Es war mal wieder richtig Sommer Teil 1

von: iassu

Es war mal wieder richtig Sommer Teil 1 - 05.09.17 17:36

Übersicht

Teil 1 Tübingen-Zürich-Como-Bologna-Ancona-Igoumenitsa-Thessaloniki-Kavala
Teil 2 Limnos
Teil 3 Leswos
Teil 4 Samos
Teil 5 Paros-Naxos-Mykonos
Teil 6 Peloponnes-Italien-Schweiz-Tübingen


Nach der Reise ist vor der Reise. Ungefähr 10 Monate vor Abreise erfolgt hier meist ein Reisebericht, die Vergangenheit betreffend.

Pünktlich 3 Tage vor dem geplanten Starttermin legte ich mich erkältet und gefiebert ins Bett. Am Tag der Abreise wanke ich etwas verlangsamt in der Wohnung rum und packe die Utensilien zusammen. Aus der 100 km Etappe werden kräftebedingt nur 40 km bis Horb. Wie ich dort hingeradelt bin, weiß ich heute kaum noch. Neckartal:



Am Ziel Donaueschingen treffe ich mich mit meiner Schönsten und Liebsten (SuL), wir verbringen hier nochmal einen Abschiedsabend.

Nicht furchtbar romantisch wird die Nacht, denn gefühlt 99% aller Halbstarken der Stadt treffen sich trotz Regens und geben Stimmproben ab, die zur Annahme an der Musikhochschule knapp ungenügend sein dürften. Dazu kommt ein hoffnungsfroher Vertreter der kommenden Verantwortungsträgergeneration. Er hat an seinem Auto eine Auspufhörbarmachungsfunktion eingebaut, die zwischen Bodensee und Straßburg zur Kenntnis genommen werden kann. Eine leibhaftige Polizeistreife sorgt morgens um drei für hektisches Auseinanderspritzen der Jugendlichen und für Festsetzung des Radauisten: direkt unter unserem Fenster.

So sehe ich, daß es sich um einen schwarzglänzenden Golf neuester Generation handelt und um einen richtig smarten Ich-bin-der-BOSS-was-lacostet-die-Welt-Geld-spielt-keine-Rolex-Typen. Ich bin sowas von erleichtert, daß die beeindruckten Beamten, nachdem sie ein Stäubchen von der Motorhaube entfernen konnten, den Golfisten weiterfahren lassen. Wie perfide aber der Morgen: das steht er wieder mit seinem Golf, der Krach ist wie weggeträumt. Ein kleiner umschaltbarer Trick irgendwo drin.

Der Radtag beginnt, wie sich das für Grönland gehört, mit angenehmen Temperaturen um die +8° und effektiver Abschattung petriseits. Bevor ich die Reise Richtung Sahara fortsetze, bestaune ich noch die interaktive Musikergruppe: Arme und Spielgelenke können vom Zuschauer eingestellt werden. Hörbar wird das nur in der Vorstellung:



Die mit 200 Höhenmetern erste erfolgreiche Passüberwindung ist vollzogen:



Die Landschaft ist schön:



Luftüberwachung:



Interessanterweise erfahre ich hier, daß die Eingliederung der Schweiz ins Bundesgebiet längst vollzogene Sache ist und die B27 nun doch bis kurz vor Italien zu reichen scheint:




Ab der Brücke in Eglisau...



...wird es orientierungsmäßig immer chaotischer, wahrscheinlich sind aber die Radwegbeschilderungen perfekt und ich noch immer leicht gaga. Ich ziehe im richtigen Moment den Kopf ein und kann so um eine Frisurglättung herumkommen:




Das Gerät landet erst kurz neben mir:



Im Großraum Zürich finde ich mich mühelos zurecht. Ich bin technisch schließlich fast voll auf der Höhe der Zeit und habe das smartphone griffbereit in der Lenkertasche. Ich finde mein Zielgebiet durch Anhalten alle 99 Meter, Auspacken erst der Brille und dann des Geräts und Eingabe des Sicherheitscodes, bevor es direkt zu Googlemäps geht. Diese Lösung hat sich als kurz vor der Verleihung des Eleganzpreises erwiesen. Etwas enttäuschend war aber, daß ich im Zielgebäude (Ernst&Young)



wundersamerweise keinen Hoteleingang finden konnte und zerknirscht festzustellen hatte, daß sich mein Hotel in einem anderen Hochhaus befindet. Die Behandlung der Rezeptionistin dort war dann überdurchschnittlich freundlich. Das Fahrrad? Nicht draußen anlehnen? Na dann nehmen Sie es mit aufs Zimmer. Keinerlei Problem. Passend zu dieser Erfolgsgeschichte bringt mir nach dem Duschen der Zimmerservice das Abendessen hoch. Basmaticurry nebst Salat und einer feinen Obstschale:



