Re: Bahnfahren in Frankreich

von: veloträumer

Re: Bahnfahren in Frankreich - 27.02.13 16:40

Nun, ich glaube, dass sich die Aussagen von Peter und Falk isch recht gut und harmonisch ergänzen, auch wenn sie sich hier als Gegner positionieren. Es sind meistens zwei Seiten der selben Medaille. (Nicht umsonst gibt es Leute, die heißen sogar Peter Falk lach) - Kalauer hin oder her: Schnelltrassen lassen sich sehr wohl auch als Teil eines Netzwerkes darstellen. In Deutschland würden Schnelltrassen ja das dezentrale System nicht mindern sondern eher stärken, wenn man den Nahverkehr belässt. Dass Frankreich zentralistisch über Paris gesteuert wird, hat zunächst mal nichts mit Schnelltrassen zu tun. Zudem zeigt ja gerade der stotternde Ausbau/Neubau von Schnelltrassen, dass es an einem europäischen Willen mangelt. Deswegen sollte man auch neue Schnelltrassen begrüßen dürfen, um die Netzwirkung zu verbessern. Der Hinweis, dass der Gotthardbasistunnel wohl vor einem Ausbau der Oberrheinstrecke fertig wird, ist wohl mehr als ein Armutszeugnis. Genau solche Strecken braucht aber Falk, um zu einer akzeptablen europäischen Vernetzung zu kommen. Gleiches gilt übrigens auch für Stuttgart-Ulm - eine unsägliche Kopplung zweier Projekte, von denen das Bahnhofsprojekt in Stuttgart möglicherweise scheitert und damit für weitere Jahre mehr eine europäische Osttransversale verhindert wird. Übrigens kann man Schnelltrassen auch für Nachtzüge nutzen, nicht nur für Hochgeschwindigkeitszüge. Auch das würde Falk (und mir) zugute kommen. Letztlich ist es aber immer noch besser, wenn jedes Land sein Möglichstes tut, bevor sich Europa ganz blockiert. Also lieber Ausbau in Frankreich als überhaupt kein Ausbau, weil man sich über tehcnische Systeme nicht einig wird.

Unter Peters Angaben wird auch Barcelona mit dem Zug greifbar. Gleichzeitig ändert das nichts daran, dass unter gegeben Umständen manche Ziele einfach sinnvoll nicht mit dem Zug anzusteuern sind. Es sei denn, man macht Eisenbahnurlaub (Transkanada, Tanssib) - das hat dann aber nichts mit Radreisen zu tun. Intervallanreise geht auch - ich habe es mit Korsika ja auch gemacht (Bahn/Schiff). Zuweilen sogar eine ganz nette Lösung, mal einen Tag zwischendrin irgendwo anders herumzufahren. Es muss aber nicht (immer) sein. Der nördliche Mittelmeeraum ist noch eine nachvollziehbare Zugdistanz aus deutscher Perspektive, der südliche nicht mehr. Granada von Leipzig mit dem Zug erreichen zu wollen ist einfach etwas abseits der Reisewirklichkeit, ebenso nach Athen, Lissabon usw. Vielleicht mal pragamtisch überlegen, was ist noch im Rahmen, was nicht. Das sollte dann auch der Antrieb für die Bahnpolitik sein. Mit einem Nachtzug komme ich von Stuttgart noch überschaubar bis nach Rom, bis nach Catania macht das keinen Sinn mehr. Vielleicht helfen irgendwann mal besondere Schnelltrassen auch dazu - dann muss aber Falk auch seinen Segen geben, die Hochgeschwindigkeitszüge zuzulassen.

Noch ein Bemerkung zu der Anreise zu Flughäfen: Für mich als Radreisender sind Flughäfen eher günstiger als Hauptbahnhöfe, weil ich selten in einer Stadt ein Tour starten oder beenden möchte. Flughäfen liegen meist auf dem Lande jenseits der Städte. Ich habe das schon häufiger als angenehm empfunden (Porto, Marseille, Almeria). Auf meinen Reisen ist das oft ein Vorteil, als Geschäftsreisender wäre mir das oft lästig, wenn ich immer in die City müsste. Da finde ich Bahn wieder besser. Netzanbindung heißt für mich auch, dass Flughäfen gut an die Bahn angebunden sind. Erst so entwickelt man ein effizientes Transportwesen. Mit Rad zum Bahnhof fahren, Rad in den Zug, mit Zug zum Flughafen, Rad ins Flugzeug und am anderen Ende mit dem Rad vom Flughafen losfahren. Heißt aber auch: Radakzeptanz bei den Verkehrsträgern, damit man die passende Wahl treffen kann. Und damit steht es leider nicht zum besten.