Re: Wie seid ihr zum Radreisen gekommen?

von: Marsilsig

Re: Wie seid ihr zum Radreisen gekommen? - 29.03.18 10:11

1976 bin ich - kurz vor meinem 18. Geburtstag - mit drei Freunden über Holland und Belgien nach Frankreich gefahren. Das Rad war ein altersschwaches Hollandrad ohne Gangschaltung. Über dem Vorderrad hatte ich einen zweiten Gepäckträger montiert und transportierte fast meinen ganzen Hausrat in vier Fahrradtaschen, mit denen ich sonst Zeitungen austrug. Die ließen sich natürlich nicht schließen und der halbe Inhalt meines Kleiderschrankes befand sich in Plastiktüten, was auch nicht wirklich gegen Nässe half. Zelt, Schlafsack, Luftmatratze, Töpfe, Pfanne und Gitarre (!) waren da oben draufgezurrt. Wir sahen wohl aus wie Auswanderer und die Räder waren - was ich damals nicht ahnte - hoffnungslos überladen. Junge Menschen können alles und so sind wir - wie auch immer - bis nach Nordfrankreich gekommen. Fahrradkleidung? Natürlich nicht! Funktionskleidung? Gab es nicht. Ostfriesennerz! Karten? Quatsch! Immer der Straßenbeschilderung nach über Hauptverkehrsstraßen.
Und trotzdem: Es war herrlich! Fast kein Geld in der Tasche, aber für ein Brot und etwas Käse hat es gereicht und die Jugendherbergen waren voller hübscher Mädels. Wir haben uns gefühlt wie die Könige!
Für den Rückweg hatten wir eine Route über die Ardennen/Eifel gewählt. Ohne Gangschaltung mit viel zu viel Gepäck keine gute Idee. Bergauf wurde geschoben und runter gerollt. Das dauerte länger, angekommen sind wir aber trotzdem.
An diese Tour habe ich neulich denken müssen, als ich überlegte, ob es wirklich eine Rohloff sein muss. Diese ganzen Materialdiskussionen und -Überlegungen lassen uns wohl vergessen, dass das alles auch mal wesentlich einfacher ging