Der nächste Tag hält für mich Dauerregen im Waschstraßenmodus bereit und ich buche ab dem HBf den Anschlußzug zu der Verbindung ab Arth-Goldau, die ich schon in der Tasche habe. Mir gegenüber setzt sich eine liebenswürdige schweizer Bilderbuch-Großmutter mit ihrem süßen Enkelsohn hin. Sie sind schon ganz aufgeregt vor ihrer ersten Fahrt durch den Basistunnel. Der 8jährige knappert abwechselnd Riegel ("hasch du keine Riegel mit ohne Schoggi dabei?") und döst vor sich hin. In dem Moment, auf den alles ankommt, dem Einfahren in den Tunnel, befindet er sich im Tiefschlaf. Er unterbricht diesen aber bereitwillig, um sich von der Oma etwas zu trinken anbieten zu lassen. Als wir aber durchs Südportal rauschen, kann sie ihn nicht wecken. Die mehrfachen "Rönnee....?"-Rufe und das Armgerüttel helfen nicht, die Oma lächelt mich verlegen an.

Ich muß in Lugano um- und will in Chiasso aussteigen. Hätte ich mich besser erinnert, wie das vor Jahren war, wäre ich bis Como sitzen geblieben und hätte mir den nervigen Stadtpaß erspart. Immerhin sind dort die Straßen so schlecht, daß man auch den hartnäckigsten Federungsverweigerer zur Aufgabe hätte zwingen können, leider hatte ich keinen zur Hand. Das Wetter ist hier im Süden wunderschön, Rudi Carell hätte einfach nur den Alpenhauptkamm hinter sich lassen müssen. Ich beziehe das Hotel und setze mich in die Zahnradbahn auf den Hausberg:



Oben bietet sich eine grandiose Aussicht dar:







Die mögliche Fernsicht auf Bergamo, Mailand, Turin und das Monte Rosa Massiv wird hingegen durch erheblichen Dunst und Gegenlicht vereitelt. Am nächsten Tag fahre ich den linken unteren Arm des Comersee-Ypsilons nach Bellagio ab, kannte ich bisher nicht.






Jenseits dieser Strecke, dann am rechten Y-Arm, wurden arme Haustiere auf abscheulichste Weise in den ozeanischen Fluten ausgesetzt grins :




Während weiter südlich, diesmal endgültig nicht mehr an der B27 liegend, scheues Waldgetier sein Auskommen findet:



Piacenza erlebt mich im Grande Albergo Roma, wo ich lukullisch zu Abend zu speisen gedenke:



Pause.

Nun heißt das Motto: allez, allez!



Es macht einen optisch nicht nur auf dem Foto leicht kirre, sondern auch in natura. Aber auch die Abschattung ist eine feine Sache. Habe in der Poebene übrigens immer wieder solche wunderschönen Aleen angetroffen, stehen halt auf keiner Karte verzeichnet.

Wenn seine Werke, wie das gerne immer wieder vorkommt, in der Bahn oder im Taxi liegen gelassen werden, isr die Aufregung bei uns immer maximal groß. Wer ist es?



Was diese Köstlichkeit mit Mazedonien zu tun hat, habe ich noch nicht gelernt. Jedenfalls heißt das hier macedonia:



Um mich herum wird es einsamer heute. Es ist immer noch high noon und meine Strecke verläuft abseits größerer Ortschaften. Ich streife durch einen Weiler und finde zu meiner Erleichterung tatsächlich einen Laden. Natürlich so hell erleuchtet wie eine Friedhofshalle um Mitternacht, aber hinter den herunterhängenden Schnüren ist die Glastür offen. Drinnen unterhalten sich im Dreivierteldunkel mehrere Frauen, irgendwo zwischen Klopapierrollen, Sirupflaschen und Kartoffeln sitzend.

