Re: Aufrüstung Reiserad mit vivax assist

von: cephalotus

Re: Aufrüstung Reiserad mit vivax assist - 23.04.17 09:50

Wir scheinen uns tatsächlich einem Konsens zu nähern.

Wenn man Spaß haben will benutzt man leistungsfähige Direktläufer in der Nabe ohne Schaltgetriebe (glücklicherweise haben die alle weit mehr als nur 250W Leistung auch bei legalen Pedelecs).

Beim beschleunigen, in der Ebene, im Hügelland und auch in schnellen Pedeles mit dauerhaft hoher Leistungsabforderung ist das der Motor der Wahl. Dabei bleibt der menschliche Antriebsstarng auch noch unbeeinflusst, Schalten wird erleichtert und nicht erschwert.

Dazu kommt der lautlose Antrieb und die zusätzliche elektrische Bremse.

Wenn man diese hohen Leistung abruft hat man auch natürlich einen entsprechend hohen Stromverbrauch, daher ist das idR nicht das richtige Konzept für den Reiseradler, auch wegen des Gewichts am Heck (da hat man meist eh schon zuviel) und wegen der schlechten Reparierbarkeit und weil man eben das Problem mit der 120kg Fuhre am steilen Berg hat, wo man sich dann leider doch wieder selber anstrengen muss.

Der Mittelmotor hat unter den real existierenden Antreibe genau den Vorteil, am steilen(!) Berg bei langsamer Kriechfahrt deutlich mehr Leistung zu erbringen und das effizienter zu tun. Dafür ist man bei der Schaltung meist eingeschränkt, man muss ggf mit dem hohen q-Faktor und mit dem Verschleiß und mit den Antriebsgeräuschen leben.
Das Hinterrad bleibt dafür aber leicht und schnell/billig austauschbar (Kettenschaltung angenommen)
Bei einer schweren Havarie des Antriebs sind fast alle aktuellen Mittelmotorräder leider nicht mehr fahrbar und abseits des Verbreitungsgebiets auch nicht mehr reparabel, man bräuchte einen neuen Rahmen. Ausnahme Nachrüstlösungen wie Vivax oder Bafang Mittelmotor.

Nur diese würde ich daher für ein Reiserad empfehlen, wobei man beim Bafang dann eine gewöhnliche Tretkurbel + Kettenblätter + ggf. Umwerfer ergänzen müsste. Beim Vivax hingegen kann nach der Havarie alles bleiben wie es ist, schlimmstenfalls müsste man nur das Tretlager ersetzen.

Die letzte Option sind die Getriebenabenmotoren. Wenig Leistung bei langsamer Fahrt wie von Dir korrekt beschrieben, so dass man vielleicht einen extrem steilen Berg den man vorher auch nicht hoch kam möglicherweise immer noch nicht schafft. Vielleicht muss man mit so einem Motor tatsächlich mal ein Stück absteigen und schieben oder im 1. Gang langsam hoch kurbeln so wie früher ohne Motor halt auch.

Aber so die normalen Anstiege oder bei Gegenwind oder beim beschleunigen hat man eine sehr deutlich Hilfe, ansonsten fährt man das System als einziges außer dem Vivax in weiten Bereichen eben ohne Zusatzwiderstände einfach motorlos.
Im Havariefall geht's beim Frontmotor einfach ganz normal weiter (dank Freilauf), allerschlimmstens (aber sehr unwahrscheinlich) braucht man ein neues Laufrad. Der Stromverbrauch ist gering, weil man eben die meiste Zeit ohne Antrieb effizent fahren kann. Daher ist der Akku klein und das System leicht.
Billig ist es auch und der Frontmotor bietet auf Sand und Schnee auch noch durchaus nützlichen Allradantrieb, sofern er gut gesteuert wird.

Das ideale Reisepedelec in meinen Augen für die, de noch Eigenleistung erbringen können und wollen (wer das nicht mehr kann sieht das natürlich ggf anders).
Nur am steilen Berg "verliert" man gegen Bosch & Co, aber da wurden Radreisen noch nie "gewonnen".... (ist ja hier schließlich ein Wettbewerb der Konzepte)

In Kaufberatungen geht es hingegen fast nur darum, ob man jetzt die 15% Steigung über 2000hm hinweg vom Motor hochgezogen werden kann oder nicht. Das mag für manche durchaus Kaufentscheidend sein, aber das sollte man anhand der tatsächlichen eigenen Bedürfnisse entscheiden, nicht anhand theoretischer Überlegungen.

Ich kauf mir z.B. keinen Geländewagen, weil ich vielleicht eines Tages mal damit durch den Wald fahren muss. Andere tun genau das sehr wohl.

MfG