Radreise durch die Abruzzen

von: Anja Joest

Radreise durch die Abruzzen - 15.04.18 16:20

Den Bericht mit Bildern findest du unter: https://dasfliegendeklassenzimmer.org/mit-dem-fahrrad-kreuz-und-quer-durch-italien-die-abruzzen/

Die Vorgeschichte zur Reise

Nachdem wir in den letzten Jahren den Norden Italiens mit dem Rad erkundet hatten, stand fest, dass wir uns nun endlich mal dem Süden nähern wollten. Als Startpunkt hatten wir uns Rom ausgesucht, da es bis hierhin einen Nachtzug gab. Und dann ging das Träumen los. Die Abruzzen, da wollte ich schon immer mal hin, na ja und dann ist der Gargano ja auch nicht mehr weit, und wenn man schon mal da unten ist, dann könnte man ja eigentlich auch die Amalfi Küste noch mitnehmen. Realistisch betrachtet war dies in drei Wochen mit dem Rad natürlich nicht machbar aber irgendwie hatten sich diese drei Stationen in unseren Köpfen festgesetzt und so musste eine Lösung her. Die war dann auch schnell gefunden und zwar in Form einer Zugfahrt vom Gargano zur Amalfi Küste. Es waren zwar immer noch gute 850 Kilometer und etliche Höhenmeter, aber zumindest Jana war fest davon überzeugt, dass wir das schon schaffen.

Zur Jahreswende dann die Horrormeldung, dass die DB die Citynightlinezüge einstellt. Jetzt war guter Rat teuer. Ich habe Tage damit verbracht eine einigermaßen brauchbare Verbindung nach Rom zu finden. Aber egal welche Strecke ich auch durchprobiert habe, das Ergebnis blieb immer dasselbe: Mindestens 32 Stunden Fahrt und sau teuer. Irgendwann war ich weich und habe mal bei den Flügen geguckt und trotz meiner Flugangst war ich schnell überzeugt: Zwei Stunden Flug und gleicher Preis, wie bei der Bahn, also habe ich zugeschlagen.

Ein paar Tage vor Abflug haben wir uns bei unserem Fahrradhändler Kartons geholt und dann konnte es losgehen.

Ankunft in Rom und Weiterfahrt nach Terni
In Rom angekommen (wie es uns und unseren Rädern bis hier ergangen ist habe ich hier beschrieben) bauen wir im Schweiße unseres Angesichts, es ist nämlich 12 Uhr mittags und wir haben 42 Grad, unsere Räder zusammen und pumpen, was das Zeug hält und dann geht es endlich los. Allerdings kurven wir zunächst etwas unbeholfen durch die Gegend auf dem Weg nach Chiampino, wo wir den Zug nach Rom und weiter nach Terni nehmen wollen. Wir fragen einen Carabinieri nach dem Weg und er schickt uns auf eine zweispurige Straße Richtung Rom. Wir trauen dem Braten jedoch nicht und befürchten auf der Autobahn zu landen. Also kehren wir um und fahren noch einmal zum Flughafen. Als wir partout keine andere Straße finden, fragen wir zwei Polizisten. Wir schmoren in der prallen Mittagshitze, während der Polizist im klimatisierten Auto das Internet nach einem Schleichweg durchforstet. Als ich gerade damit rechne jeden Moment umzukippen entschuldigt er sich vielmals, dass er uns auch nur die Schnellstraße empfehlen kann. Derart autorisiert nehmen wir also doch die große Straße und erreichen nach wenigen Kilometern ohne Probleme Chiampino und finden auch gleich den Bahnhof. Geruhsam geht es nach Rom und irgendwie haben wir das Gefühl alle Zeit der Welt zu haben. In Rom wird es dann allerdings doch hektisch, denn so viele Züge fahren dann doch nicht nach Terni und uns bleiben nur ein paar Minuten zum Fahrkartenkauf und Umsteigen. In der Hektik landen wir natürlich auch noch auf dem falschen Gleis. Als wir es merken, steht unser Zug bereits abfahrbereit auf einem Gleis am Ende des Bahnhofes. Wir schwingen uns auf unsere Räder und heizen in einem Affenzahn durch den Bahnhof. Erleichtert verladen wir die Räder und fallen erschöpft in die Sitze.

