Re: Wohnwagen fürs Fahrrad

von: Freundlich

Re: Wohnwagen fürs Fahrrad - 22.10.14 17:38

In Antwort auf: schneller66
...nein kein Faltsystem sondern normaler Wohnwagen in klein mit Sandwich damit es leicht wird.
Denke Windwiderstand ist bei 15 bis 20 km/h Schnitt nicht so das Thema.Eine Mechanik erhöht das Gewicht...
...Ich bin jetzt ganz gut weiter gekommen in Sachen Theorie...

Nein, für den Strömungswiderstand ist Deine Fahrgeschwindigkeit egal. Entscheidend ist die relative Geschwindigkeit, d.h. wenn der Wind kräftiger von vorn bläst ist das ebenso wirksam, wie ein schnelleres Tempo. Ein klassischer Mini-Caravan hat eine relativ große Querschnittsfläche und deshalb hohen Strömungswiderstand. Abgesenkte Front und Rundungen gestalten das etwas günstiger, aber nicht viel besser. Noch unangenehmer ist bei solchen Kästen die Seitenwindempfindlichkeit, gegen die nur viel Masse in Bodennähe hilft, aber selbst bei KfZ-Wohnwagen immer ein Problem darstellt.

Ich finde, dass Du Dich aus einer ersten und richtigen Begeisterung für eine Idee viel zu früh auf eine vorgeprägte Ausführung (Leitbild) festgelegt hast und Dich um momentan eher unwichtige Details kümmerst.

Methodisch würde man bei einer Produktentwicklung, nach der ersten Phase der Ideenfindung, eine umfangreiche Phase der Analyse anschließen und z.B. Vor- und Nachteile verschiedener Konzeptlösungen abwägen. Bisher hast Du als Motiv der Entwicklung nur genannt: Zeiteinsparung bei Zeltaufbau, Unabhängigkeit vom Untergrund. Das ist - gemessen an Kosten und Aufwand - ein sehr dünnes Motiv.

Der Vernunft helfen einfache Plus-Minus-Vergleichslisten auf die Sprünge. Einfaches Beispiel:
Verteile Wertungen von ++ (sehr günstig), + (gut), o (neutral oder unbekannt), - (schlecht) und -- (sehr ungünstig) in einer Tabelle auf folgende Prinziplösungen und Bewertungskriterien:

Prinziplösungen: Zelt, Faltcaravan (Anhänger mit klappbarem Zeltaufbau), Minicaravan (starrer Kasten), etc.

Bewertungskriterien in ungeordneter Reihenfolge und ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
Gesamtmasse, Rollwiderstand, Strömungswiderstand, Seitenwindempfindlichkeit, Größe Innenraum absolut, Größe Innenraum relativ zu Kosten und Masse, Aufwand beim Aufstellen, Unabhängigkeit vom Untergrund, Wetterschutz/Aufwand Abdichtung, Geräuschproblematik (Fahrgeräusche, Windgeräusche, Geräusche durch Bewegungen im Liegen), Zeitaufwand Herstellung, geschätzte Kosten, Aufwand Reparatur oder Wiederbeschaffung bei Verlust/Unfall/Beschädigung, Fahrzeugmaße in Fahrt, Fahrzeugmaße im Abstellraum, Wendekreis/Kurvenradius, Möglichkeit der Mitnahme in PKW/Bahn/Fähre/Flugzeug, Zusatzkosten bei Transport mit Verkehrsmitteln und auf Campingplätzen, Lüftungsmöglichkeiten, Kondenswasserproblematik, Hitzestau im Innenraum, Diebstahlgefahr, Aufmerksamkeitsfaktor, Komfort beim Liegen, Komfort beim Sitzen, Komfort beim Ein- und Aussteigen, Eignung für 1 oder 2 Personen, Zusatznutzen (z.B. Solarzellenfläche, kommerzieller Werbeträger...)

Wenn danach klar ist, welche Lösungen denkbar sind, was es bereits gab und wo Vor- und Nachteile liegen, dann würde eine Phase der Ideenfindung von 3-5 Vorzugsvarianten folgen. Auch hier haben Überlegungen zu bestimmten Werkstoffen noch wenig Bedeutung. Einen guten Faltcaravan würde ich unbedingt zu den Vorzugslösungen zählen (Beispiel Midget Bushtrekka, der sicherlich noch optimierbar gewesen wäre). Auch in der Welt der Motorfahrzeuge hat ein Faltcaravan Vorteile bei schwächeren Fahrzeugen und beim Kraftstoffverbrauch.

Außerdem lohnt es, ständig eine Liste mit offenen Fragen und Problemstellungen zu führen. Beispiel: Problematisch ist bei Mini-Caravans wie bei den großen Caravans immer auch das horizontale Ausrichten auf unebener Fläche und das schwingungsfreie Aufstellen.

Auf Grund der Kosten und des Aufwandes kommt eine Gestaltung nach Versuch- und Irrtum mit Prototypenbau sicher nicht in Frage. Falls 3D-CAD-Interessen oder -Kenntnisse vorhanden sind, würde das die Sache sehr erleichtern und Probleme vermeiden. Viel Spaß mit dem Projekt.