Re: Temperatur und Erfrierung

von: cterres

Re: Temperatur und Erfrierung - 20.01.17 13:21

Ich wunder mich schon, das ich erwachsenen Menschen ihren Körper erklären muss, aber meinetwegen.

Sofern man nicht gerade kopfüber irgendwo hängt läuft Blut nicht zum Torso, sondern wird in einem geschlossenen Blutkreislauf gepumpt. Dabei wird vom Herzen ausgehend wärmeres Blut in die kälteren Extremitäten befördert und tauscht dort befindliches aus, das in die Gegenrichtung strömt.
Der Temperaturwechsel ist völlig normal.
Neben den Arterien und Venen befindet sich Blut hauptsächlich in den Blutgefäßen und Muskeln des Körpers. Die Muskeln sind zudem auch die Heizkraftwerke, welche für die Wärme im Körper sorgen. Nur wenn sie tätig sind, wirds überhaupt warm. Allerdings tun dies die meisten Muskeln ohne bewusst gesteuerte Bewegungen. Das Herz pumpt, der Magen grummelt, das Zwerchfell hebt und senkt sich, die Rückenmuskulatur hält einen Aufrecht und die Bauchmuskulatur schiebt Reste von Mahlzeiten durch den Darm.
Nur die Extremitäten halten gelegentlich mal still und werden dann noch kühler als sie wegen der Randlage sowieso schon sind. So richtig still sind aber auch die Extremitäten nie. Kleinste Bewegungen gibt es immer.
Irgendwo zittert es immer mal und in dem Moment wird wieder eine Kalorie zu Wärme verbrannt.

Es kann durchaus stärker abgekühltes Blut zurück strömen, aber da reden wir von ein paar Grad und lediglich von einem Teil der 5-7 Liter die in immerhin gut 80 Kilo Fleischsack herum blubbern.
Entweder hat man sich eine ganze Zeit lang überhaupt nicht mehr bewegt oder es ist gar nicht die Kälte die einem da zu schaffen macht, sondern der Mangel am Betriebsstoff "Sauerstoff" der im Blut angereichert die Zellen und Muskeln befeuert. Wenn der bei längerer Untätigkeit dann wieder benötigt wird, kann er kurz knapp werden und dann wird einem Schwindlig und er fehlt er im Hirn, oder irgendwo kribbelt es und dort herrscht gerade Mangel.
Wer sowas hat, sollte mal vom Arzt die Blutsauerstoffsättigung im Ruhezustand messen lassen oder Nichtraucher werden.

Wenn das der Fall ist, setzt man sich hin und bewegt erst nur langsam Arme und Beine und dann kommt der Antrieb auch wieder auf Touren.

Umgekehrt bricht auch Niemand zusammen, wenn man mal in ein Kühlhaus geht, selbst leicht bekleidet. Die immerhin gut zwei Quadratmeter durchblutete Haut erfährt dann eine ordentliche Abkühlung.

Die hier angesprochene, lebensbedrohliche Kälte ist aber ein ganz anderer Schnack und das ausgekühlte Blut das durch den Organismus gepumpt wird, indem Jemand mit Gewalt den Brustkorb so eindrückt, das mindestens eine Rippe brechen könnte, ist kein Problem.

Nachtrag: Bei Herzstillstand hat man keine andere Wahl. Wenn die Ünterkühlubg soweit fortgeschritten ist, wie hier vermutet, ist Stillstand keine Hilfe mehr.
Nur wenns dem Unterkühlten sonst gut geht und ihm halt einfach nur kalt ist, genügt Wärme.