In Terni angekommen liegen noch sieben Kilometer bis zum Campingplatz an den Cascata Di Marmore vor uns, alles kein Problem, denken wir und sind gespannt auf den Wasserfall und freuen uns endlich anzukommen. Doch dann kommt alles ganz anders. Immer der Beschilderung zu den Kaskaden folgend fahren wir sage und schreibe vier Mal durch Terni, bis wir nach vielem Fragen endlich den richtigen Abzweig finden, der natürlich steil den Berg hoch geht. Anfangs fahren wir noch, doch irgendwann sind wir so erschöpft, dass wir schieben müssen. Als es endlich wieder runter geht, ist es bereits dunkel. Wir ziehen die Stirnlampen an und fahren immer nur dann, wenn gerade kein Auto kommt. Total erschöpft aber auch super erleichtert erreichen wir irgendwann den Campingplatz. Wir trinken noch etwas in der Bar, gehen duschen und freuen uns auf das Essen. Doch irgendwie ist heute der Wurm drin, denn der Spiritus, den wir unterwegs gekauft hatten, hat nicht genug Alkoholgehalt und brennt nicht und so bleibt die Küche kalt. Wir stillen den größten Hunger, kuscheln uns in die Schlafsäcke.

Von Mamore nach Leonessa
Obwohl wir unter freiem Himmel geschlafen haben, schlafen wir länger als geplant. Wir essen noch schnell ein Dulce und machen uns auf den Weg. Die Kaskaden besichtigen wir nicht mehr, da wir heute einige Kilometer vor uns haben und auch heiß darauf sind endlich richtig loszuradeln.

Die ersten 10 Kilometer radeln wir durch eine Landschaft, die an das Voralpenland erinnert und es läuft richtig gut. Wir genießen die Strecke, denn wir wissen, dass es nicht so bleibt, denn schließlich sind wir auf dem Weg in die Abruzzen.

Die Landschaft wird zunehmend bergig und auch die Straße wird immer steiler. Dennoch lassen wir uns unsere Laune nicht verderben und genießen die herrliche Landschaft. Ein kleinwenig Angst, dass wir wieder ins Dunkle kommen sitzt mir allerdings schon im Nacken.

Genau an dem Punkt, an dem ich denke, dass ich keinen Meter mehr den Berg hochfahren will, geht es runter nach Leonessa und wir lassen es rollen. Bis zu dem Ort, wo wir heute übernachten wollen, sind es noch 5 Kilometer und wir machen erst einmal eine Pause, immer mit dem Gedanken, dass wir ja gleich da sind. Doch denkste, die letzten Kilometer ziehen sich ohne Ende.

Der Tacho zeigt 5 Kilometer, 5,5 Kilometer, doch von dem Ort, in dem unser Hotel sein soll, fehlt jede Spur. Ich mache mich schon auf eine Nacht in der Pampa gefasst, als endlich der erwünschte Abzweig kommt und wir tatsächlich noch in der Dämmerung ankommen. Nach dem Essen, zu dem uns doch tatsächlich ein Riesling serviert wird falle ich total erschöpft ins Bett und hoffe auf eine wundersame Regeneration.

Von Leonessa nach Capitignano
So ganz hat das mit der Regeneration nicht geklappt aber wir werden für unsere gestrigen Mühen mit einer tollen Abfahrt nach Posta belohnt, wo wir erst einmal an einem Alimentari halten und etwas zum Frühstück kaufen. Wir frühstücken im Schatten auf dem Dorfplatz und haben das Gefühl schon ewig unterwegs zu sein.

Die nächsten Kilometer sind moderat und wir kommen gut voran, zumal ich total geflasht bin, denn mittlerweile sind wir in den Abruzzen und ich muss mir immer wieder sagen: He Anja, du bist tatsächlich mit dem Fahrrad in den Abruzzen.

Die Landschaft ist atemberaubend und die Straßen wenig befahren und ich freue mich wie ein kleines Kind, dass ich es geschafft habe mir diesen Traum zu erfüllen.

Erst kurz vor Montreale geht es den Berg hoch, dafür allerdings heftig. Die Strapazen lohnen sich jedoch, denn wir werden mit einer tollen Abfahrt belohnt. Als wir in Montreale ankommen, ist es erst 14.00 Uhr, in der festen Überzeugung in ca. einer Stunde auf dem Campingplatz zu sein lassen wir es ruhig angehen und halten erst einmal an einer Bar.

Auch nach Montreale scheint unser Glück nicht abzureißen, denn es geht weiter den Berg runter und wir haben einen herrlichen Blick auf die vor uns liegende Ebene. Allerdings wächst langsam auch die Skepsis, denn es ist weit und breit kein See zu sehen und genau zu einem solchen müssen wir.

