Re: Vorfrühlingstour in Portugal und Andalusien

von: fabianovic

Re: Vorfrühlingstour in Portugal und Andalusien - 05.03.17 14:31

08.02.2017; Cavaleiro - Carrapateira

Am nächsten morgen begleitete Susa mich noch auf dem Fahrrad bis Zambujeira do Mar, wo sie ihr Postfach hat. Zambujeira ist einer meiner Lieblingsorte, in dem ich früher schon oft gewesen bin. Heute reichte es nur zu einem Frühstück bei Rita.







Alleine ging es nun weiter die Küste entlang. Jetzt klapperte ich all die schönen Orte ab, an denen ich so lange nicht mehr gewesen bin. In Odeceixe ging es hinunter an Meer zur Mündung der Ceixe. Auch ein toller Ort.







In Aljezur kehrte ich zum Mittagessen ein.



Und dann ging es hinüber nach Monte Clerigo, einem meiner absoluten Lieblingsorte. Es ist einfach nur eine kleine verschlafene Ansiedlung von kleinen Wochenend- und Ferienhäusern und einer Bar (im Sommer dann einige mehr) an einem wunderschönen Strand.







Hinter Arrifana fuhr ich nicht zurück auf die Hauptstrasse, sondern wagte mich mal wieder auf eine Piste, die nahe der Küste verläuft und hier als Wanderweg nach Carrapateira ausgeschildert ist. Die Piste war echt übel, so dass ich zum Teil sogar bergab schieben musste. Aber es war auch atemberaubend schön. Ich kam allerdings nur so langsam voran, dass ich nach einiger Zeit doch wieder auf die Hauptstraße hinunter fuhr, um noch im Hellen in Carrapateira anzukommen. Die Straße war kaum befahren und auch eine schöne Strecke.









Ich fuhr noch kurz zum Strand hinunter und suchte mir dann ein Quartier. Diemal kam ich in einer ziemlich neuen kleinen Appartement-Anlage unter. Am Abend wurde es ziemlich kühl und es war dann sehr gemütlich, dass im Restaurant der Holzofen brannte.
Das war heute eine echte Traumetappe!







09.02.2017; Carrapateira – Lagos (und Zugtransfer nach Tavira)

Heute stand nur eine kurze Etappe nach Lagos an. Nachdem die gestrige Etappe doch ziemlich anstrengend war reichte mir das heute auch, zumal der Wind mir entgegen blies.







In Villa do Bispo stieß ich dann auf den Ecovia. Die ist ein Fahrradweg entlang der gesamten Algarve bis zur spanischen Grenze. Zum Teil ist er fast schon übertrieben gut ausgeschildert und dann wieder gar nicht. Immer gut Komoot dabei zu haben! Irgendwo kurz vor Lagos verlor ich den Weg dann auch wieder und fuhr die letzten Kilometer auf der Schnellstraße hinab nach Lagos.





In Lagos gab es in einer englischen Bar am Hafen Bacon and Eggs.
Und anschließend fuhr ich mit dem Zug nach Tavira, was schon knapp vor der spanischen Grenze liegt.







In Tavira hatte ich mir eine sehr schöne und günstige Pension (Formosa Guest House) mit Blick auf den Fluß gebucht und war in einer wirklich guten Tapasbar (Pausa) essen.












10.02.2017: Tavira – Huelva (und Zugtransfer nach Sevilla)

Ab Tavira fuhr ich dann wieder auf dem hier gut ausgeschilderten Ecovia zur spanischen Grenze. Auf dem Weg dorthin schaute ich noch in dem schönen kleinen Örtchen Cacela Velha vorbei, wo ich vor dreißig Jahren auch schon mal übernachtet hatte.





Von Vila Real ging es dann mit einer kleinen Fähre über die Flussmündung des Guadiana hinüber ins spanische Ayamonte.





In Ayamonte beginnt eine Via Verde, die eine zum Fahrradweg ausgebaute alte Bahntrasse ist. Das Wetter wurde wieder schlechter, die Gegend langweiliger und der Zustand der Via Verde war zum Teil ganz schön übel.





