Braunbären Karpaten, Rumänien

von: kettenfahrer

Braunbären Karpaten, Rumänien - 20.04.17 12:54

Hallo Leute,
liebe Gemeinde,

ich plane eine Tour von Timisoara nach Bukarest über Hermannstadt. Der Weg führt mich quer durch die Südkarpaten in Rumänien.

Wer von Euch war schon einmal dort und kann mir einen kurzen Eindruck hinterlassen.

Viel wichtiger ist es jedoch zu wissen, wie es sich mit der relativ hohen Braunbären Population verhält. Spekulationen und Wikipedia - Wissen will ich hier nicht erfahren!

- Mir geht es um Berichte von Leuten die vor Ort waren und / oder um Informationen von vor Ort.

- Wer hat Bären gesehen, wenn ja, wo? Wer kann konkrete, verifizierte Informationen zu Bären berichten?

Danke & Grüße aus Bärlin,

Alex.
von: paschukanis

Re: Braunbären Karpaten, Rumänien - 20.04.17 12:58

Ich war schon in der Gegend und habe auch wild gezeltet. Bären habe ich keine gesehen. Nur Hunde...
von: kettenfahrer

Re: Braunbären Karpaten, Rumänien - 20.04.17 13:07

Danke!
von: Michael B.

Re: Braunbären Karpaten, Rumänien - 20.04.17 13:20

In Antwort auf: paschukanis
Ich war schon in der Gegend und habe auch wild gezeltet. Bären habe ich keine gesehen. Nur Hunde...


dito + zusätzlich Füchse grins
von: Toxxi

Re: Braunbären Karpaten, Rumänien - 20.04.17 13:59

In Antwort auf: Michael B.
In Antwort auf: paschukanis
Ich war schon in der Gegend und habe auch wild gezeltet. Bären habe ich keine gesehen. Nur Hunde...


dito + zusätzlich Füchse grins

dito + allerlei Vögel

Ernthafte Braunbärenpopulationen in den Südkarpaten soll es wohl nur in einem Tal in der Nähe von Brasov geben, ansonste wieter östlich. Trotzdem kann es nicht schaden, den gesunden Menschenverstand einzuschalten.

Ich habe entweder auf den wenigen Zeltplätzen gezeltet, oder dort wild, wo auch schon andere standen.

Hunde sind dort das wesentlich größere Problem... entsetzt

Gruß
Thoralf

von: Friedrich

Re: Braunbären Karpaten, Rumänien - 20.04.17 14:39

Obohl ich im Karpatenbogen aufgewachsen bin (etwa 60 km nördlich der Südkarpaten / 130 km westlich der Ostkarpaten) möchte ich keine Horrorstorys verklickern bloss darauf hinweisen dass sich die Situation in den letzten 25 Jahren deutlich verschlechtert hat. Die von einem Bären zerlegte staatliche Imkerei vom Dorfrand und die Begegnung am Transfagarasan habe ich noch sehr gut in Erinnerung. Google mal nach "Probleme mit Bären in Rumäniem" oder wurschtel dich durch die einschlägigen rumänischen Foren.

Gesunde Vorsicht und Menschenverstand schadet nicht.
von: Radle

Re: Braunbären Karpaten, Rumänien - 20.04.17 15:41

In Antwort auf: kettenfahrer
Hallo Leute,
liebe Gemeinde,

- Wer hat Bären gesehen, wenn ja, wo? Wer kann konkrete, verifizierte Informationen zu Bären berichten?




Im August 16 war ich geschätzte 5 Meter von einem Bärenjungen entfernt. Niedlich anzusehen, aber als ich seine Mutter ungefähr 15 Meter weiter unter den Büschen sah, die ein wachsames Auge auf ihre Junior hatte, war ich froh in einem Auto zu sein und nicht gerade mein Zelt geöffnet zu haben.
War auf einem Parkplatz auf der 7c (Transfāgārāschan) paar hundert Meter nach der Bâlea Cascadâ von Hermannstadt kommend. Im Wald um Lacul Vidraru sah ich ein paar neue Bärenwarmschilder. Sah aber auch viele Zeltcamper dort ....

Freunde von mir sind im Sommer 15 einem Bären im Parcul Apusini (zwischen Oradea und Cluj) begegnet. Der hat sich nach einer Schrecksekunde verzogen. War dann eine gute Geschichte um dann später beim Wandern im Sommer 16 mir zu erzählen, als wir auf den Munti Bihor stiegen... Besonders der"Ursul" Ruf vom Gruppenersten hatte sich der Gruppe eingeprägt.... :-)
von: kettenfahrer

Re: Braunbären Karpaten, Rumänien - 20.04.17 16:32

Hallo Leute, danke erstmal für Eure Beiträge!
Auf alle Fälle fühle ich mich darin bestätigt das Thema Braunbär nicht ausser Betracht zu lassen.