Den Gedanken, dass es sich bei besagtem See vielleicht um einen Bergsee handeln könnte und wir am anderen Ende der Ebene alles wieder hoch müssen verdrängen wir und genießen jeden Kilometer, den wir es rollen lassen können. Unten angekommen liegt eine lange Gerade vor uns und es gibt weit und breit keinen Schatten. Kurz bevor ich das Gefühl habe keinen Meter mehr durch die Hitze fahren zu können, erreichen wir Capitignano und der Campingplatz kann nicht mehr weit sein. Etwas irritiert bleiben wir vor einem Schild stehen, auf dem es links in 4 Kilometern und rechts in 21 Kilometern zum Campingplatz geht. Wir rätseln noch, was das wohl zu bedeuten hat, als neben uns ein Auto hält. Der Fahrer stellt sich als der Besitzer des Campingplatzes heraus, er bietet uns an unser Gepäck mitzunehmen und wir nehmen dankend an. Bevor er abfährt, meint er noch, dass wir uns etwa in zwei Stunden wiedersehen und weg ist er.

Wir denken zwei Stunden für vier Kilometer, der spinnt ja und machen uns auf den Weg durch die engen Gassen von Capitignano. Schnell wird uns klar, dass zwei Stunden wohl durchaus realistisch sind, denn der Weg ist so steil, dass selbst ohne Gepäck an fahren nicht zu denken ist. Wir quälen uns Meter für Meter den Berg hoch und immer, wenn wir glauben endlich oben zu sein, tut sich ein neuer Berg vor uns auf. Nach vier Kilometern bin ich fest davon überzeugt, dass hinter der nächsten Kurve der Campingplatz liegen muss,  die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt, und so laufen wir weiter und weiter, denn da wir ja unser Gepäck abgegeben haben, können wir auch nicht einfach irgendwo am Wegrand übernachten. Als wir die x-te Kurve, hinter der natürlich kein Campingplatz kam, passiert haben machen wir Pause und lassen uns erschöpft im Straßengraben nieder. Wir sehen offensichtlich sehr mitleiderregend aus, denn das erste Auto, was nach einer gefühlten Ewigkeit vorbei kommt, hält an und bietet uns eine Mitfahrgelegenheit an. Resigniert zeigen wir dem Fahrer unsere Räder, doch statt einfach weiter zu fahren, sagt er uns, dass wir uns nicht von der Stelle rühren sollen, er würde Hilfe holen. Nach einiger Zeit hören wir von oben ein Auto, es ist der Campingplatzbesitzer mit seinem Jeep. Er lacht, lädt unsere Räder ein und erklärt uns, dass wir gerade mal die Hälfte des Weges geschafft haben. Der Jeep quält sich im ersten Gang den Berg hoch und plötzlich liegt er vor uns, der See und im Hintergrund der Gran Sasso – es ist traumhaft.

Wir haben zwar keine Lebensmittel aber das ist uns gerade egal, wir trinken etwas und genießen die Aussicht, bauen das Zelt auf, gehen Duschen und dann in dem kleinen Restaurant essen. Dort werden wir so richtig verwöhnt. Jeder scheint mit uns mitzufühlen und dafür Sorgen zu wollen, dass es uns wieder gut geht. Vollgefressen und zufrieden leihen wir uns noch die Luftpumpe von unserem Nachbarn und merken, dass wir die ganze Zeit mit 2 Bar geradelt sind, kein Wunder, dass wir uns oft so schwergetan haben.

Wir legen einen wohlverdienten Ruhetag ein und stellen fest, dass wir schon 1.980 Höhenmeter hoch und 1.197 runtergefahren sind und gleich kommt uns die Pause noch viel gerechtfertigter vor. Allerdings disponieren wir auch um, denn es ist klar, dass wir eine Strecke von 95 Kilometern in dieser Landschaft nicht schaffen und wir suchen uns im Internet ein Zimmer in der Nähe von L´Aquilla.


Von Capitignano nach L` Aquilla
Obwohl wir nur ca. 40 Kilometer vor uns haben, machen wir uns früh auf den Weg, um der Hitze zu entgehen. Ich bin total aufgedreht, denn ich habe heute Nacht tatsächlich einen Wolf heulen gehört, außerdem bin ich immer noch total begeistert davon tatsächlich mit dem Rad gerade quer durch die Abruzzen zu fahren.

Die Landschaft ist einfach sagenhaft und die Menschen sind super nett. Wir bekommen nicht nur ganz viele Daumen hoch von vorbeifahrenden Autofahrern, wenn wir Pause machen, werden wir auch immer wieder gefragt, ob alles Okay sei, oder ob wir Hilfe brauchen. Die kleinen Hütten und die oft sehr karge Landschaft machen aber auch deutlich, dass wir uns im Armenhaus Italiens befinden.