Ich wechselte auf die Landstraße und fuhr dann durch den Regen und nun schönen Kiefernwald nach Huelva.





In Huelva wärmte ich mich erst ein mal in der Bahnhofsbar auf und schaute mir anschließend noch ein wenig die Stadt an bevor mein Zug nach Sevilla abfuhr.
In Sevilla hatte ich mir für drei Tage ein Appartement gemietet. Die Wettervorhersage für die nächsten Tage war so miserabel, dass ich mir lieber die Stadt anschauen wollte, als weiter zu radeln.
Das Appartement (Padre Manjon) war richtig schick und lag in einem schönen Altstadtviertel.
Die deutsche Vollkornbäckerei lag um die Ecke. Dort holte ich mir am nächsten Morgen ein Vollkornbrot und leckere Croissants.
Heute spielte Betis Sevilla gegen den FC Valencia. Ich machte mich zu Fuß auf den Weg zum Stadion und schaute mir dabei die Stadt an. Da ich sicherlich schon fünfmal in Sevilla war musste ich mir die klassischen Sehenswürdigkeiten nicht noch einmal ansehen.











Am Abend streifte ich durch die Bars des Viertels und von Tapa zu Tapa.
Die Atmosphäre am Samstagabend in den Bars war wirklich toll und sehr lebendig.









Am Sonntag machte ich mich, wieder zu Fuß, auf zum Museum für zeitgenössische Kunst, was in einer alten Keramikfabrik auf der anderen Seite des Guadalquivir liegt. Auf dem Weg dorthin kommt man über das alte Expo-Gelände. Die Expo hat dort 1992 also vor 25 Jahren statt gefunden. Das Gelände ist inzwischen total runtergekommen, die Gebäude zum Teil verfallen. Die Nachhaltigkeit solcher Megaveranstaltungen ist ja ein viel diskutiertes Thema.







Das Museum in der alten Keramikfabrik ist allerdings sehr schön und auch die Ausstellungen fand ich sehr gut. Das schöne an solchen Museen, gerade in Städten von hohem touristischen Interesse, ist, dass sich kein Schwein dafür interessiert und man fast alleine da ist. Der Eintritt kostete angenehm erstaunliche 1,80 €!













Anschließend bummelte ich noch ein wenig durch das verregnete Sevilla.



Am Abend war ich noch „bei mir“ im Viertel in einem Slow-Food-Restaurant essen. Wieder junges hippes Volk, tolle Kunst an den Wänden und entsprechende Preise. Ich bekam einen Platz an der Theke. Der Laden scheint echt angesagt zu sein. Aber auch diesmal konnte mich das ganze nicht wirklich überzeugen. War natürlich alles nicht schlecht, aber meine Erwartungen wurden wie in Lissabon nicht erfüllt. Es ging sehr laut und hektisch zu, das Essen kam auch erstaunlich schnell, hatte ich da mit Slow-Food was falsch verstanden?

13.02.2017; Lebrija – Arcos de la Frontera

Nach einem verregneten Wochenende in Sevilla ging es dann am Montag Morgen wieder weiter.
Das Wetter war deutlich besser und ich fuhr erst einmal mit dem Zug Richtung Süden bis Lebrija.
Die Fahrradmitnahme im Zug ist kostenfrei, muss aber am Schalter vorher reserviert werden, was auch kurzfristig kein Problem war. Die MD Züge haben immer Platz für drei Fahrräder und man kann ebenerdig hineinrollen. Also topp!
Von Lebrija war es dann eine kurze Tagesetappe nach Arcos de la Frontera. So hatte ich am Nachmittag genügend Zeit mir diese weiße Stadt in Ruhe anzuschauen.












14.02.2017; Arcos de la Frontera - Jimera de Libar

Am frühen Morgen fuhr ich ohne Frühstück hinab durch du Altstadtgassen zur Stadt hinaus.





