Re: Wildcampen in Island soll verboten werden

von: HyS

Re: Wildcampen in Island soll verboten werden - 08.08.17 20:07

Zurück aus Island kann ich folgendes berichten:
Die Campingplätze sind zum Großteil massiv überfüllt. Das macht dann keinen Spaß mehr wenn man für die Dusche noch anstehen muss. Ein riesiger Campingplatz wie Vik hat z.B. für Herren nur eine einzige Doppeldusche, ein Urinal (zweites kaputt) und 3 oder 4 WCs. Teils kam nur noch kühles Wasser, weil der Boiler überfordert war.
Die Preise sind extrem: Camping Landmannlaugar ist 2000 Kronen und dann noch mal 500 Kronen, wenn man auch duschen will. Sonst sind meist 1500 Kronen und 500 für Duschen Standard. (500Kronen sind fast 5€!). Kostenlos duschen so oft und so lange man will gab es in Grindavik, ein sehr lohnender, moderner Zeltplatz.
Ohne einen massiven Ausbau der Infrastruktur wäre ein Wildcampingverbot für die Campingplätze kaum zu verkraften.

Es gibt inzwischen sehr viele Zelten-und-Übernachten-verboten Schilder. Radler finden aber weiter sehr leicht gute Plätze.

An populären Sehenswürdigkeiten sind oftmals massive Trittschäden an der Vegetaion durch die Menschemassen erkennbar. Man versucht sie auf ausgebaute Wege zu kanalisieren.

Es wird in Hotels investiert. Teils richtige Luxushotels wie in der Nähe von Jökulsarlon. Für die besseren Gäste gibt es zwei Hotelhubschrauber, mit denen man dann zum See gefolgen wird.
Oft entstehen auch irgendwo in der Pampa Reihenhaushütten mit 10 Stück nebeneinander. Sieht von weitem aus wie eine Riesenscheune und erinnert fatal an die Bausünden im Mittelmeerbereich.

Der Nachbarsee der berühmten Gletscherlagune hat inzwischen auch ein Touristenzentrum mit Gastronomie und Motorboottouren, die an dem kleineren See viel störender sind, weil man im gesamten Umfeld dann den ganzen Tag den Motorbootlärm hört.

Für die blaue Lagune muss man sich für einen Besuch vorher anmelden und reservieren.

Nationalparks werden mit zahlreichen Rangern ausgestattet.

Es gibt immer mehr MobilWC, die man überall aufstellen muss, damit nicht alles verkackt wird.

Der Verkehr hat stark zugenommen, für Radfahrer wird es langsam grenzwertig. Nicht nur wegen einer Gefahr, sondern weil der Lärm der oftmals großen Fahrzeuge auf dem rauen Asphalt zu sehr nervt.

Für Radfahrer gibt es sehr gute Fahrradmitnahmemöglichkeiten in Bussen.


Man kann nur hoffen, das die Isländer das Land klug entwickeln und nicht zu viele Bausünden begehen. Die derzeitigen Touristenzahlen sind schlichtweg zu hoch.