Re: Himalaya: Abenteuer Srinagar - Leh - Manali

von: HyS

Re: Himalaya: Abenteuer Srinagar - Leh - Manali - 08.10.17 17:51

In Antwort auf: joeyyy

Es ist zwei Uhr zwanzig in der Nacht. Ich muss ungefähr eine halbe Stunde lang dem Gebet des benachbarten Muezzin zuhören – egal ob ich es will, verstehe, toleriere oder nicht. Leh ist zu achtzig Prozent buddhistisch und im Winter wohl zu hundert Prozent. Die restlichen zwanzig Sommerprozente teilen sich Hindus und Moslems.

Ich frage mich: Wie kann es sein, dass eine so kleine Minderheit von um die zehn Prozent eine so große Mehrheit nachts akustisch so dominieren darf? Es ist ja nicht nur so, dass mir ein religiöser Brauch aufgezwungen wird – nein, das regelmäßige Stören des Schlafs macht krank! Also muss die Frage lauten: Warum dürfen wenige Menschen vielen Menschen etwas aufzwingen, was krank macht? Hier geht es nicht um abstrakte und globale religiöse oder politische Konzepte sondern um den Lebensalltag der Menschen in dieser Stadt.

Habe ich mich auch gefragt, bin übrigens die selbe Strecke gefahren.
In Kargil fand ich es aber noch viel schlimmer als in Leh. Der Muezinruf aus völlig übersteuerten, plärrenden Lautsprechern, der an den engen Bergen wiederhallt und einfach nur nervt. Ist heute auch gar nicht mehr nötig, jeder hat ein Mobiltelefon und da gibt es die Gebetsrufapp, so dass keiner mehr ein Gebet verpassen müsste. Aber darum geht es gar nicht, es geht darum, alle anderen unter die Knute des Islam zu zwingen. Dann ist es aus mit der Toleranz. Das hatte ich auch schon in Srinagar erlebt, da hatte ich ein relativ toleranten, Führer mit dem ich eine Bootstour auf dem See gemacht habe. Es war Ramadan und da hat er sich einfach nicht getraut einen Schluck vor Sonnenuntergang zu trinken, es hätte ihn ja jemand sehen können. Zwang und Kontrolle überall.

Was mir auch aufgefallen ist, das sind die Kinder in den verschiedenen Teilen: im moslemischen Teil waren die kleinsten Mädchen in den Dörfern schon mit Kopftuch unterwegs und irgendwie fand ich die Stimmung bedrückt. Im budhistischen Teil war es viel lebensfroher, gerade bei den Schulkindern. Da sind Mädchen den Jungen gleichwertig und das sieht man ihnen an.