Nun ging es durch hügelige Landschaft auf die Berge der Sierra de Grazalema zu.
In El Bosque am Rande der Sierra gab es dann endlich einen Kaffee. Zum Toast gab es mal wieder nur Margarine statt Butter, aber auch Bio-Olivenöl. Lecker!

Die großen Straßen haben meist einen breiten Seitenstreifen für Ochsenkarren und Radfahrer, so dass es sich auch dort gefahrlos fahren lässt. Lieber fahre ich aber auf einsamen Sträßchen. So fuhr ich dann öfter die Nebenstrecke, was meist die alte Streckenführung der Hauptstraße ist. Kurviger, hügeliger und meist in schlechtem Zustand.





Nun ging es weiter über Ubrique durch die Berge nach Cortes de la Frontera, wo ich leider kein Zimmer fand und noch weiter hinab nach Jimena fuhr.









Hier hatte ich mir per booking.com eine Hütte auf einem Campingplatz gebucht. Als ich dort ankam war aber niemand da. So rief ich eine Telefonnummer an, wo mir jemand auf spanisch erklärte ich solle eine andere Nummer anrufen. Dort ging aber niemand dran. Also rief ich wieder die andere Nummer an und es wurde sich gnädigerweise bereiterklärt, dass gleich jemand vorbeikäme. Die Sonne war inzwischen untergegangen und so wartete ich noch ein Weilchen in der Kälte, bis tatsächlich jemand kam und mir die Hütte aufschloss. Als der Typ wieder weg war, stellte ich dann fest, dass die Heizung nicht funktioniert. So hab ich dann mit dem Zwei-Platten-Herd geheizt. Der nahegelegene Laden und die Bar hatten geschlossen, so dass mein Abendessen diesmal aus ein paar Keksen und einem Fruchtriegel bestand.



15.02.2017: Jimena - Olvera

Nun ging es erst mal wieder auf einer tollen Bergstrecke aus dem Tal hinauf nach Montejaque, was unübersehbar das Partnerdorf von Knittlingen ist.










Weiter ging es an Zahara vorbei nach Olvera.









Am Nachmittag kam ich in Olvera an und fuhr noch steil hoch zur Kirche und zur Burg. Es gab eine tolle Aussicht, aber der Wind blies heftig und kühl, so dass ich schnell wieder hinunter fuhr.







Ich versorgte mich in der Stadt noch mit Lebensmitteln, um nicht das gleiche Debakel wie am vorherigen Abend zu erleben und fuhr dann weiter hinab zu meiner Unterkunft.
Ich hatte mir ein Zimmer im ehemaligen (bzw. nie in Betrieb gegangenen) Bahnhof von Olvera gemietet. Hier beginnt eine weitere Via Verde auf einer alten Bahntrasse nach Porto Serrano.
Die Bahnstrecke wurde in den 20iger Jahren des letzten Jahrhunderts begonnen zu bauen. Der Bau wurde aber in den Wirren des Spanischen Bürgerkrieges eingestellt und nie wieder aufgenommen.



Im alten Bahnhof gibt es schöne Zimmer und ein gutes Restaurant, das leider schon um 18.00 Uhr schließt, so dass es nur noch für ein Bierchen und Tapas reichte.



16.02.2017; Olvera - Alora

Heute stand leider schon die letzte Etappe meiner Frühjahrstour an.
Die steile Straße hoch schiebend ginge erst einmal wieder zurück in die Stadt.

Mit einem kurzen Blick zurück nach Olvera...



.. ging es dann weiter nach Setenil.
Setenil ist auch ein sehenswerter Ort, der zum Teil in den Fels hineingebaut ist.





