den Bergen rund um die Maas abradeln.