Re: Bahnfahren in Frankreich

von: Hans Link

Re: Bahnfahren in Frankreich - 29.03.13 18:58

Mal was Neues aus der deutsch-französischen Bahnpraxis: Ich habe jüngst mit meinem erwachsenen Sohn eine Radtour durch Südfrankreich gemacht, Anreise von Lingen (Ems) aus mit dem IC nach Luxemburg, von dort im Nachtzug nach Nizza bis Antibes. Deutsche Fahrkarten (auch für den Rückweg, ebenfalls Luxemburg-Lingen) hier im Reisebüro gekauft, französische Karten bei der telefonischen Buchungsnummer der SNCF in Frankreich und herschicken lassen. Hinfahrt verlief ohne echte Probleme, lediglich der Durchgang und die Klapptür zum Wageninneren im Nachtzug erwies sich als sehr eng, es ließ sich gerade eben vermeiden, bei meinem Rad den Lenker längszustellen. Bequeme Fahrt, wir hatten ein Sechserabteil der 2. Klasse für uns allein. In Antibes Empfang auf dem Bahnhof mit großem Polizeiaufgebot (mindestens 15 Beamte).

In Frankreich mehrere kleine Strecken mit der Bahn zurückgelegt in TER-Zügen, immer völlig unproblematisch.

Rückfahrkarten in Bordeaux am Schalter gekauft, war aber nur bis Luxemburg möglich (wir sind eine knappe Woche früher als vorgesehen zurückgekehrt). TGV Bordeaux-Paris und Paris-Luxemburg. Dazwischen ein Bad im Pariser Straßenverkehr. Leider fuhr der Zug nach Luxemburg auf den letzten Kilometern eine Verspätung von fast einer halben Stunde ein; daher hatten wir in Luxemburg keine Zeit, uns um neue Fahrkarten für Luxemburg-Lingen zu bemühen - die, die wir hatten, waren ja erst 6 Tage später gültig. Also ohne gültige Fahrkarte in den Zug Lux.-Koblenz. Der luxemburgische Schaffner (sofort kontaktiert) meinte, er könne uns nicht helfen, mit dem deutschen Schaffner (ab Trier) werde es wohl Schwierigkeiten geben. Hat uns aber keine Strafzahlung abgenommen, sondern so mitfahren lassen. Beim deutschen Schaffner konnten wir dann für uns nachlösen; die Sache mit den Rädern sollten wir mal mit dem Schaffner des nächsten Zuges besprechen. Umsteigen in Koblenz war knapp, ging aber. Schaffnerin im EC Koblenz-Essen wollte zuerst auch nichts tun wegen der Räder, wirkte leicht gestresst. Eine Weile später kam sie noch einmal zu uns und hat uns einfach die vorhandenen (noch nicht gültigen) Fahrradkarten durch handschriftlichen Zusatz gültig gemacht und abgestempelt. Inzwischen ahnten wir auch, was ihr zu schaffen machte: die Durchsagen des Zugführers klangen, als sei er irgendwie schwer erkrankt oder aber betrunken. Er hörte sich an wie der Butler von Miss Sophie nach dem 10. Gang. Ist dann in Köln ausgewechselt worden. In Essen sollte unser nächster knapper Umstieg sein, aber in Duisburg blieb der Zug fast 15 Min. am Bahnsteig stehen - Polizeieinsatz im Zug. Keine Chance mehr, per Bahn noch am Abend mit unseren Rädern nach Lingen zu kommen. Haben uns dann von freundlichen Nachbarn mit dem Auto abholen lassen.

Der Kauf von deutschen Fahrkarten von Frankreich aus war nicht möglich (vielleicht wg. Fahrradmitnahme?). Auch Onlinekauf mit dem Handy war nicht möglich, und mit dem Tablet meines Sohnes scheiterte er an dem Versuch, in ein nicht reagierendes Eingabefenster das Alter der Reisenden einzugeben. Das ist natürlich ein schweres Handycap, denn wer weiß bei einer längeren Radtour schon so genau, ob er seinen Rückreisetermin genau einhalten kann? Verbessert werden sollte auch dringend die Pünktlichkeit der Züge. Verpasste Anschlusszüge sind ein großes Ärgernis und geeignet, einem das Bahnfahren zu verleiden.