Und ja, es gibt kalte Getränke - meine Rettung. Carell: du warst nie hier. Es sind draußen in der Sonne 45°. Ich greife gerne auf die Produkte des ansonsten wenig geliebten Cocacolakonzerns zurück. Direkt gegenüber eine Art Gut mit kleiner Schloßvilla und Bewehrungsteich drumrum, in dem wunderschöne Blüten wachsen:





Die Einsamkeit nimmt nicht ab, steuere ich doch auf ein Agriturismo zu. Habe ich noch nie gemacht gehabt. Hier ist der nächste Laden weit weg und man hat seine Ruhe....



Was nicht heißt, wie ich am nächsten Morgen sehe, daß man ganz alleine wäre:



Mein Zickzackkurs durch diese Tiefebene führt mich dann nach Bologna. Die zwei Türme zeigen sich schon von weitem, vor allem die lange Nadel. Der andere ist halb so hoch und grottenschief. Ich erwerbe mir ein Ticket zum Besteigen des großen Turms (Asinelli) in anderthalb Stunden. In dieser Zeit erleide ich allerdings einen, sagen wir kleinen Kräfteabfall. Ich sitze schlapp rum und trinke und habe das Gefühl, ins Bett zu sollen.

Dazu bin ich aber nicht auf Reise und stelle mich dann tapfer in die Warteschlange. In dem Moment, wo nach dem Einlaß meine Sekunde gekommen ist, frage ich, ob es einen Aufzug gibt. Die Dame lächelt kopfschüttelnd und ich kann gerade noch seitlich herauswitschen. 100 m Höhe....ich wäre nach 20 m in dem engen Einbahntreppenhaus kollabiert und gehe dann wirklich ins Hotel und lege mich hin. Heute passiert gar nix mehr.



Ich residiere direkt am Dom und habe eine nette Nachbarin in Griffweite:



Am nächsten Tag geht es mir wieder gut und ich fahre wieder los, leicht nördlich ans Meer. Ravenna kenne ich ausreichend gut und habe eine Unterkunft in der Sommerfrische Punta Marina reserviert. Das Fahren geht heute sehr gut, aber wenn ich abends müde bin, habe ich nicht viel Geduld, mir die Landkarte ganz genau anzusehen und denke, das wird schon so und so gehen. Tut es dann meistens nicht. Biege zu früh ab oder viel zu spät. Nach einigem Herumirren in einem Wohngebiet treffe ich wenigstens einen Obsthändler an und decke mich mit Leckereien für den Abend ein. Zum Waschen derselben gibt es im Hotel dann in wunderbarer Voraussicht des Architekten besondere Vorrichtungen im Naßbereich:



Gleich dreifach scheint die Sonne aufzugehen, darunter das Riminiprinzip: strengstens symmetrisch angeordnete Schirm- und Liegenarmada, deren Ende der Horizont verschluckt, davor 30 m Wasser und eine Steinbarriere vor dem offenen Meer. Sommerglücksvorstellung auf Erden seit 50 Jahren und mehr für den Großteil des europäischen Spießbürgers:



Ich gedenke hier allerdings weder zu erbräunen noch sonstwie Wurzeln zu schlagen. Meine Tour geht bis Ancona:



Hier wird dann am nächsten Tag die Fähre aus Griechenland einlaufen:



Insgesamt 5 Stück dieser seltsamen Spezies werden hier ausgespuckt:



Die Olympic Champion von ANEK ist an sich ein klasse Schiff. Relativ gepflegt und sauber, nach bald 20 Jahren noch immer nicht völlig abgelebt in den Kabinen und richtig, richtig flott: wir rasen mit über 50 km/h übers Wasser, 28 Knoten. Innen im Kabuff habe ich, wiewohl von der Freiheit nur durch eine große runde Scheibe getrennt, dennoch bald Beklemmungsgefühle. Es herrscht Sauerstoffmangel. Der Ausströmer an der Decke ist maximal offen und spendet nur einen Hauch von Frischluft.

Reiseradler sind hin und wieder aber technikaffin und ich werde den Teufel tun und das Werkzeug unten am Rad in der Garage lassen. Also wird der Ausströmer mit investigativem Impetus geöffnet, das Lösen von 4 Madenschräubchen mit 10er Torx ist nun wirklich kein Akt. Und siehe da, das Dingens ist inwendig mit überschaubarem Gestänge versehen welches nicht ganz am Anschlag war. Diese weiteren 20% verschaffen mir Luft, Luft, Luft........