Ich werde mich dazu noch belesen.

Nun plane ich zunächst grob die Strecke.
Ich habe noch Zeit, aber wie Ihr sicher mir zustimmt, ist die Vorfreude die schönste Freude...

Alex.
von: wal

Re: Braunbären Karpaten, Rumänien - 20.04.17 16:48

Zitat:
Wer hat Bären gesehen, wenn ja, wo? Wer kann konkrete, verifizierte Informationen zu Bären berichten?

Ich habe in den Rumänischen Wäldern bereits mehrfach Bären gesehen, vor allem eben in "meinem" Wald ca. 15 km westlich des Vidraru-Sees und bei einer Zeltübernachtung im Rahmen einer kleinen Radeltour auch am Vidraru See (westliches Ufer). Sie sind im Sommer gerne in den Himbeer- und Brombeergebüschen.
Dort, wo ich die Bären sah, kann man zwar auf den Forstwegen auch radeln, es sind aber eher MTB-/Offroad Strecken und nicht die Hauptverbindungswege. Wenn du also planst, auch ab und zu auf Forstwegen zu radeln und auch öfters mal im Wald zu zelten, kann es passieren, dass du in der Dämmerung Bären siehst/hörst. Bei jeder Begegnung, die ich bisher hatte, waren die Bären aber ganz schnell geflüchtet.
von: irg

Re: Braunbären Karpaten, Rumänien - 20.04.17 17:02

Hallo!

Ich war zwar noch nie in Rumänien, Bären habe ich in Slowenien aber auch getroffen, die sind hier wie dort die gleiche Sorte.

Mein kurz zusammengefasstes Wissen über die lieben Tierchen: Sie sind nicht aggressiv, aber ziemlich selbstbewusst. So ein Bärchen weiß genau, wer der Bär im Wald ist, und wer nicht. Wer nicht, das bist du.

Bären sehen relativ schlecht, deshalb müssen sie sich auf ihren Geruchssinn verlassen. Das bedeutet, dass sie mitunter näher kommen können, als einem lieb ist. Wohlerzogene Bären halten trotzdem immer einen gewissen Abstand ein. Von einem anderen Radler habe ich den Rat gelesen, beim Zelten ein verschwitztes Leiberl o.Ä. nahe dem Zelt auf zu hängen, damit ein Bär gleich riecht, wen er vor sich hat. Menschen mögen sie nicht, da steigt die Chance, dass der Bär dann weiter geht und sich etwas Interessanteres sucht.

Schlecht erzogene Bären gibt es auch. In Bayern wurde ein solcher erschossen, letztes Jahr habe ich Motorradfahrer getroffen, die in Slowenien bei einer Rast von einem solchen überrascht wurden. Der ist ihnen bis auf einen halben Meter nahe gekommen, also weit unter einem vernünftigen Mindestabstand. Mit dem Anstarten eines Motorrades konnten sie ihn verscheuchen, das schaffen wir nicht. Solche Bären sind sehr selten, wer riesiges Pech hat, kann aber auf einen solchen stoßen.

Ein weiteres Thema ist oben schon angeklungen: Die lieben Viecherln kommen Ansiedlungen ziemlich nahe, wenn sie wollen. Ich habe mehrfach bärige Hinterlassenschaften überraschend nahe von Bauernhöfen und Dörfern gesehen.

Abhilfe von unliebsamen Begegnungen beim Zelten in bärenträchtigen Gebieten: Bauern (mit Händen und Füßen, wenn nötig) fragen, ob man hinter dem Haus zelten darf. So nahe gehen die Bären normalerweise nicht, äußerst seltene Ausnahmen wären aber ungemütlich, siehe oben.

Zu den Beobachtungen von Bären: Die einen treffen in vielen Reisen nie welche, andere mehrfach. Ein Grund dafür ist, dass Bären riesige Reviere brauchen. Einmal ist also der Bär gerade da, ein anderes Mal nicht. Keinen Bären getroffen zu haben, ist also nur ein mäßig gutes Argument, dass es da keine gäbe, die einem auf die Pelle rücken könnten.
Der andere Faktor ist, dass Bären manche Landschaften lieber haben, andere weniger: Möglichst zusammenhängende Wälder lieben sie, offenes Ackerland weniger. Ob das in Rumänien auch zutrifft, weiß ich nicht. Bei bäriger Überbevölkerung werden Bären aus den Wäldern verdrängt und landen durchaus auch in Gegenden, wo sie sich nicht so wohlfühlen. Das erhöht den Stress aller Beteiligten.
Ein weiterer Grund, Bären in atypischen Gegenden, also auch näher bei Menschen zu finden, sind die guten Sachen, die es dort gibt: Bienenstöcke, Schafe, Obstbäume, etc. Da kann schon einmal ein Bär schwach werden und vom Bären-Knigge abweichen.