Nach einem kurzen zweiten Frühstück in einer „Höhlen-Bar“ ging es weiter durch nicht mehr ganz so reizvolle Landschaft. Dafür wurde es immer windiger und ich fuhr heute gegen den Wind.
Die Windböen waren so stark, dass ich fürchtete mitten auf die Straße geweht zu werden, was auf größeren Straßen kein Vergnügen ist. Bergab fuhr ich zum Teil mit 10 Km/h. Obwohl es heute hauptsächlich bergab ging (tausend Höhenmeter hoch waren es allerdings auch) war es eine ziemliche Quälerei! Am Ende gab es aber noch eine sehr schöne Teilstrecke (ohne Wind) von Ardales nach El Chorro und weiter nach Alora.







In der Nähe von Alora hatte ich mir für drei Tage ein Häuschen auf einer Finca gemietet.
Mit Nadja, der Vermieterin hatte ich mich am Bahnhof von Las Mellizas verabredet, da der Weg zur Finca nur schwer zu finden sei. Dass ich mit dem Fahrrad kommen würde war Ihr nicht klar und sie war ziemlich erstaunt. So fuhr Sie im Schritttempo vor mir her zur wirklich schönen Finca.





Nach dieser brutalen Wind-Etappe war ich ganz schön geschafft und ich war happy, dass Nadja mich mit Ihrem Wagen zum Supermarkt nach Alora fuhr. Sie ist wirklich ein Schatz! Ich bekam von Ihr noch Eier von den eigenen Hühnern geschenkt und Orangen und Zitronen gab es zu Genüge.

Hier endete nun meine knapp 750 km lange Tour durch Portugal und Spanien.
Am nächsten Tag kam meine Freundin nach Malaga geflogen. Mit dem Zug fuhr ich nach Malaga hinein und holte Sie und einen Mietwagen nach einem Stadtbummel am Flughafen ab.

Wir haben dann noch eine Andalusienrundreise und einige tolle Wanderungen in den Bergen gemacht.

Insgesamt war es eine tolle zweigeteilte Tour. Die portugiesische Westküste und die Sierra de Grazalema waren echte Highlights. In der Sierra de Grazalema und den angrenzenden Bergregionen gibt es sicherlich noch viele kleine Sträßchen und Orte zu entdecken.
Die Temperaturen hätten ruhig etwas wärmer sein können und der Wind war, wie schon erwähnt, manchmal sehr heftig.

Ich bin sehr viele Piste gefahren, die eher was fürs Mountainbike wären, aber ich bin immer durchgekommen!

Zum viel diskutierten Thema „Hunde in südlichen Ländern“ gibt es zu sagen, dass es viele Hunde gibt und auch viel gebellt wird. Irgendeine brenzlige Situation habe ich aber nicht erlebt. Die frei umherlaufenden Hunde interessieren sich meist überhaupt nicht für einen.

Der Fahrradtransport im Zug war in Portugal und Spanien vollkommen unproblematisch.

Der Transport mit dem Flugzeug war mit TAP von Düsseldorf nach Lissabon auch kein Problem. Auf dem Rückflug von Malaga sollte das Fahrrad zuerst nicht mitgenommen werden. Es gibt dort keinen Scanner der groß genug ist, um das Fahrrad durchzuschieben. Es hieß ich müsse das Rad soweit demontieren, dass es durch den Scanner passt. Das Fahrrad war aber schon verpackt und das Werkzeug mit dem übrigen Gepäck eingecheckt. Die spanische Security stellt sich erst einmal stur. Dann hieß es, unser Gepäck solle wieder ausgecheckt werden, damit wir an unser Werkzeug kommen. (Flieger adieu!). Ich hab dann erst einmal begonnen mein Fahrrad auszupacken. Plötzlich kam der Sicherheitsmann mit einer Art Klebstreifen und nahm ein paar Proben von meinem Fahrrad, um zu prüfen, ob dort Spuren von Sprengstoff anhaften. Dann war plötzlich alles gut. Ein andere Securitymitarbeiter half mir dann das Fahrrad wieder einzupacken und los gings zum Flieger.

Ich habe die Tour nicht aufgezeichnet, aber auf Komoot geplant. Ich werde, wenn Interesse besteht, die Tracks noch nachbearbeiten und hier veröffentlichen.