Ob Carell in seiner Sommersehnsucht auch bedacht hat, wie man im richtigen Sommer schwitzt? Es muß gewaschen werden. Und getrocknet:



Ging alles, noch ein bißchen Trockenflanieren im Schönwettersturm auf dem offenen Deck und voilá. Beim Verlassen der Kabine habe ich das Ding wieder richtig an die Decke geschraubt, allerdings so, daß nicht der verstellte Versteller eingreift sondern auch die nächsten Gäste richtig Luft kriegen. schmunzel

Die Bahnverbindungen in Griechenland sind gegen Null gehend, will sagen ärmlich und zu vergessen. Man fährt Bus. Ich bin heuer auch man. In Igoumenitsa komme ich früh um sieben an, um halb zehn fährt der erste Bus direkt nach Thessaloniki und ich habe dort den ganzen Nachmittag zum Stadtbesichtigen. Denke ich.

Von meiner Freundin im Schiffahrtsbuchungsbüro in Heraklio kriege ich eine mäil, daß ANEK eine Änderung durchführt und das Schiff drei Sunden später fährt. Superklasse. Unnütze Zeit in Ancona, in Igoumenitsa und verlorene Zeit in Saloniki. Denn der nächste Bus fährt erst um halb zwei. So ganz unscheinbar ist die kleine Bushaltestelle in der nordgriechischen Großstadt nicht:



Ich steige aus. Das liegende, geklappte Fahrrad im Busbauch hat die Gesellschaft unzähliger Koffer und Taschen neben, unter und über sich ebenso klaglos überstanden wie das Beladensein durch einen geklappten Rollstuhl, wie ich unterwegs bei einer Pause erkennen durfte. Nach dem Zusammenbauen radle ich los und bin nach 20 Minuten in der Innenstadt an der Uferpromenade:



Aus dem Fenster habe ich einen schönen Blick auf den weißen Turm und das lustige volkstümliche Treiben drumherum:



Auch hier geht der Tag zur Neige, leider ja ohne daß ich von der Stadt noch hätte viel erkunden können.



Das Mondlicht auf dem Wasser:



Ich habe noch zwei Tagesetappen bis Kavala. Die Landschaft mag mancher ätzend langweilig finden, ich mag das hier:



Es sind manchmal die ganz einfachen Dinge, die einen glücklich machen. NaCl-Nachschub unterwegs:



Vergangene Zeiten, zu ihrer Zeit unwahrscheinlich modern:



Zeitlos geht aber auch:



Ich könnte zwar durchaus wieder eine Pause gebrauchen, aber da stimmt irgendwie was mit der Geometrie nicht:



Ja und dann wird es etwas persönlich. Ich war vor 35 Jahren hier das erstemal gewesen, 1982 und 1983. Danach nicht mehr. Es hatte zwischen mir und der Nachbarin im Haus gegenüber im Dorf, in dem wir Unterkunft hatten, eine zarte Anfreundung gegeben. 24:16. Ein bildhübsches Mädchen. Ich hatte keinen blassen Schimmer, was aus ihr geworden ist.



So komme ich also jetzt in das Dorf, mittags um halb eins. Vor einem geschlossenen Café sitzen zwei Männer, einer verabschiedet sich. Der andere spricht mich an, da ich etwas verloren rumstehe. Es stellt sich heraus, daß er die letzverbliebene Erinnerungsinstanz des Dorfes ist: Louis, seines Alters 90. Und er kennt sie alle. Entweder stammen sie aus seiner eigenen Verwandschaft oder eben aus dem Dorf. Alle Namen, die mir noch einfallen.

Und auch der Kostas. Natürlich. (Kostas ist der Freund unserer Familie, dem wir damals diese Connections zu verdanken hatten, er lebt bei Stugttart und ist auch in Rente.) Er sei gerade eben noch hier gewesen, mache hier wie immer einen Monat Urlaub und sei runter ans Meer gefahren. Jaja, DER Kostas M., mit seiner Frau Maria. (Das Dorf liegt 200 m höher, es hat 37° und ich bin froh, gerade vom Meer kommend hier oben angekommen zu sein.) Weit? das ist doch nicht weit. Meine Güte, können junge Leute dämlich sein....