Aber mit Zelten nahe bei bewohnten Häusern bist du immer auf der sicheren Seite! Dazu kommt, dass die Einheimischen wissen sollten, ob sich gerade ein verhaltenskreativer Bär in der Gegend herumtreibt. Wenn sie dich in den Hof bitten, statt auf die Streuobstwiese hinter dem Haus, könnte das der Grund sein.

lg!
georg
von: Friedrich

Re: Braunbären Karpaten, Rumänien - 21.04.17 06:44

In Antwort auf: irg
Keinen Bären getroffen zu haben, ist also nur ein mäßig gutes Argument, dass es da keine gäbe, die einem auf die Pelle rücken könnten.

Du bringst es auf den Punkt und ich hoffe dass andere das auch so sehen.
Zitat:
Der andere Faktor ist, dass Bären manche Landschaften lieber haben, andere weniger: Möglichst zusammenhängende Wälder lieben sie, offenes Ackerland weniger. Ob das in Rumänien auch zutrifft, weiß ich nicht. Bei bäriger Überbevölkerung werden Bären aus den Wäldern verdrängt und landen durchaus auch in Gegenden, wo sie sich nicht so wohlfühlen. Das erhöht den Stress aller Beteiligten.

Rumänien hat sehr viele zusammenhängende Wälder und sehr viel offenes Ackerland. Tatsache ist dass der Bär aus den Wäldern verdrängt wird – sein Lebensraum schrumpft. Ein Ursache dafür ist die massive Abholzung die zum Teil illegal erfolgt (auf dem Balkan und der dort grassierenden Korruption und Bestechlichkeit ist das Normalzustand) wobei sich „Schweighofer Holzindustrie“ nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert. Eine zweite Ursache ist eine zwar nicht neue aber zwischenzeitlich sehr lukrative Einnahmequelle. Ganze Heerscharen von Sammlern durchstreifen die Wälder auf der Suche nach Pilzen und Beeren die hauptsächlich nach Österreich und Deutschland exportiert werden. So vermeldete die Forstdirektion Suceava vor 5 Jahren (nicht ganz ohne Stolz) einen Ernteertrag von 152 Tonnen Beeren für die abgelaufene Saison. Der Bau von nicht genehmigten Villen und Behausungen in Gegenden die der Bär über Jahrhunderte sein eigen nannte engt seinen Lebensraum auch ein. Nicht vergessen sollte man die Tatsache dass Rumänien anscheinend noch immer ein Eldorado für Rambos mit Geländewagen und Geländemotorrädern ist; es wird nach Lust und Laune geackert, gewühlt und gegraben. Ich kenne Leute die schrottreife Geländekisten (selbstverständlich ohne TÜV-Abnahme) in Rumänien stehen haben mit denen sie im Urlaub die rumänischen Wälder umpflügen. Der Dorfpolizist und der Förster sind als Staatsdiener saumäßig schlecht bezahlt und „ein kleines Geschenkchen erwärmt das Herzchen und verschließt die Äugelchen“.

So kommt halt jeder auf seine Kosten nur der Wald und der Bär eben nicht.
von: joshu

Re: Braunbären Karpaten, Rumänien - 22.04.17 09:54

Auch wenn eigentlich schon alles gesagt wurde, hier noch kurzes ein persönliches Erlebnis

vor 5 Jahren zu Ostern sind wir mit dem Lift im Fagarash hoch zum Balea Lake. Erst hatten wir uns unten bei einem Spaziergang umgeschaut, und seltsame Fußspuren von Menschen die Barfuß durch den Schnee sind gefunden. Erst als wir dann weitere Spuren gefunden welche ca Schuhgröße 60 entsprachen und Abdrücke von Fußnägeln von nicht unerheblicher länge hatten wurde uns klar dass wir erst die spuren der Bärenjungen und dann die von Mamabär gefunden hatten.

Anschließend von der Gondel aus konnten wir die drei Bären auch sehen, oben am Balea Lake sind die Bären dann seelenruhig von uns unbemerkt zwischen den lose verstreuten Hütten durch. Wir haben sie erst bemerkt als die Drei schon den Hang hinter uns weiter hoch sind.

Imho wichtig zu wissen ist:
- Der Mensch fällt für den (Braun) Bären nicht in die Kategorie "Nahrung" aber auch nicht unbedingt in die Kategorie "Gefahr" aber zuweilen in die Kategorien "Interessant- das schaue ich mir mal an!" und "Hey, evtl gibt es da ja etwas leckeren Müll zu futtern"

- Die Weitaus größte Gefahr auch (oder auch gerade)in Rumänien sind und bleiben die Autofahrer. - Nichtsdestotrotz ist es natürlich gut über sie bescheid zu wissen.

