Re: Bahnfahren mit Rad in der Slowakei

von: irg

Re: Bahnfahren mit Rad in der Slowakei - 13.09.17 06:40

Hallo!

Meine Erfahrungen mit dem Reservierungsproblem in kurz:
Es hat geklappt. Ich bin mit dem Radl (sogar dem etwas sperrigen Liegeradl) nach Kysak nahe Kosice gekommen.

Aber ganz einfach war es nicht:
Die slowakische Tourismusinformation hat auf meine Frage geschrieben, dass Stellplatzreservierungen für ein Fahrrad nur an slowakischen Bahnschaltern ausgestellt werden können. Der von mir ins Auge gefasste Zug hatte auch nur 6 Plätze für Fahrräder.

Dem Rat eines Mitarbeiters am Ticketschalter der ÖBB, am Schalter zu buchen, weil sie dort mehr Möglichkeiten haben als man selbst auf der Homepage, bin ich gefolgt. Der erste Mitarbeiter dort konnte gar nicht glauben, dass der betreffende Zug überhaupt Fahrräder mit nimmt. Seine Kollegin, die gerade frei war, hat das (was ich ja schon wusste) für ihn recherchiert und bestätigt. Dann sind wir zusammen zu einer älteren Mitarbeiterin an einem anderen Schalter gegangen, die mehr Möglichkeiten hatte wie die anderen, wie mir gesagt wurde. Die hat erst einmal meinen Wunsch, eine längere Umsteigezeit zu planen, als gescheit eingestuft und dann länger am Ticket gebastelt. Am Schluss hatte sie eine Fahrradkarte von Graz nach Kysak durchgehend.

Nun war ich mir natürlich nach wie vor nicht sicher, ob die slowakische Bahn von diesem Ticket wusste. Das weiß ich übrigens bis heute nicht. Ich habe einfach darauf gebaut, dass ich, da ich ohnehin gut 2 Stunden vor Abfahrt des Zuges da war, so ziemlich der erste mit Rad und Zeug im Zug sein dürfte. Jemanden mit einem gültigen Ticket, der schon im Zug sitzt, hinaus zu werfen ist wohl schwieriger, als jemanden, der als letzter hinterher gehechelt kommt.

Letztlich war mein Radl das einzige im Zug, es gab also keine Probleme damit. Nur die österreichische Schaffnerin hat in Graz gemault, dass "das Ding da" (das Liegeradl) zu groß für den Zug sei. Da es aber deutlich kleiner als der Zug war und, wie erwartet, drin gut Platz hatte, hat sie sich wieder abgeregt und nur düster über die slowakischen Kollegen sinniert, bei denen nicht sicher sei, was die... Was auch immer, ich war drin.

In Bratislava habe ich genug Platz im Zug gefunden, über das Liegeradl hat sich niemand aufgeregt, nur der Rest war etwas rustikal angelegt: Die Wagen und deren Nummern haben nicht mit denen im Ticket übereingestimmt, mein Platz im Liegewagen war ohne Hilfe auch nicht zu finden, da nicht eindeutig beschriftet. Ohne Schaffner (die ohnehin allesamt nur slowakisch konnten, das wieder mir ein Rätsel ist) war da nichts zu machen. Und die waren unsichtbar. Dazu war die Türe zwischen dem Waggon, in dem das Radl hing, und dem Liegewagen nicht zu öffnen. So habe ich es mir gleich neben dem Radl halbwegs bequem gemacht und auf den Liegewagen verzichtet. Ich wollte nicht riskieren, in Kysak vor verschlossener Türe zu stehen, also erst aussteigen zu müssen und außen zum anderen Waggon rennen und das Rad raus fädeln zu müssen. Das Risiko, dass das Rad ohne mir weiter fährt, hat wenigstens theoretisch bestanden. Dazu war ich schon angenehm müde, das wollte ich nicht durch neue Aktivität stören. Das war wahrscheinlich ein Fehler. Dass es sich im normalen Großraumwaggon nicht sehr gemütlich schläft, ist nichts Neues, aber erträglich, dass man dabei aber alle halben bis ganzen Stunden vom Schaffner geweckt wird, stört doch ein wenig. Im Liegewagen hätten sie das vielleicht doch nicht gemacht.

Am Schluss hat sich heraus gestellt, dass der Zug sogar lange genug in Kysak gestanden ist, dass ich das Radl auch von außen hätte holen können.

Die Fahrt in den Osten der Slowakei hat also geklappt. Wer auch so fahren will, wird aber mit den einen oder anderen Hindernissen rechnen müssen. Beim Ticketkauf für das Rad muss mit Schwierigkeiten gerechnet werden. Manche Mitarbeiter am Ticketschalter kommen damit sichtlich nicht zurecht, auch bei der Hotline der ÖBB, die für solche verzwickten Fälle zuständig ist, sind manche überfordert. Vielleicht ist es das Einfachste, es an verschiedenen Tagen immer wieder zu versuchen, bis man an jemanden mit der nötigen Kompetenz gerät.

lg!
georg