Obwohl es die meiste Zeit den Berg runter geht und wir so die Landschaft so richtig genießen können merken wir, wie es mit jedem Kilometer heißer wird und pünktlich zur Mittagshitze erreichen wir L`Aquilla. Bis zu unserem Hotel, welches etwas außerhalb liegt, geht es natürlich wieder den Berg hoch, doch in der dazugehörigen Osteria werden wir mit den besten Spaghetti Carbonara ever belohnt. Während wir uns über die Kohlenhydrate her machen erzählt uns der Kellner, selbst Rennradfahrer, wo wir noch alles hinmüssen.

L´Aquila nach Serramonacesca
Wir haben uns den Wecker auf 5.00 Uhr gestellt, denn zum einen liegen 80 Kilometer vor uns und zum anderen wollen wir Strecke machen, bevor es wieder so heiß wird, allerdings ist es um 5.00 Uhr noch stockdunkel und wir drehen uns dankbar noch einmal um. Doch um Punkt 6.00 Uhr sitzen wir auf den Rädern. Der Tag startet mit einem leichten Gefälle und wir haben die Möglichkeit unsere lahmen Knochen warmzufahren. Nach 10 Kilometern kommt dann das unausweichliche Schild, welches uns darauf hinweist, dass uns die nächsten 3 Kilometer 10% Steigung erwarten. Ach, was sind schon drei Kilometer denken wir und gehen es an, doch leider kommt nach drei Kilometern schon wieder so ein doofes Schild und die 10% Steigung begleiten uns noch eine Weile.  Doch die Mühe hat sich gelohnt, denn die Landschaft ist mal wieder sagenhaft und oben angekommen folgt dann auch eine Abfahrt von ca. 50 Kilometer.

Wir radeln entspannt durch die Gegend und kommen aus dem Staunen nicht mehr raus. Ich hatte mir wirklich nicht zu viel von den Abruzzen versprochen. Die Landschaft hält nach jeder Kurve eine neue Überraschung für uns parat und die Menschen, denen wir begegnen, zugegeben es sind nicht viele, sind unheimlich nett. Was allerdings etwas fehlt, sind kleine Dörfer in denen man in einer Bar etwas kühles zu trinken bekommt oder mal ein Alimentari, um etwas Obst zu kaufen und so geben wir uns mit unserem mittlerweile mehr als lauwarmen Wasser zufrieden. Selbstredend folgt auf jede Abfahrt auch wieder eine Steigung und so geht es dann nach den 50 Kilometern auch wieder tendenziell den Berg rauf.

Ca 20 Kilometer vor dem Campingplatz biegen wir auf eine winzige Nebenstraße ab. Autos kommen hier nur noch sehr selten, aber dafür geht es wieder mächtig hoch und ich werde immer unsicherer, ob am Ende dieser Straße tatsächlich ein Campingplatz ist. Immer, wenn ein Auto an uns vorbeifährt, was auch nur im Entferntesten nach Camping aussieht schöpfe ich neue Hoffnung, und als ein alter Herr neben uns hält und uns fragt, wohin wir wollen und er nicht aus allen Wolken fällt, als wir im von dem Campingplatz erzählen, beschließe ich einfach positiv zu denken.



Und dann taucht hinter einer Kurve tatsächlich Saramoncesco auf, allerdings fehlt auch hier jede Spur von einem Campingplatz. Ich frage im Dorf und erhalte die übliche Auskunft: noch ein paar Kilometer und natürlich mal wieder salida, salida. Wir kaufen noch eine Kleinigkeit zum Kochen und machen uns an den Endspurt. Auf der Straße geht es noch so einigermaßen mit dem salida, doch dann geht es in einen Feldweg und uns bleibt mal wieder nichts anderes übrig, als zu schieben, aber immerhin an der Kreuzung steht ein Schild, dass es noch 600 Meter sind,  allerdings können 600 Meter verdammt lang sein und nach einer gefühlten Ewigkeit erreichen wir dann tatsächlich den Campingplatz. Ich sehe nur eine große Terrasse und träume schon von einem eiskalten Mineralwasser, doch da war ich etwas voreilig, denn es gibt zwar eine tolle Terrasse, aber keine Bar. Wir fragen verzweifelt nach Wasser, doch hier gibt es nur Wein. Der Besitzer hat jedoch Mitleid mit uns und bringt uns zwei Dosen Bier aus seinem Bestand – hauptsache Kohlensäure und hauptsache kalt, der Rest ist uns egal. Nachdem die erste Erschöpfung gewichen ist, wird uns klar, dass wir im Paradies gelandet sind.