PS: zum schwindenden Lebensraum gibt es hier einen interessanten Artikel: http://www.mittelbayerische.de/politik-n...art1233482.html
von: Hasenbraten

Re: Braunbären Karpaten, Rumänien - 22.04.17 10:24

Beim Wildzelten muss folgende Regel unbedingt beachtet werden:
Jegliche Esswaren und Kosmetikartikel (Zahnpasta) in einem Packsack, in weiter Entfernung (100m) vom Zelt, mit einer Leine zwischen zwei Bäumen freischwebend hochziehen.

Ansonsten kann man ungebetenen Besuch bekommen...

Bär überfällt zeltende Wanderer

Grüße
Gregor
von: irg

Re: Braunbären Karpaten, Rumänien - 22.04.17 16:31

Das war vielleicht ein Bär im Flegelalter. Der österreichische Bärenbeauftragte hat einmal gemeint, dass heranwachsende Bären auch Flegeljahre durchmachen können. Die meisten lernen von der Mutter, was gutes Benehmen ist, manche (wie Nurmi in Bayern) nicht, und manche müssen selbst ihre Grenzen austesten. In Österreich vergrämt man solche seltenen Schlingel mit Gummigeschoßen aus Gewehren, dann kriegen sie sich fast alle ein und müssen nicht erschossen werden.

Das Erschießen ist manchmal leider nötig: Bären, die zu nahe kommen, sind wirklich gefährlich. Wenn einem so einer mit seinem Pfoterl eine Ohrfeige gibt, weil ihm plötzlich einfällt, dass er dem gefährlichen Menschen zu nahe ist, sind 100 bis 150kg Bär dahinter, hauptsächlich Knochen und Muskeln. Das ist ungesund.

Ob in Rumänien auch vergrämt wird, wenn sich ein Bär daneben benimmt, weiß ich nicht. Ich würde eher versuchen, auf der sicheren Seite zu bleiben. Die Bären sind zwar, wie schon geschrieben, nicht aggressiv oder sonst wie bösartig, lustige Hustinettenbären sind sie definitiv nicht.

lg!
georg
von: Hasenbraten

Re: Braunbären Karpaten, Rumänien - 22.04.17 19:33

In Antwort auf: irg
Das war vielleicht ein Bär im Flegelalter.
Ich glaube eher, dass die beiden Wanderer Flegel waren.
In einem Nationalpark würde ich persönlich ganz bestimmt nicht wild zelten. Nicht nur deshalb nicht, weil empfindliche Strafen drohen, falls man erwischt wird. Sondern weil ich die besonderen Bestimmungen zum Schutz der Natur respektiere.

Wenn "Naturliebhaber" diese Gesetze grob missachten und noch lecker duftende Verpflegung im Zelt dabei haben, kann die Nacht halt mal äußerst ungemütlich verlaufen. Zum Glück ist nichts Ernsthaftes passiert...

Grüße
Gregor
von: irg

Re: Braunbären Karpaten, Rumänien - 23.04.17 14:35

Die genauso, natürlich. Aber ein wohlerzogener Bär setzt sich vor das Zelt mit den guten Dingen und vertreibt niemanden. Was vielleicht nicht alle rumänischen Bären wissen. (Und nein, wir Menschen sind ja aucj´h nicht immer bessetr!)

lg!
georg
von: kettenfahrer

Re: Braunbären Karpaten, Rumänien - 23.04.17 20:50

Hallo Leute,
liebe Gemeinde,

danke für Eure Beiträge!
Wie man hier lesen kann, ist das Thema Braunbär in den Karpaten und Nähe sehr relevant.

Angenehmen Wochenstart & Grüße, Alex.!
von: Keine Ahnung

Re: Braunbären Karpaten, Rumänien - 24.04.17 14:57

Nach meiner diesjährigen Tour durch Serbien und Rumänien kann ich vielleicht mehr zur Bärenfrage beitragen. In den polnischen und slowakischen Karpaten hat mich fast einmal ein Reh über den Haufen gerannt, aber einen Bären habe ich nicht entdecken können zwinker .
von: kettenfahrer

Re: Braunbären Karpaten, Rumänien - 25.04.17 13:24

... ha, ähnliches ist mir im sommer vor zwei Jahren in der Schorfheide passiert, als nicht mal 10 Meter vor mir eine Elchkuh meinen Weg kreuzte!

Aber nicht zu übertreffen war diese Situation. Erst wurde der Jokey in den Busch geschleudert, dann kam der Gaul auf mich zu (Intervallaufnahme mit der GoPro):

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