Re: Erzgebirge im Spätherbst- was gibts zu sehen?

von: Barfußschlumpf

Re: Erzgebirge im Spätherbst- was gibts zu sehen? - 10.09.15 13:19

In Antwort auf: derSammy
Recht bekannt ist Karlsbad in Tschechien für seine sehr lange Kurbadtradition.

Ich kenne es auch, denn ich lebe seit langen Jahren in einem noch bekannteren internationalen Kurbad, welches, schau her, zufälligerweise die Partnerstadt des Karlovy Vary ist.

Wenn man sich für Warmwasser begeistert, ist es sicher nicht verkehrt, einmal in diese schöne Stadt (damit ist allerdings nur der innere Kurbezirk zu umschreiben, der Rest ist Sozialismus) hineinzuschauen.

Aber:
Das Kuren ist dort nicht ganz so einfach wie z.B. in Baden-Baden. Man muß hier als Radler unbedingt einen vollen Kurtag einplanen.

Die schönen ältesten Bäder I und II sind außer Betrieb bzw. Galerie/Museum.
Von den mittelalten Bädern sind nur das scheußlich nach Russengeschmack umgebaute Schlossbad in der Stadtmitte sowie das empfehlenswertere Láznê V (Elli-Bad, vor dem eigentlichen Kurbezirk gelegen) öffentlich zugänglich. Láznê III, einst ein sehr schickes Kurbad, ist aufgeteilt in Privatinstitute und sieht nun innen aus wie einst der Tempel von Jerusalem.
Da man das Radl nicht draußen parken kann und auch nicht reinnehmen, muß es für die Anwendung beim Hotel untergestellt sein. Karlovy Vary ist Arbeitsplatz flinker Diebe.

Oberhalb des wunderbaren Hotels Thermal gibt es am Berg einen öffentlich zugänglichen Warmpfuhl, auch hier stellt sich die Fahrradproblematik.

Generell ist aber auch Karlsbad schwerstens bekrist - die Russen gingen runter (wie auch hier bei mir - danket Gott dem Herrn). Das drückt sich in sensationellen Übernachtungspreisen aus:
Alle Hotels dort haben 4 Sterndln, außer das Pupp, aber da traut sich eh kein Radler rein.
Als Walk-In-Preis habe ich auf dem Russenhügel in einer gepflegten, auf russisches Publikum ausgerichteten Anstalt (kein Deutschland-Fähndl) sofort 75,- EUR angeboten bekommen.
Das ist zwar für einen Radreisler viel Geld, aber was für schieche Jammerbuden gibts für 75 EUR in Stuttgart?
In Karlovy Vary dezente Ruhe, hohe Räume, schöne Ausblicke, böhmisches Golddekor und Kristall, und ein opulentes warmes Frühstücksbüffet, bei dem wirklich keiner mehr hungern muss. Ich durfte mein Rad beladen im oberen Vestibül reinrollen (Berglage).

Generell entspricht Karlsbad preislich (auch Happa-Happa) einem gehobenen deutschen Kurort, es ist nur besser. Damit ist es mit Abstand der teuerste Ort auf einer Erzgebirge- und wie bei mir Sudetenlandtour. Geld verrechnet sich.
Trotz Krise ist es im Dorf mittags leider immer noch so voll wie auf der Zeil in Frankfurt.

Als Badner kann man es mal machen - und sehr sehr freundlich und bevorzugt behandelt wird man überall in Tschechien - wenn man mal von der Kasse im Konsum absieht schmunzel