Der Campingplatz, der von einem englischen Paar geführt wird, ist eigentlich nur eine Wiese, die Toiletten und Duschen, es gibt nur jeweils drei, befinden sich in einer alten Scheune, es gibt einen Gemüsegarten aus dem sich alle bedienen können und Kochgelegenheiten, wo abends alle zusammen kochen und eben den Wein, von dem man sich nehmen kann und dafür einen Betrag in die Honesty Box wirft. Die Zelte stehen mit großem Abstand zueinander und überall gibt es Hängematten und Bänke, wo man es sich bequem machen kann. Ich fühle mich in die 70er Jahre versetzt und freue mich schon auf den morgigen Ruhetag.


Ein Tag im Paradies
Am nächsten Morgen wagen wir noch einmal den Abstieg und damit natürlich auch den anschließenden Anstieg und fahren ins Dorf, denn wir müssen etwas zu essen und Mineralwasser kaufen. Viel gibt der kleine Alimentari im Dorf nicht her aber es reicht für Schinkennudeln, die wir irgendwie schon seit Tagen essen. Den Rest des Tages verbringen wir in der Hängematte, und als ein Unwetter aufzieht, steht uns einer der vielen Gemeinschaftsräume zur Verfügung, von wo aus wir das Spektakel in aller Ruhe beobachten können.



Außer lesen und faulenzen machen wir an diesem Tag aber auch etwas anderes, wir ändern schweren Herzens unsere Route erneut und beschließen runter zum Meer zu fahren. Die Landschaft hier ist herrlich und es fällt uns wirklich schwer die Berge zu verlassen aber nach einer längeren Diskussion müssen wir einfach feststellen, dass wir keine Lust mehr haben ständig an unsere Grenzen zu gehen und das oft mit leerem Magen, weil wir einfach an keiner Einkaufsmöglichkeit vorbeikommen. Na ja und mal ehrlich, mal etwas anderes essen als Schinkennudeln wäre auch ganz nett.

Von Serramonacesca nach Ortona
Wir lassen es gemütlich angehen und fahren die ersten Kilometer natürlich den Berg hoch, doch leider ist die Landschaft  herrlich und immer wieder frage ich mich, ob es wirklich so gut war, die Route zu ändern. Als wir endlich oben ankommen, sind wir allerdings beide froh, dass es nun abwärtsgeht.

Eigentlich ist die Abfahrt super und man könnte rein theoretisch bis zur Küste brettern, doch leider ist die Straße so schlecht, dass wir immer wieder abbremsen müssen und ordentlich durchgeschüttelt werden. Unten angekommen nehmen wir den ersten Campingplatz an dem wir vorbeikommen und sorgen gleich ordentlich für Trubel. Wir sind die einzigen Ausländer und man will es uns offensichtlich besonders recht machen. Obwohl mein italienisch für eine Anmeldung auf dem Campingplatz reicht werden alle Hebel in Bewegung gesetzt bis jemand gefunden ist, der Englisch spricht. Wir bekommen unseren Platz und würden eigentlich gar nicht aufbauen, doch wir sind die Attraktion des Campingplatzes und so bauen wir lieber unser Zelt auf, um wenigstens zum Schlafen den Präsentierteller zu verlassen und dann geht es endlich an den Strand.


Von Ortona nach Marina de Vasto
Direkt entlang der Küste geht es heute nach Marina de Vasto, wo wir ursprünglich an die Küste kommen wollten. Die Strecke ist nicht gerade eben, aber nachdem, was wir hinter uns haben empfinden wir sie trotz einiger saftiger Anstiege als eher hügelig und wir kommen gut voran, obwohl es mal wieder richtig heiß ist.

Auch hier veranlasst uns die Landschaft zu zahlreichen Fotostopps, und als wir in Marino di Vasto ankommen, lernen wir die Vorzüge kennen, die es hat, weitab des internationalen Tourismus unterwegs zu sein, denn wir erstehen an einem Straßenstand 1 Kilo Pflaumen, eine Paprika und einige Zwiebeln und Tomaten für 2,50 Euro. Ausgestattet mit unserem Abendessen erreichen wir den Campingplatz und sind auch hier wieder eine Attraktion, beschließen aber dennoch das Zelt nicht aufzubauen, denn wir wollen am nächsten morgen früh los. Nach einem Besuch am Strand kochen wir und können unsere Nachbarn nicht davon abhalten uns Stühle zu leihen.
Unsere reise geht weiter zum Gargano aber davon später