Re: Bad Bentheim - Malaga 2017

von: extraherb

Re: Bad Bentheim - Malaga 2017 - 01.04.18 16:46

Nachdem ich mir bei der Abfahrt nach Sallent de Gallego noch Socken über die Handschuhe gezogen habe und trotzdem durchgefrohren und schlotternd am Hotel angekommen bin, war von jetzt ab Hitze angesagt. Die Temperaturen in Spanien waren ab Mittag stets um die 40 Grad und blieben so bis zum Einsetzen der Dunkelheit. Anfangs hatte ich vor, nachmittags eine Siesta zu machen, wie ich es in Italien erfolgreich praktiziert hatte. Das war hier aber sinnlos, da die Hitze erst mit Einbruch der Dunkelheit langsam zurück ging. Das Einzige, was half war, früh so zeitig wie möglich loszufahren. Nur hat man da in den kleinen Hotels oft kein Frühstück bekommen und die Betreiber von Pensionen waren auch nicht begeistert, wenn man um 7 starten wollte.

Auch topologisch änderte sich die Tour jetzt drastisch. War die Strecke bis zu den Pyrenäen flach bis leicht hügelig, kann man am gpsies Profil erkennen, dass jetzt Höhenmeter angesagt waren. Das war auch in Ordnung so, nur der blöde Gegenwind machte mir auf der Hochebene südlich von Saragossa schwer zu schaffen.

Bemerkenswert fand ich, dass außerhalb der großen Städte kaum ein Spanier zu finden ist, der Englisch spricht. Während in Frankreich jeder Bauer, der Zimmer vermietet, wenigstens ein paar Brocken Englisch drauf hatte, waren in Spanien selbst viele Hotelmitarbeiter völlig überfordert, wenn man sich in englisch an sie gewandt hat. Unangenehm war dies, als ich ein über Booking.com gebuchtes Hotel nicht finden konnte. Booking hatte das Hotel in Benameji verordet, dort war es aber nicht. Diverse Passanten danach befragt wussten zwar wo das Hotel war, konnten mir aber den Weg dorthin nicht beschreiben (auf Spanisch natürlich schon oder was für eine Sprache man dort spricht). Schließlich bin ich dann in die angegebene Richtung gefahren und habe das Haus zufällig entdeckt.

Hinter Sabinanigo wird die ruhige Passstraße zur Autobahn, deshalb habe ich mich nach Westen in die Pampa geschlagen und bin dem Rio Gallego gefolgt, der bei Carcavilla einen sehenswerten Durchbruch durch einen Ausläufer der Pyrenäen bildet.





Hinter Saragossa, hat man weitgehend parallel zur Fernverkehrsstraße eine Autobahn gebaut, mit dem Ergebnis, dass die Fernverkehrsstraße fast nur noch von Radfahrern benutzt wird schmunzel Sämtliche Raststätten entlang der Fernverkehrsstraße waren aufgegeben. Solche "Parallelstraßen" zur Autobahn gibt es in Spanien einige und sie sind natürlich ideal zum Radfahren.















Südlich von Albacete bin ich dann über weite Strecken auf "via verdes" gefahren, die man auf dem Bahndamm aufgegebener Eisenbahnlinien eingerichtet hat. Insbesondere die ehemalige Olivenölbahn in Andalusien ist sehr praktisch, da die Alternative nur stark befahrene Fernverkehrsstraßen sind. Einige ehemalige Bahnhöfe erinnern noch daran, dass hier mal ein Zug fuhr.
















Von Lucena in Richtung Antequera geht es wieder parallel zur Autobahn auf der praktisch autofreien ehemmaligen Fernverkehrsstraße. Wenn man auf Antequera zufährt, sieht man, dass der liebe Gott vor der Küste noch eine Schippe Berge hingepfeffert hat. So war die letzte Etappe von El Tejar nach Malaga zwar mit 75 km eine der kürzesten Etappen dieser Tour, aber auch eine der anspruchsvollsten. Die Straße in Richtung Süden (hoch auf den El Torcal bin ich nicht geklettert) war stellenweise gerade so fahrend zu schaffen. Die Abfahrt auf der anderen Seite war aber so steil, dass ich glaube, dass das mit dem Reiserad nicht funktioniert. Die A-7075 ist dann nochmal eine hübsche Herausforderung und für jemanden mit Höhenangst (wie ich) ein echtes Schnäppchen.







Schließlich rollt man unter dem Autobahnring hindurch und ist plötzlich mitten in der Stadt. Ich bin gleich erstmal in eine riesige, herrlich gekühlte Aldi-Filiale gegangen um mich ein bisschen zu entspannen. Denn eigenlich hatte ich gedacht, vom El Torcal rollt man gemütlich bis ans Meer. Dem war aber leider nicht so. Aber nun war ich endlich am Ziel und in Malaga waren sogar die Temperaturen deutlisch angenehmer als im Landesinneren.










Nach drei entspannten Tagen bin ich dann mit der S-Bahn zum Flughafen gefahren (die Mitnahme des Rades ist umsonst). Leider gestaltete sich die Abfertigung unerwartet kompliziert. Es war eigentlich das bisher stressigste Erlebnis, dass ich bei der Fahrradmitnahme per Flugzeug hatte. Ich bin mit Iberia geflogen und die stellen einen Karton zur Verfügung (20 Euro), in welchen man das Rad zu verpacken hat. Leider ist der Karton so klein, dass man keine Chance hat, ein Reiserad damit einzupacken, wenn man es nicht komplett zerlegt. Ich hatte aber nur noch das Werkzeug dabei, dass ich für die "normalen" Umbauarbeiten benötige, also Sattel rein, Lenker quer und die Padale hatte ich schon abgebaut. Die Dame am Counter war völlig überfordert, als ich ihr mitteilte, dass ich mein Rad nicht in den Karton bekomme. Erst als sie ihre Vorgesetzte holte, entwickelte sich die Sache in die richtige Richtung. Das Rad wurde fachmännisch eingewickelt. Leider war damit das Problem noch nicht gelöst, das der Scanner vor Ort zu klein war. Ich bin dann mit der Dame und einem Sicherheitsfuzzy in die Tiefen des Airports eingetaucht, wo es dann Scanner gab, durch die auch mein Rad passte.




Vielen Dank für die Geduld. Fragen beantworte ich gern.