Re: Ventil- und Felgenbruch: Unverhofft kommt oft!

von: veloträumer

Re: Ventil- und Felgenbruch: Unverhofft kommt oft! - 15.09.17 11:47

In Antwort auf: Cruising
Das Talkum wirft hier ja mächtig Wellen - dachte eigentlich immer, das sei eine althergebrachte und unumstößliche Radler-Regel grins

@Andreas (iassu): Ich kann nur sagen, bei mir war das schon zweimal so, dass der Mantel wanderte und der Schlauch blieb stehen. Aber erst, seit ich Talkum in den Mantel gegeben hatte. Vorher ist der Schlauch mitgewandert – beide Male bei Autoventilen ohne Feststellschraube.

Die Feststellschraube kann das Problem eines Abrisses eher verschärfen. Viele neue Schläuche sind ja bereits gepudert - also sollte das Problem bei neuen Schläuchen nicht auftauchen - tut es aber. Je stärker der Luftdruck, desto schneller ist das Talkum verbraucht bzw. wirkunsgärmer, weil der Schlauch dann fester im Mantel sitzt. Deswegen ist der höhere Luftdruck trotzdem eine sinnvolle Maßnahme. Kommt das Talkum auf Felgenband und Felge, kann es den wandernden Reifen auch befördern. Mit einem wandernden Reifen würde ich mich auch nicht zur Ruhe setzen, nach dem Motto: Das Talkum tuts schon. Der Reifen sollte nicht wandern! Nebenbei bemerkt: Nirgendwo wird mehr Talkum verbraucht als bei der Wartung bei der Bundeswehr - da wird das Gummi mindestens monatlich gepudert. Kannst du dir also ausmalen, wie lange die Wirkung ist - eine mehröchige Radreise lang? - eher nein.

Das Problem der Diskussion: Jeder hat so eine feste Vorstellung, woran es liegt und mit was sich der wandernde Ventilabriss verhindern ließe. Es ist leider anders. Wie André eigentlich schon dargelegt hat, sind es zig Faktoren, die dabei zum Tragen kommen und es wurden nicht einmal alle genannt. Und die Hauptursachen sind dabei durchaus verschieden. Es ist auch kein Dauerzustand, sondern eher die Ausnahme. Deswegen glaubt man auch an bestimmte Maßnahmen und das Problem sei aus der Welt. Kommt dann aber in prekären Situationen wieder durch die Hintertür rein. Systemwechsel (neue Reifentypen z.B.) sind immer heikel, weil sich mit jedem Ändern eines Teilsystems auch das Gesamtsystem ändern kann. Beratung im Fachgeschäft ist daher sinnvoll, schafft aber nicht alle Eventualitäten aus der Welt. Eine Reifen-/Schlauchwanderung kündigt sich auch nicht unbedingt immer langsam an, dass man per Beobachtung einschreiten kann, sondern kann ganz plötzlich auftreten. Alles eine Frage der Umstände. Die wirkunsgvollste Maßnahme wäre übrigens das Bremssystem zu wechseln auf Scheibenbremsen. Macht aber auch nicht für jeden Sinn und schafft ganz andere, neue prekäre Eventualitäten.

@ Gisibert: Ich finde dein Eingangsposting und weitere Beiträge hier sehr erfrischend. Im Besserwisstechnikforum sind solche Aussagen des persönlichen "Versagens", einer gewissen Fehlbarkeit und Unwissenheit, welche nicht immer ausweichlich ist in realen Lebens- und Reisesituationen, gewiss mutig, aber entbehren dabei keineswegs einer selten gewordenen wahrnehmenbaren Ehrlichkeit in Zeiten des virtuellen Perfektionismus.

Mein Tipp zu Felgen & Co.: Vor Radreisen umstrittene Verbrauchsteile lieber vorsorglich tauschen (und ein paar Kröten damit verschenken), als auf Reise zu kollabieren. Ich hatte auch schon Felgenriss mitten auf einer Reise, der Händler hatte soagr vorher die Felge vermessen. Am Ende kannst du es nur selber einschätzen, wie die Belastung zuschlagen wird. Also lieber vorsorglich vom alten Gerümpel trennen. Evtl. kann man es auch zuhause nach Rückkehr von der Reise noch aufbrauchen. Die Reisezeit ist dafür zu wertvoll und zudem geht auch unausweichlich mal Neues und Unkalkulierbares kaputt - das ist dann schon Ärger genug.

Loblied auf den Ersatzschlauch: Ich singe die zweite Strophe! wein Darin heißt es inhaltlich, lieber zwei Ersatzschläuche als in den Bergen vom Blitz erschlagen zu werden. Dahinter versteckt sich konkrete Erfahrung mit drei Schlauchschlitzen/Ventilabrissen innhalb von 3 Tagen (übrigens mit viel Glück im Unglück zum Schrecken des Forums überlebt) - und hätte ich nicht zwei Ersatzschläuche erstmals auf Reise dabei gehabt (und sofort wieder aufgestockt), wäre ich ziemlich einsam und wimmernd unter einem Donnerhimmel liegen geblieben. Wenn man bemerkt, wie schwer sich ein eingelassener Splitter in der Karkasse finden lässt (auch erlebt, allerdings im heimischen Umfeld), dann spricht sogar eine "zivilisierte" Umgebung für zwei Ersatzschläuche und am besten immer. Nachkaufen geht nicht immer und überall so wie dargestellt (man denke auch an Sonn- und Feiertage, Öffnungszeiten generell, Routenänderung usw.). Schließlich wird Schlauchflickerei als Urlaubsvergnügen überschätzt.