a) Normale Fahrräder sind nicht für Lastentransport konzipiert (gut so, sonst noch schwerer), sondern Fahrer von A nach B bringen. Transportgut zeigt die massiven Einschränkungen der Konstruktion (in einem Industriebetrieb würden Getränkekistentransport oder auch Kindersitze vom Arbeitsschutz schlicht verboten - erst recht bei solchen Lösungen). Reiseradler bewegen mit vollem Sixpack erhebliche Gewichte, aber die Masse der Radler weigert sich das zu kopieren und die Nicht-Radler sowieso. Es bleibt eine Reiseradler-Kult-Nische, verkehrspolitisch uninteressant.
Bist du mal ein Lastenrad gefahren? Ich möchte deinem pauschalen Urteil widersprechen. Richtig ist, dass das klassische Rad mit dem Diamantrahmen nur bedingt für größere Zuladungen geeignet ist. Sowohl sperrige, als auch schwere Güter machen da Probleme.
Räder wie das Bullit weichen aber weder in den Ausmaßen, noch im Fahrverhalten sonderlich von dem klassischen Rad ab und erlauben wesentlich mehr und Transortmöglichkeiten. Passstraßen möchte ich damit vielleicht nicht unbedingt fahren, aber ein paar kleine Hügel oder ein Berg sind damit aber auch kein Problem. Und selbst in so einer fahrradfeindlichen Stadt wie Köln sehe ich immer mehr davon rumfahren - auch in der nichtelektrifizierten Variante. Sinnvolle Anwendungen sehe ich vor allem für:
- den Kindertransport (ein bis vier Kinder)
- den Wocheneinkauf (Getränkekisten, etc.)
- sperrige Güter bis zu einer gewissen Grenze (ich habe eine Kommode problemlos mit dem Bullit transportiert bekommen)
- diverse innerstädtische Lieferdienstleistungen von der Post bis hin zum Pizzadienst.
b) Der Mensch ist mit 100 - 150W zu schwach, um eine vernünftige Transportleistung (Gewicht UND Speed) zu erbringen. D.h. spezialisierte (siehe a)) aber motorlose Lastenräder sind verkehrspolitische Spielerei und Nische.
Nö, da ist meine praktische Erfahrung eine andere. Solange die Topografie halbwegs stimmt und die Zulandung nicht extrem schwer wird (da reden wir von deutlich mehr als zwei Getränkekisten), geht es auch ohne Lektro sehr gut. Aber Lektro ist halt voll im Trend und wird daher so auch bei Lastenrädern verbaut. Zwingend ist das aber nicht. Allerdings sollte man bei einem Lastenrad ohne Elektro genügend kurze Übersetzungen verbaut haben. Das schließt diverse populäre Nabenschaltungen schon mal aus. Mit denen wird es, sobald ein Hügel kommt, dann doch etwas schwierig.
c) Klapprad ist Notbehelf - eher Irrweg. Es schränkt den Fahrbetrieb ein - wie oben: bei viel zu wenig Antriebsleistung hat gefälligst NICHTS irgendwie die Hauptaufgabe "Fahren" (also Ergonomie, Reifenumfang, Wirkungsgrade, ..) einzuschränken. Es ist technisch und finanziell möglich, den ÖPNV und Regionalverkehr für die Mitnahme von genügend viel und kompletten Rädern auszulegen. Das ist die wichtigste Maßnahmen, um die reine Nahverkehrseignung des Rades massiv auszuweiten.
Dein Votum für einen fahrradkompatiblen Nahverkehr unterstütze ich! Aber ich sehe Falträder auch nicht nur als Notbehelf. Klar taugt so ein Rad tendenziell kaum für Langstrecken, Radreisen oder Brevets. Aber als Alltagsrad (wo in der Regel nur Kurzstrecken gefahren werden) kann es für viele vollumfänglich tauglich sein. Ich erkläre mir die etwas geringere Verbreitung vor allem damit, dass vielen der Mehrpreis von Falträdern und die Tatsache, dass man dazu in der Regel ein weiteres Rad anschaffen muss, diese Investition nicht wert ist.