Re: China (Sichuan): zum Gongga Shan

von: wal

Re: China (Sichuan): zum Gongga Shan - 04.11.16 06:18

so, hier kommt dann noch der letzte Teil:

Luding

So interssant der Ausflug ins Hailuogou-Tal war, hat es doch wertvolle Radelzeit genommen. Als alternativen Abschluss für meine Radtour habe ich mir daher die Eisenkettenbrücke in Luding überlegt. Es ist eine gemütliche Tagesetappe von 60 km, und ich interessiere mich für die technischen Details der Kettenbrücke, die 1706 während der Qing-Dynastie errichtet wurde.

Ich muss zunächst ein Stück zurück, und kann nocheinmal die mächtigen Schotterbänke bewundern:




auf der Schotterbank in der Mittte zwischen den beiden Flüssen liegt Moxi (ein paar km weiter bergauf, wo diese Schotterbank dann breiter wird).

Ich folge nun also wieder auf der Straße 211 stromaufwärts dem Gyarong oder Dadu He. Die Straße ist recht viel befahren und auch ziemlich wellig, nichts mit "gemütlich" am Fluss entlang.





Entlang der Straße geht ein Dorf in das andere über, oft machen die Häuser einen runtergekommenen und schäbigen Eindruck, auch viel Müll. Kein Vergleich zu den hübschen tibetischen Dörfern, die ich am Anfang der Reise gesehen hatte. Die Maisfelder werden abgeerntet, die Maiskolben auf den Balkonen der Häuser gelagert. Oftmals sieht man an den Häusern auch kunstvoll zu Zöpfen aufgeflochtene Maiskolben hängen.







Am frühen Nachmittag erreiche ich Luding.



Die Eisenkettenbrücke ist schnell gefunden. Die Spannweite der Brücke beträgt 100 m, sie ist 2.8 Meter breit. Die Brücke besteht insgesamt aus 13 Eisenketten, von denen eine jede 2,5 Tonnen wiegt, und die in riesigen Steinpfeilern verankert sind. Neun parallel von Ufer zu Ufer gezogene Ketten sind mit Holzplanken belegt, 2 Ketten auf jeder Seite dienen als Geländer.






Trotz der eindrucksvollen technischen Daten bin ich irgendwie enttäscht, weil viele technische Details, wie die Verankerung der Ketten am Ufer, oder die Querverstrebungen, unter den Holzplanken nicht zu sehen sind.



Ich schiebe mein Rad auf die wacklige Brücke. Am Geländer anlehnen geht nicht wirklich, weil dieses auch nur aus lose mit den Bodenketten verbundenen Ketten besteht und flexibel ist. Für ein nettes Abschlussbild aber reicht es.


Die Kettenbrücke von Luding ist in China ein Propaganda-Kulturdenkmal (so steht es ausdrücklich auf den Eintrittskarten). Hier überquerten die Soldaten der Roten Armee auf dem Langen Marsch am 29.5.1935 den Dadu-Fluss um den Kuomintang-Truppen zu entkommen. Der Lange Marsch ist der zentrale Heldenmythos der Kommunistischen Partei Chinas und war ein militärischer Rückzug der Roten Armee 1934/35, um sich aus der Einkreisung durch die Armee Chiang Kai-sheks zu befreien. In Wirklichkeit war es also eher eine lange Flucht...

Während des Langen Marsches gelang es Mao Zedong, seine Macht innerhalb der Partei zu festigen und auszubauen, was dann zur Gründung der VR China am 1.Oktober 1949 führte. Mao Zedong wird in China ja bis heute sehr verehrt, weil er das Land geeint hat. Am 8. Oktober beobachtete ich in Luding dann auch irgend eine 80-Jahr-Feier im Zusammenhang mit der Brücke, aber so ganz genau habe ich nicht rausbekommen, worum es ging.

Es gibt in Luding auch ein Museum zum Bau der Brücke und zum Langen Marsch. Obwohl dieses in riesigen Schildern auch auf Englisch ausgeschildert ist, sucht man innerhalb des Museums englische Schrift vergeblich. Alles komplett auf Chinesisch, daher hab' ich auch nicht alles vollständig kapiert.

Ich kaufe dann eine Busfahrkarte nach Chendgu und bin am nächsten Abend wieder in der Provinzhauptstadt und wenige Tage später wieder zuhause. Es ist dann auch schön, nicht mehr nur „Laowei“ (Ausländer) gerufen zu werden…

Fazit

Leider hatte ich wegen beruflichen Verpflichtungen am Ende weniger Zeit für diese Tour (nur 16 Tage) als ursprünglich geplant war. Das war etwas schade, und so hatte ich zwischendurch mal den Bus genommen.

Landschaftlich war es wunderschön, aber eben wie so oft vor allem dann, wenn man auch mal Nebenstrecken nimmt.

Verkehr war sehr erträglich, die G-Strßen (Hauptverbindungen) können aber auch mit LKW-Verkehr sehr unangenehm sein. Nicht alle G-Straßen sind schon als Autobahn ausgebaut, es gibt immer wieder Abschnitte, wo der gesamte Fernverkehr auf einer engen Bergstraße fahren muss, und das ist für Radfahrer natürlich nicht so toll. Da es aber immer wieder Hindernisse (Tiere) und andere langsame Verkehrsteilnehmer (Lastendreiräder, Handkarren, etc) gibt, haben die Straßen meist einen breiten Seitenstreifen. An Straßenqualität war alles dabei von super glatter Teerstraße bis zur Holperpiste. Straßen, die schon vor einigen Jahren ausgebaut wurden, nehmen in dem steilen Gelände durch Erdrutsche und Steinschläge schnell Schaden, und das wird dann auch Jahrelang nicht mehr ordentlich repariert. Baustellen sind sehr unangenehm und ziehen sich oft kilometerlang hin!

Ich war sehr zufrieden, sprachlich so gut zurechtzukommen schmunzel


Ich möchte diese Tour (thematisch) im nächsten Jahr in Qinghai/Gansu fortsetzen. Mal sehen ob das was wird.