Wüste allgemein und Jordanien speziell

von: siebenzwanzigplus

Wüste allgemein und Jordanien speziell - 28.12.17 17:54

Ich bereite meine ersten Wüstenetappen entlang des Jordan Bike Trails vor.
Selbst über eher globalgalaktische Tips zum Thema Fahrrad und Wüste bzw. Staub würde ich mich freuen. Weiter, als daß ich beim Fahrrad an Trockenschmierung denken sollte, bin ich fahrradspezifisch noch nicht gekommen.
Bei der Wasserversorgung interessieren mich hingegen eher konkrete, lokale Tips, welche Zisterne wirklich Wasser führt z.B..
Ländertips kann ich auch noch gebrauchen.
von: Barfußschlumpf

Re: Wüste allgemein und Jordanien speziell - 01.01.18 15:19

Um diese traurige Diskussion mal etwas aufzubessern:

Jordanien ist ein relativ geordnetes Land, eher hochpreisig mit in der Tat relativ viel Wüste.

Wenn viel Abenteuer und Bewunderung gesucht wird, kann man versuchen, 'Trails' zu fahren, ansonsten gibt es einige recht gute Straßen, z.B. den Kings Way von Amman durch die Berge nach Wadi Musa und weiter, den einige hier schon gefahren sind.

In den touristischen Anziehungspunkten viel aggressiver Nepp, der ins Kriminelle spielen kann: Wadi Rum, Petra (viel Betrug, gewerbliche Kinderbettelei) u.a.

Trinkbares Wasser wird nicht aus Brunnen gewonnen, sondern in kleinen Läden verkauft in Flaschen. Von Ort zu Ort kann es ohne weiteres mal 50 km sein. Verbrauch in der Wüste gern 5-7 l pro Tag je nach Körpermasse. Soll dennoch Brunnen- oder Tankwasser getrunken werden, ist dringend zur Desinfektion mit Micropur zu raten.

Es gibt ausreichend Wirtschaften (kein Bier), aber die Sauberkeitsverhältnisse sind katastrophal, außer an teuren Ferien-Resorts. Zimmer sind ebenso manchmal in beklagenswertem Zustand.

Zelt und besondere Planung bei Fahrt außerhalb befestigter Straßen nötig, sonst nicht.
Beduinen versuchen, Wildübernachter grundsätzlich kostenpflichtig in die eigene Bude zu lotsen.

Ebenso zahlreiche Versuche, kostenpflichtige Lifts im Pick-Up zu erzwingen. Die Rechnung wird immer erst beim Aussteigeversuch präsentiert.
In Jordanien ist nie etwas umsonst.
Manchmal spielerisch-aggressive Anmache auf der Straße.

Besondere Pflegemaßnahmen für Fahrrad: nicht nötig. Gelegentlich Kette schmieren. Insgesamt höherer Verschleiß des Antriebs durch Sand möglich, jedoch nicht auf einer Kurztour.

Fazit Jordanien:

Sehr schöne Landschaft, viel Berge, sehr heiß. Manchmal nervige, oft aber auch sehr nette Leute, hoher Akademiker-Anteil.
Oft teuer. Essen manchmal problematisch, Flaschenwasser überall erhältlich.
Relativ wenige, aber gut ausgebaute Straßen. Verkehr auf Highways oft gefährlich. Polizei und Militär freundlich zu Radfahrern.
von: siebenzwanzigplus

Re: Wüste allgemein und Jordanien speziell - 03.01.18 22:28

Danke für die Antwort.

Der "Jordan Bike Trail" folgt in Teilen dem Kings Way, weicht aber auch auf Pisten aus. Wir suchen da vor allem wenig Verkehr.

Alle 50km Wasser bedeutet schon mal Tagesrationen mitzuführen.
Da auf dem GPS-Track auch diverse "Wild Camps" markiert sind werden wir jeden Fall ein Zelt mitnehmen.

Danke für die Hinweise zum Geschäftsgebahren vor Ort. Klingt nach arm trifft reich, Händler trifft Fixpreisteutonen. Gut wenn man da schon vorher drauf eingestellt ist.
von: Fricka

Re: Wüste allgemein und Jordanien speziell - 04.01.18 07:59

Wir waren dort mal mit unseren drei Kindern, das Jüngste damals zwei Jahre alt unterwegs. Mit dem Auto.

Wetter? Kommt drauf an, wann du fährst. Bei uns war es um Ostern herum. In Ammann war es schweinekalt. Im Norden lag teilweise Schnee. Dazu ein scharfer Wind. Nach Süden wurde es angenehmer. Die Wüste blühte. In Aqaba war es gerade warm genug, um zu baden.

Unterkünfte? Wir hatten einen Reiseführer mit, der die vorhandenen Hotels meist komplett aufführte. Wir fanden heraus, dass die für uns geeigneten zwei Sterne haben mussten. Die einsternigen waren meist ziemlich schmutzig. Da haben wir, wenn es nichts anderes gab, die Bettwäsche abgeräumt und im Schlafsack geschlafen. Die dreisternigen waren heftig teuer.

