Re: Kuba 2012 - Erste Auslandsreise mit dem Rad

von: bikekiller39

Re: Kuba 2012 - Erste Auslandsreise mit dem Rad - 29.03.16 16:13

Tag 6, 21.02.2012, San Diego de los Banos - Vinales

Fahrzeit gesamt: 4 Stunden, 41 Minuten
Distanz: 73 Kilometer
Stundenschnitt: 17,3 Kilometer
Höhenmeter: 585

Nach einem guten Frühstück mit Rührei, Kaffee und Weißbrot und einer herzlichen Verabschiedung von den „Herbergseltern“ Julio u. Cary startete ich um kurz nach 07:00 Uhr in Richtung Vinales.



Cary hatte mir noch Adressen von Freundinnen in Vinales und Pinar del Rio aufgeschrieben, wo ich übernachten könnte.

Ich fuhr zunächst noch ein wenig in San Diego herum, um Fotos zu machen. Die Stadt erwachte so langsam.



Überwiegend Schülerinnen und Schüler in ihren Schuluniformen waren im gesamten Ort unterwegs. Mal versammelten sie sich auf Treppenstufen eines Gebäudes, mal auf einer Bank unter einem Baum oder gingen direkt zum Schulgebäude. Sie unterhielten sich und lachten oder spielten miteinander. Schließlich versammelten sich alle vor dem Schulgebäude, stellten sich in Reihen hintereinander auf und sangen miteinander, vermutlich die Nationalhymne (?). Erst danach gingen alle ins Schulgebäude. Für mich neue und interessante Einblicke in diese Kultur.



Als ich am Ortsausgang auf einer Brücke stand, um noch Foto zu machen, hielt neben mir ein Kubaner auf einem Pinarello Rennrad in typischer T-Mobile Lackierung. Ich erfuhr, dass er Ariel heißt und als Zweiradmechaniker in San Diego de los Banos arbeitete. Wir fuhren gemeinsam in Richtung CC und nach einigen Kilometern tauschten wir unsere Räder, da er Interesse hatte, mein Rad mit Gepäck zu fahren. Nach gut drei Kilometern hatte er genug und wollte wieder auf dem gewohnten Rennrad fahren. An der CC trennten sich dann unsere Wege, ich fuhr nach rechts weiter.



In Consolacion del Sur machte ich Pause und beobachtete währenddessen wieder das pulsierende Leben in dieser etwas größeren Stadt.



Gut 15 Kilometer vor Pinar del Rio verließ ich die CC und bog nach Norden in Richtung Vinales ab. Nachdem die Strecke bis hierher einen relativ flachen Verlauf hatte, begann es hügeliger zu werden. Etwa 16 Kilometer vor Erreichen meines Etappenzieles ging es teils serpentinenartig in die Berge. Nach Erreichen des „Gipfels“ war die Strecke weiter hügelig. Immer wieder wurde man von Autos, motorisierten Zweirädern und vor allem Bussen mit dem selben Ziel, das Tal von Vinales, überholt.
Eine gute Aussicht auf das Tal hat man von einer großen Terrasse aus, die an einen Parkplatz angrenzt, der auch zum Hotel „Los Jazmines“ führt. In der Mittagshitze kam ich dort an, die zahlreichen Parkplätze waren nahezu belegt. Auf der Terrasse herrschte buntes Treiben, zahlreiche Stände mit Souvenirs, Kleinigkeiten zu Essen und Getränken wurden von Touristen umlagert. Ich schob das Bike bis an den Rand des Geländers und genoss den atemberaubenden Blick in das Tal. An Ruhe war allerdings nicht zu denken, sehr viele Amerikaner, Kanadier, Japaner, Europäer und Menschen anderer Nationen tummelten sich hier auf kleinstem Raum. Positiv war allerdings, dass die meisten Mitglieder von Reisegruppen waren und nach einer gewissen Zeit wieder in die Busse stiegen und den Ort verließen.
Auch konnte ich deshalb zunächst nicht verschnaufen, weil ich immer wieder als Fotomotiv „herhalten“ musste. Zahlreiche Besucher hatten mich in den Bussen sitzend überholt, kamen jetzt mit mir ins Gespräch, waren begeistert von meiner Art des Reisens und wollten mich einfach vor der Kulisse des Tals ablichten.



Ich nahm mir gut zwei Stunden Zeit, mich auf der Terrasse und dem Hotel, Übernachtung für umgerechnet 70 € schloss es als Unterkunft aus, umzusehen und etwas zu essen und zu trinken. Ich fuhr dann weiter ins Zentrum von Vinales, wo einem bei Durchfahren der Hauptstraße in Marktschreiermanier jede Menge Unterkünfte angeboten werden. Schon von Weitem wird man von den Leuten wahrgenommen, die dann an den Fahrbahnrand treten und versuchen, einen anzuhalten oder einem Flyer von Unterkünften und Restaurants zu zeigen oder in die Hand zu drücken. Es kamen Erinnerungen an frühere Urlaube auf den Kanaren oder der Türkei auf. SO hatte ich es in keiner anderen Stadt auf Kuba mehr erlebt.
Meine Unterkunft fand ich abseits der Hauptstraße, ruhig in einer Nebenstraße gelegen, fußläufig etwa 15 Minuten zum Zentrum. Unweit davon saßen im Schatten am Straßenrand mehrere Schüler in einer Pferdekutsche und warteten auf den Kutscher.



In der Unterkunft wurde ich schon erwartet und konnte mein Fahrrad gleich im Wohnzimmer parken, mein Zimmer beziehen und duschen.
Bis zum Abendessen, es wurden Suppe, Fisch, Reis, Kartoffeln und frischer Salat serviert, waren es noch gut zwei Stunden, so dass ich mich ins Zentrum aufmachte, um die Atmosphäre in diesem sehr vom Tourismus geprägten Ort „einzuatmen“. An der Haupt- und den nah dazu gelegenen Nebenstraßen reihen sich Bars, Restaurants, Lebensmittelläden, Reise- und Ausflugsbüros, Souveniershops u. a. aneinander. Die Auswahl an Angeboten für Ausflüge ins Vinalestal ist nahezu unerschöpflich.
Ich interessierte mich mehr für die Lebensart der Kubaner. Durch Zufall entdeckte ich eine Nähfabrik, direkt an der Hauptstraße gelegen, durch deren geöffnete Vorbaurolläden man ins Innere einer Halle schauen konnte, wo auf mehreren Tischreihen Nähmaschine neben Nähmaschine stand und unter der Decke riesige Ventilatoren hingen. Es war später Nachmittag, Betrieb herrschte zu dieser Zeit hier keiner. Trotzdem konnte ich mir gut vorstellen, wie und unter welchen Umständen hier gearbeitet wird.
Mehrere Fleischer boten ihre Waren im Straßenverkauf an, rohes Fleisch und Geflügel wurden nach Bedürfnis der Kunden zerkleinert, abgewogen und in Plastiktüten verpackt. Andere verkauften leckeres Obst, frisches Gemüse, Gewürze und Kräuter auf ihren Handkarren an die Kunden.





Nach dem leckeren Essen in der Casa ließ ich den Abend in einer Bar, in der Livemusik und -tanz geboten wurde, bei ein paar Mojito ausklingen.

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