Re: Lowrider für Federgabel oder Unfug am Bug

von: Freundlich

Re: Lowrider für Federgabel oder Unfug am Bug - 04.04.09 07:29

Wenn ich diese bekannten Einwände richtig verstehe, müßte meine Federgabel durch die ungefederte Gepäcklast zur Starrgabel mutieren - was keineswegs der Fall ist. Theorien, die der Praxis widersprechen, sind falsch. Auch wenn diese jährlich neu gedruckt werden, z.B. im Komfortratgeber von Riese & Müller .
Den Praxistest kann jeder wirklich Interessierte beim Fachhändler durchführen. Am einfachsten beim nächstgelegenen Cannondale-Händler, der das Modell Touring mit Headshok-Gabel und Lowrider fahrbereit hat. Durch Anhängen der Packtaschen wird man keine Änderung des Federverhaltens bemerken, lediglich die Lenkung reagiert - wie bei jedem Lowrider - etwas anders. Noch eindrucksvoller wären Probefahrten mit der Force-Kilo von german-a - die betreffenden Händler bitte telefonisch beim Hersteller erfragen.
Und wenn beide Möglichkeiten nicht bestehen, dann kann das Funktionieren der Prinziplösung auch mit einer normalen Federgabel und einem Lowrider von Carradice nachvollzogen werden. Letzteres würde ich - wie oben bereits erwähnt - schon wegen der fehlenden Produkthaftung nicht zum Dauergebrauch empfehlen. Alle drei Varianten hatte ich vor dem Kauf getestet. Die passende Theorie ist dann eigentlich egal.

Ein gefedertes Fahrwerk funktioniert etwas komplexer, um es mit zwei, drei physikalischen Gesetzen zu beschreiben.
Das Masseträgheitsgesetz wirkt auf einem Rollenprüfstand mit fest eingespannter Federgabel, die mit zunehmender Last immer träger reagiert. Am rollenden Fahrrad ist der Sachverhalt völlig anders. Ein gefedertes Fahrwerk ist dann optimal abgestimmt, wenn die Räder ständig Bodenkontakt haben. Das Federelement muß auf die gefederte Masse abgestimmt sein, wie schwer das Vorderrad ist, ob daran noch Packtaschen hängen, ist völlig gleichgültig, da diese Masse direkt auf der Fahrbahn liegt. Ein Blick über den Tellerrrand in andere Bereiche der Technik (Flugzeugfahrwerke, Militärtechnik, schwere LKW, Baumaschinen) zeigt wunderbar federnde Fahrwerke mit enorm hohen gefederten und ungefederten Massen.

Normale Teleskopfedergabeln haben mit ungefederten Lowridern Probleme - nicht wegen dem Masseträgheitsgesetz - sondern weil mangelnde Steifigkeit und notwendige Toleranzen in den Gleitbuchsen zum Verklemmen führen und das Ansprechverhalten bereits unbelastet zu Wünschen übrig lässt.
Die empfohlenen Federgabeln sind sehr steif (besonders die Headshok Fatty) und haben spielfreie Lager (Headshok mit Linearkugellagern, Drehgelenke bei der Force kilo). Das funktioniert sehr gut.