Re: Fahrrad im ICE

von: trubby

Re: Fahrrad im ICE - 19.08.07 21:11

Also ein Blockabschnitt ist der Abschnitt zwischen zwei Haltepunkten. Auf einem Blockabschnitt darf zu jeder Zeit nur ein Zug sein, um ein ungewolltes auffahren zu verhindern. Soweit richtig?
Die Blockabschnitte sind allerdings stationärer Art und vermutlich um ein vielfaches größer, als der eigentlich notwendige Sicherheitsabstand zweier Züge. Das hat zur Folge, daß die Strecken um einiges geringer ausgelastet sind, als sie es eigentlich sein könnten. Sicher, auf Sicht fahren geht bei der Bahn nicht (das funktioniert im Straßenverkehr ja schon nur leidlich), aber ein modernes Zugleitsystem könnte es ermöglichen, die Auslastung der Strecken zu optimieren. Die Kosten moderner Leittechnik bzgl. Anschaffung und Betriebskosten läßt sich sicherlich gegen die jetzigen Kosten gegenrechnen. Und die nötige Technik dafür ist vorhanden.
Somit läßt sich der Abstand zweier Züge auf den Anhalteweg verringern.
Kommen wir zu den Anschlüssen. Die habe ich jetzt auf Langstrecken auch nicht wirklich. Sobald Verspätungen eintreten, ist der Anschluß futsch. Darauf zu hoffen, daß mein Anschlußzug wartet, ist recht optimitisch. Die optimalen Anschlüsse kann ich also vergessen. Habe ich jetzt aber verschiedene Anbieter, wüßte ich nicht, warum Anbieter B seinen Anschluß nicht so planen sollte, das er die Passagiere, die ihm Anbieter A liefert, auch bedienen kann. Das wäre ja so, als wenn sich alle Taxifahrer am Hbf München schnell vom Acker machen würden, bevor der ICE aus Hamburg einläuft.
Und im Regionalnetz ist's ja auch heute schon mitunter recht grausam, auch innerhalb von Landesgrenzen. Das kann eigentlich durch Konkurenz nur besser werden. Bezüglich der Anschlüsse wie auch der Taktraten.

Aber aus welcher Motivation heraus soll die Bahn denn nun besser werden? Als Staatsunternehmen? Als ewig staatlich subventioniertes Privatunternehmen? Ohne Konkurrenz? Immer mit der Ausrede: "Ja, das kann man doch nicht vergleichen. Wir sind schließlich die Bahn." Wenn die Bahn so viel Ressourcenschonender ist, warum ist sie dann so teuer? Warum ist das Leitsystem technisch noch auf dem Stand von vor 50 Jahren bzw. warum wird neue Technik nicht auch konsequent genutzt?
Oder soll sie als Unternehmen mit Konkurrenz weiter existieren; mit anderen, die besser sein wollen, weil sie sonst nichts vom "Kuchen" abbekommen? Dafür müßte das Schienennetz natürlich staatlich bzw. in staatlicher Aufsicht/Kontrolle bleiben, ebenso, wie das Zugleitsystem. Das funktioniert bei der Flugleitung ja auch, also warum nicht auf Schienen.
Aber wenn wir das nicht wollen oder mit der Bahn das nicht möglich ist, ist das mit den Radwegen wenigstens noch eine gute Resteverwertung. Mal ehrlich, der geringe Rollwiderstand alleine macht die Bahn nicht erhaltenswert. Da sind andere Eigenschaften Werbewirksamer. Aber wenn es nicht geschafft wird, preislich mit anderen Verkehrsmitteln zu konkurrieren und bei den Reisezeiten wenigstens an das Auto heranzukommen, ohne die Passagiere dazu zu verdammen, nur mit Handtäschchen unterwegs zu sein (man stelle sich mal vor, ein ICE Hamburg-München wird zu Beginn der Ferienzeit zu 60% mit Familien befölkert, die nach Bayern in den Urlaub fahren wollen), dann sollte doch mal darüber nachgedacht werden, ob die Bahn überhaupt konkurrenzfähig ist.

Grüße,
André