Re: Kuba 2012 - Erste Auslandsreise mit dem Rad

von: bikekiller39

Re: Kuba 2012 - Erste Auslandsreise mit dem Rad - 09.03.16 18:26

Tag 3, 18.02.2012, Ungeplanter Ruhetag in Banos del San Juan

Die folgende Nacht war die Hölle für mich. Zu den Kopfschmerzen und der Übelkeit hatten sich noch Magen- / Darmprobleme und Fieber gesellt. Mehrfach in der Nacht musste ich raus aus der Hütte, um die etwa 150 Meter entfernt liegende Toilette aufzusuchen.



Stelzenhütten




Geschlafen habe ich die Nacht kaum. Als ich wach auf der Matratze lag, gingen mir „Tausend wirre Gedanken“ durch den Kopf: Ich sah mich hier bereits am Ende meiner Reise, ohne zu wissen, wie ich überhaupt zurück zum Flughafen komme; die vergangenen Jahre mit meiner Familie, die 8000 Kilometer weit entfernt vielleicht auch an mich dachte, zogen an meinem geistigen Auge vorbei, ich hatte Angst, niemanden wiederzusehen!
Nahezu jede Stunde kontrollierte ich das Fieber, wo sollte ich jetzt einen Arzt herholen?

In den frühen Morgenstunden war ich wohl eingeschlafen. Kurz vor 9 Uhr wachte ich auf. Ich hatte noch erhöhte Temperatur, fühlte mich allerdings ziemlich schwach. Dank der Medikamente war der Durchfall gestoppt. Als ich die Tür zur Treppe öffnete und hinunter guckte, sah ich, dass es sich mehrere Hunde unter der Hütte gemütlich gemacht hatten.



Tierische Wächter

Harry und Sabine luden mich zu einem Frühstück ein. Ich bekam lediglich eine kleine Schüssel Müsli herunter. Die beiden hatten eine Bergwanderung geplant. Ich ließ mich von Sabine davon überzeugen, dass es angesichts der körperlichen Schwächung für mich das Beste war, bereits heute einen Ruhetag einzulegen.

Ich machte eine kleine Runde zum Restaurant, wo noch nichts los war. Ich setzte mich ans Wasser und hielt die Füße rein. Nur vereinzelt waren Besucher, jedoch nur Einheimische, da.
Nach vielleicht einer Stunde kehrte ich zu meiner Hütte zurück, ich hatte noch Schlaf nachzuholen.

Nach gut drei Stunden wachte ich auf, es war zwischenzeitlich Mittag geworden. Ich kletterte aus meiner Hütte, weil ich im Restaurant etwas essen wollte. Die Sonne knallte wieder vom Himmel, es waren über 30 Grad im Schatten.
Fast unglaublich, was sich während meiner Ruhepause auf dem Gelände getan hatte. In den Wasserbecken und drumrum tummelten sich Kubaner jeden Alters. Die Ecken, auf denen Tische und Bänke vorhanden waren, wurden ebenfalls von zahlreichen Einheimischen bevölkert. Man hatte alles, von Getränken über Lebensmittel, Grills bis hin zu Pampers für die Kleinsten dabei. An vielen Stellen standen Kofferradios, aus denen kubanische Musik spielte, die Leute saßen zusammen, unterhielten sich, Lachten, spielten Spiele oder schliefen einfach auf Decken. Jüngere Kubaner sprangen von einem ins andere Wasserbecken oder machten Arschbombenwettbewerbe. Lebensfreude pur, was ich da ganz deutlich wahrnahm. Die Menschen genossen das Hier und Jetzt, die Probleme des Alltags schienen vergessen.

Auf der Terrasse des Restaurants musste ich einige Minuten warten, bis ein Platz frei war, wo ich mich setzen konnte. Es war Selbstbedienung angesagt. Während des Essens beobachtete ich die Menschen an den Nachbartischen und im Wasser. Überall ein sehr harmonisches Miteinander, keine Spur von Hektik oder Streit.

Den Rest des Nachmittags schlenderte ich über das gesamte Gelände, foto- und videografierte, setzte mich ans Wasser, sah und hörte dem Treiben der Menschen zu und genoss es meinerseits, hier zu sein.
Wie ich aus einem Gespräch mit einem älteren Kubaner erfuhr, kommen Einheimische aus der Umgebung und sogar aus Pinar del Rio am Wochenende hier her, um im Kreise von Familie und Freunden die Freizeit zu verbringen, zu feiern oder einfach zu entspannen.

Hier ein paar fotografische Eindrücke vom Treiben auf dem Gelände:



















Auch die Vogelwelt ist hier sehr vielfältig. Beim Schlendern durch den Wasserlauf war dieses Exemplar auf der Suche nach Futter. Leider kann ich nicht sagen, wie der Vogel heißt traurig



Stunden später ging ich wieder zurück zu meiner Hütte, wo ich dann die restliche Zeit des Tages mit Harry und Sabine bei guten Gesprächen, gemeinsamem Essen und ein paar Bier verbrachte. Wir verabschiedeten uns an diesem Abend voneinander, da ich am nächsten Morgen früh Richtung Soroa starten wollte. Es war ein sehr herzlicher Abschied, trotzdem wir uns noch nicht lange kannten. Insbesondere Sabine galt mein Dank für die Unterstützung seit gestern.

Wir drei wussten zum Zeitpunkt unseres Abschieds voneinander noch nicht, dass wir uns im Verlauf unserer unterschiedlichen Reiserouten noch einmal wiedersehen würden!

Schönen Abend wünscht Theo