Re: Radreise mit Kleinkind/Baby

von: martinX

Re: Radreise mit Kleinkind/Baby - 29.05.02 07:15

Hallo Katja,
wir (m+w+Tochter, zum Reisezeitpunkt etwa 2 1/4 Jahre) haben im letzten Jahr eine Radtour durch Dänemark (Ostsee) gemacht, mit Hänger. Im Frühjahr des gleichen Jahres war der erste Zelttest auf einem Zeltplatz - erste Nacht ziemlich anstrengend, die zweite schon etwas besser. Allerdings wunderte uns das nicht so sehr, denn in Hörweite war ein Open Air, wie sich leider herausstellte. Der zweite Test war dann auf einer 3-Tagsradtour mit einer anderen Familie und weiteren 2 Kindern. Das war schon weitgehend problemlos (u.a., weil es viel Zeit zum spielen am Wasser gab). Bei der Radtour selbst gabs nur die ersten beiden Tage Einschlafprobleme, ich denke, weil die letzte Tour schon so lange zurücklag, weil sich soviel Vorfreude / Erwartung aufgestaut hatte und weil die Anreise (Bahn, Fähre) wenig "Austobepotential" hatte. Auf der Tour hat es sich so eingespielt, dass wir uns gemeinsam fertig gemacht haben und wir dann zusammen im Zelt noch etwas gespielt & Buch angesehen haben (das übliche Ritual). Dabei recht warme Klamotten (dickes Fleece), so dass auch bei aus-dem-Schlafsack-krabbeln keine Erkältung zu erwarten war. Wir haben ersz weit nach der Tour auf eine normale Bettdecke umgestellt, zuhause war schon immer ein Schlafsack zum ärmeldurchstecken. Den Schlafsack für die Tour haben wir aus einem alten Schlafsack selbst genäht. Erst gab es Probleme (weil die Arme nun ja drin waren), aber das hatte sich nach einer Woche gut eingespielt.
Übernachtet haben wir vorzugsweise auf den umsonst-bis-billig Zeltplätzen für Wanderer und Radfahrer, die es recht oft in Dänemark gibt. Der Hauptgrund dafür ist, dass es viel ruhiger ist und die Lage meistens viel schöner als bei "normalen" Zeltplätzen ist. Nachteil ist aber, dass nur in seltenen Ausnahmen eine Dusche existiert, machmal muss sogar das Wasser mitgebracht werden, also gute Planung während der Tour vonnöten. Gegen Ende der Tour waren die dänischen Ferien vorbei, da waren auch die normalen Zeltplätze leer und angenehm. Ich würde eine Tour wie diese sofort nochmal machen, es war einfach prima. In Norwegen erlaubt das Jedermannrecht ja das Zelten auf vieleb Flächen. Nach unseren Erfahrungen würde ich das, insbesondere mit Kind, öfters machen. Bei schlechtem Wetter oder für größere Waschaktionen gibt es dann ja noch Campingplätze oder "Hytter", die auch tageweise, häufig auch auf Campingplätzen, gemietet werden können.

Unsere Planung war relativ flexibel, nur die grobe Richtung war abgesteckt. Insgesamt (auf gut 2 Wochen) haben wir 3 Tage das Zelt nicht abgebaut und kleinere Ausflüge gemacht. Wir haben an jedem Tag überlegt, wie wir weiterfahren wollen, gerade mit Kind kann sich so vieles ganz schnell ändern, und das Wetter... . Ich erinnere mich nicht mehr genau, aber maximal waren es wohl so gut 60 km, meistens eher 40-50. Erstens ist auch Dänemark (Ostseeinseln) mit Hänger und voller Ausrüstung recht anstrengend (es würde mich nicht wundern, wenn das Gespann ohne Fahrer 1 1/2 Zentner gewogen hätte).
Tagesablauf war i.d.R. so: Aufstehen mit gemütlichem Frühstück, Abbau des dann trockenen Zelts etc. und dann los. Bis zum Mittag dann so ca. 2 (waren es 2??) Stunden Fahrt, inclusive eventueller Stopps für Einkauf, Besichtigung, ..., und dann was essen (kalt). Nach dem Essen schlief unsere Tochter meist im Hänger ein. Wir haben diese Zeit dann meistens genutzt, wenn etwas "Strecke" gemacht werden sollte. Wir haben versucht, ab dem Aufwachen nur noch wenig zu fahren und das Zelt früh aufzubauen, um dann noch etwas zu Fuß zu machen. Essenkochen abends war meistens eine prima Gemeinschaftsaktion!

Tip noch zum Fahren mit Hänger: Ich hatte "nur" die schon etwas betagten, aber schon scharf eingestellten Shimano Low-Profile Cantileverbremsen am Rad. Die nächste Tour fahre ich entweder mit dem delite (das hat Magura Hydraulikbremsen) oder wechsle die Bremsen aus. Die Schubkraft des Hängers ist nicht ohne, insbesondere mit Gepäck! Falls ich nochmal einen Hänger kaufen sollte (für Kinder), dann einen mit Auflaufbremse! Ich bin jedenfalls deutlich defensiver als sonst gefahren. Und: Rückspiegel ist gerade mit Hänger hilfreich. Noch ein Tip zum schlafen im Hänger: normal fällt der Kopf ja dann nach vorne, das wollten wir unserer Tochter nicht zumuten. Alle Versuche mit Kissen etc. schlugen fehl. Ich habe schließlich (nach Überwindung des Gefühls, sie anzubinden) den Helm mit einem leichten Gummigurt leicht nach hinten gespannt, so dass sie den Kopf rechts-mitte-oder links bewegen/anlegen kann, aber er nicht nach vorne fallen kann. Ich fine die Vorstellung immer noch irgendwie gemein, es hat sich aber wirkich super bewährt!! Ich habe dann aber sehr aufgepasst umd natürlich beim aufwachen den Gurt sofort abgemacht.
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