Und dann DIE Frage, ob er die Effi kennt. Effi....Moment, heißt der Mann Levteris? (Weiß ich nicht.) Jaja, die Effi, geborene T. Doch doch. Die arbeitet unten am Meer, 2 km weiter in einer Taverne. Taverna S. Dort bei diesem komischen Hotel noch etwas weiter, ob ich das kenne. (Ja, das habe ich gesehen.) Ich soll die alle von ihm grüßen. Er ist der Louis. Der Louis namlich. Sagen, daß er mich geschickt habe.

Ich fahre also die Weinberge wieder runter. Hier lebt man seit dem letzten Krieg vom Tafeltraubenanbau und deren Export nach Deutschland, vor allem auf den Münchner Großmarkt. Unten am Meer fahre ich die Landstraße wieder zurück. Das Hotel. Die Taverne S. Ich biege ab an den Strand. Es ist brüllend heiß. Unter einigen Bäumen stehen einige Wellblechhütten usw und eine Menge Autos dicht an dicht. Als ich mein Rad abstellen will, sagt mir ein freundlicher Mann, nicht hier, lieber dort.

Ich frage ihn dann, ob er eine Effi kenne, die hier arbeitet. Wieso und wer ich überhaupt sei, will er mit ernster Pokermine wissen. Ich erkläre etwas, dann begint er zu grinsen und ich ahne, daß ich am Ziel bin. Er führt mich zu einem anderen Gebäude und ruft seine Frau: Effi. Sie kommt maximal ahnungslos und fällt nach erster Erklärung aus allen Wolken. Es ist ein sehr besonderes Wiedersehen nach 34 Jahren. Wir hätten einander nicht wiedererkannt. Ich werde noch eine Weile brauchen, die zwei Bilder zusamenzu kriegen.

Sie erinnert sich noch an viele Details, einen Todesfall in unserer Familie, und erzählt, daß auch ihr kleiner Bruder mit 13 tödlich verunglückt ist. Wir sind in einer seltsamen Stimmung. Der Sohn macht noch ein Foto von uns, dann muß sie weiterarbeiten, sie betreiben den Laden hier und es ist voll belebt am Sonntag und ich muß weiter nach Kavala auf die Nachtfähre.



Den Kostas und die Maria treffe ich hingegen leider nicht mehr. Ich stapfe noch durch den Sand am Hausstrand des Dorfes: es hat sich wenig verändert seit damals. Immerhin stehen oben an der Straße Autos aus der Stuttgarter Ecke. Niemand hat aber den Kostas gesehen oder kennt ihn. Wer weiß, wo die jetzt sind und ob die nach drei Stunden immer noch dort sind, wo der Louis sie vermutete.

Ich zwinge mich, abermals hoch ins Dorf zu schieben, Schatten gibt es keinen und die Steigungen sind nicht ohne. Muß aber doch wenigstens das Haus gesehen haben, in dem wir wohnten. Oben ist völlig tote Hose, ausgestorben um diese Zeit. Hätte niemanden fragen können, wenn ich später gekommen wäre. Das Haus ist irgendwie zugewachsen in diesen Jahren:



Der Innenhof. Schauplatz des Lebens. Der Onkel von Kostas, Lambis, wohnte hier und hatte unserer Familie das Obergeschoß für diese Sommerwochen überlassen - kostenlos natürlich. Er war eben Tafeltraubenanbauer und wog etwa 150 kg bei 2m Größe, schon damals mit schlohweißem Haar. Er wird vor etwa 15 Jahren gestorben sein, sei Hof sieht fast aus, wie gestern erst verlassen. 1982:



2017:



[Nachtrag: Habe von Kostas in einem Telefonat, längst wieder zuhause, erfahren, daß der Lambis durchaus noch nicht gestorben ist, er lebt hier immer noch, mit 87 Jahren. Kein Wunder also, daß das nicht verlassen aussieht. Um so mehr schade, daß ich da nicht geklopft habe. verärgert ]

Und das Haus gegenüber. Damals:



Und heute:



Ziemlich in Gedanken verloren fahre ich dann die letzten 30 km bis Kavala. Es bleibt anstrengend, ich habe am Hafen noch vier Stunden Zeit, aus denen wegen Verspätung des Schiffs sechs Stunden werden.....

Ende erster Teil.