Essen? Nicht so gut wie in Syrien. Zum Frühstück gab es in den Hotels Fladentee mit Ziegenkäse und Kamillentee. Sonst immer irgendwie gegrilltes oder vergrilltes Hammelfleisch mit Brot oder Pommes, bei Glück ein bißchen Salat, eher wenig Gemüse. Nichts, was die Kinder mochten. So dass wir uns freuten, einen Kocher dabei zu haben.

Die Sehenswürdigkeiten atemberaubend. Wir haben nur nette Leute getroffen, die unglaublich hilfsbereit waren. Ich vermute, dass das an den Kindern lag.

Der Verkehr war nicht ohne. Auf den Hauptstrecken würde ich wohl nicht Radfahren wollen.
von: JohnyW

Re: Wüste allgemein und Jordanien speziell - 04.01.18 08:29

Hi,

da Du auf Pisten fährst ist die Abnutzung ähnlich wie bei uns staubige Waldwege. Im Jahr 2000 war geschildertes Verhalten (wie Aufladen und Kassieren) nicht der Fall. Wasser gab es bei uns (Ende März) genug von oben (Schnee und Regen), den Rest konnten wir kaufen oder bekamen es geschenkt.

Ist kein Billigland und Highlights gibt es jede Menge: Burgen, heiße Quellen, röm. Ruinen, Totes Meer, Petra, Wadi Rum und mehr.

Viel Spaß auf den Trails. Fand die Hauptstraßen schon recht steil, zumindest die letzen 100-200 Meter (Außer den großen Wadi Mujib und Halfa? ist den Straßenamt der Einsatz von Kurven zur Steigungsminimierung unbekannt grins)

Grüße
Thomas
von: Barfußschlumpf

Re: Wüste allgemein und Jordanien speziell - 04.01.18 10:09

In Antwort auf: Fricka
Der Verkehr war nicht ohne. Auf den Hauptstrecken würde ich wohl nicht Radfahren wollen.

Absolut richtig, aber überland sind die zweispurigen Straßen gut benutzbar, sowohl der sehr gut ausgebaute Death Sea Highway als auch der Kings Way (bin erst ab Al Karak gefahren, nicht ab Amman), mit einer zugegebenermaßen etwas pointierteren Steigung auf der Verbindungsstrecke vom Toten Meer um den Höhen-Nullpunkt ('Sea-Level'), dies aber einmalig und begrenzt.
Schnell, aber eine sehr gefährliche Autobahn mit katastrophalen Straßen-
und Verkehrsverhältnissen ist der 'Desert-Highway' nach Aqaba (in diesen mündet der Kings Way). Hier ist es allemal gescheiter, 3 Tage mehr aufzuwenden und Wüstenwege zu fahren, falls man sie findet. Parallele Nebenstraßen gibt es nicht (nur eine wenig attraktive Straße vom Death Sea).

Zur Lage an den Attraktionen der weltreisenden In-People gelang es mir, folgenden Link zu generieren (Google Rezensionen): https://goo.gl/maps/LfFRmzMHESC2

Ernährungsberatung:

Die einzige Lebensmittelvergiftung meiner Radtour ins Blaue hatte ich mir im Touristenlokal in Wadi Musa ('Petra', Salmonellen) geholt. Ich bin aber robust.
Mit etwas mehr Fortune ist manchmal auch gutes und verdauliches Essen erhältlich.

Bei der Flaschenwasserversorgung reicht es, den nächsten richtigen Ort auf der Karte im Auge zu behalten und 2 Liter Reserve an Bord zu halten. Entlang der befestigten Straßen ist es unproblematisch.
von: siebenzwanzigplus

Re: Wüste allgemein und Jordanien speziell - 11.01.18 17:29

In Antwort auf: Fricka

Wetter? Kommt drauf an, wann du fährst. Bei uns war es um Ostern herum. In Ammann war es schweinekalt. Im Norden lag teilweise Schnee. Dazu ein scharfer Wind. Nach Süden wurde es angenehmer. Die Wüste blühte. In Aqaba war es gerade warm genug, um zu baden.


Das Wetter ist das, was mir z.Z. am meisten im Magen liegt. Wir haben dieses Jahr im Mai Urlaub und ich fürchte, das wird schon sehr "kuschelig" bei sportlicher Aktivität in praller Sonne.
von: Fricka

Re: Wüste allgemein und Jordanien speziell - 12.01.18 08:43

Wir waren im April dort und haben ziemlich gebibbert. Wobei sich Aqaba hochsommerlich anfühlte. Und wir in Petra auch gut geschwitzt haben. Im Wadi Rum wieder war es sehr, sehr frisch.

Ganz ohne Hitze geht das vermutlich nicht ab. Ich würde es mit Anfang Mai versuchen. Ansonsten muss halt eine Mittagspause her. Wir hatten in der Sahara (da waren wir beinahe ausschließlich im Hochsommer) immer ein Tarp mit, um bei Bedarf, zumindest eine Art Halbschatten bauen zu können.