Re: Bahnfahren in Frankreich

von: Falk

Re: Bahnfahren in Frankreich - 02.05.17 02:18

Volle Zustimmung, doch ist Straßburg–Portbou aus französischer und damit pariszentrierter Sicht praktisch vollkommen uninteressant. In gewisser Weise sieht man auch bei dieser Sache die Wirkung der »neuen Rechten«. Warum etwas für den Verkehr der Nachbarn tun? Sollen die doch, wenn sie nicht nach Paris wollen, drüberfliegen, ohne uns zu stören. So oft ich die Verbindung genutzt habe, waren Franzosen im Zug in der Minderheit. Eigentlich sollte diese Denkweise Eisenbahnern vollkommen fremd sein, doch mal wieder zeigt sich, wie sehr die Eisenbahn vom Willen der Politik abhängt. Noch um 2000 gab es im Sommerhalbjahr eine Kurswagenverbindung Frankfurt (M)–Portbou und Cerbère–Frankfurt (M). Inzwischen wurde die Relation Ffm–Straßburg zwar deutlich beschleunigt, doch um den Preis von mindestens zwei Umstiegen. Die fressen den Fahrzeitgewinn gleich wieder auf.
Die Deutsche Bahn ist, was das Denken im europäischen Rahmen betrifft, mit der Einstellung des Nachtverkehrs auch nicht besser. Verkehre in Richtung iberische Halbinsel werden ohne Nachtstreckenabschnitt nie funktionieren und ich weiß nicht, ob es naiv, ahnungslos, bescheuert oder bösartig ist, wenn man gewagt bekommt »Was willst du denn, Köln–Madrid ist doch mit Hochgeschwindigkeitszügen in vierzehn Stunden zu schaffen«. Mal abgesehen davon, dass 14 Stunden Fahrzeit regelrecht danach schreit, solche Relationen über Nacht zurückzulegen, wer hat schon was davon, wenn man sich überlegt, wo Köln liegt und wie klein der Einzugsbereich ist, in dem solche Verbindungen tagsüber überhaupt sinnvoll genutzt werden können. Nachtfahrmöglichkeiten zwischen dem mitteldeutschen Raum und Köln sind übrigens seit März 2003 Geschichte, nachdem die Verbindung die Zeit der deutschen Teilung schadlos überstanden hatte.