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#1311867 - 22.11.17 22:48 Pyrenäen von Ost nach West
Tom72
Mitglied
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 678
Dauer:19 Tage
Zeitraum:16.7.2016 bis 3.8.2016
Entfernung:716 Kilometer
Bereiste Länder:frFrankreich
esSpanien

Prolog



Die Pyrenäen hatte ich auf meinen Radreisen bereits mehrfach überquert und sie dabei als faszinierenden Landschafts- und Kulturraum schätzen gelernt. Zum Einen im küstennahen Bereich am Mittelmeer in Katalonien über niedrige Pässe wie den Col de Banyuls und den Col de la Manrella, zum Anderen über das eigentliche Hochgebirge einmal über die Cerdagne/Cerdanya und den Col de la Creueta (auf meiner Tour Paris-Barcelona), ein anderes Mal über den Grenzpass Pourtalet, und auch einige der von der Tour de France bekannte Pässe wie etwa den Col de Pailhères und den Col d’Aubisque (der in der von mir gefahrenen Ost-West-Richtung gar nicht mal so „schlimm“ ist) hatte ich bereits befahren.

Die Pyrenäenüberquerungen waren bisher aber immer nur verbindendes Element von längeren Touren, die überwiegend andere Regionen meiner Lieblings(Rad-)Reiseländer Frankreich und Spanien zum Gegenstand hatten, so dass ich in den Pyrenäen bislang nie länger als maximal eine knappe Woche unterwegs gewesen war. Deshalb sollten die Pyrenäen diesmal das eigentliche Thema der Tour sein. Was lag da näher, als das Gebirge von Osten an der Mittelmeerküste nach Westen an der Atlantikküste zu durchradeln. Also von der Côte Vermeille, die ich schon mehrfach mit dem Rad bereist hatte, an den mir ebenfalls von meiner Radreise Lyon-Kantabrien bekannten Golf von Biskaya.

Die Tour sollte teils auf der französischen, teils auf der spanischen Seite stattfinden. Obwohl aber, wegen der An- und Abreise mit dem Zug, Start und Ziel in Frankreich waren, sollte der Schwerpunkt auf der spanischen Seite liegen, da ich die französische Seite schon etwas besser kannte und nach den Radreisen der beiden vergangenen beiden Jahre schon viel zu lange nicht mehr in Spanien war.

Ich bin überwiegend über Hauptstraßen gefahren und habe aufgrund meines Zeitplans auf einige Möglichkeiten, über kleine, landschaftlich sicher recht reizvolle, aber sicher auch recht anstrengende Nebenstraßen in wirklich abgelegene Regionen vorzustoßen, verzichtet. Auf der spanischen Seite bin ich über weite Strecken der Nationalstraße 260 („Eje Pirenaico“) gefolgt. Vom Verkehrsaufkommen waren die Straßen aber ganz überwiegend unproblematisch.

Ich hatte auch zwei oder drei Tage für Wanderungen vorgesehen, um Landschaftseindrücke zu erleben, die sich von der Straße aus nicht bieten. Deshalb habe ich das zusätzliche Gewicht in Kauf genommen und meine Wanderschuhe eingepackt.

Wie üblich, habe für die Übernachtungen überwiegend Campingplätze vorgesehen und das Zelt mitgenommen.

Und wie für mich ebenfalls üblich, habe ich ganz altmodisch für die Planung und die Navigation unterwegs Papierkarten (Michelin 1:200 000 und 1:150 000) verwendet, kann also leider keinen GPS-Track oder eine sonstige elektronische Darstellung der Route anbieten. Ich habe im Text aber jeweils die Nummern der befahrenen Straßen angegeben, so dass die Route bei Interesse nachvollziehbar sein dürfte.

Obwohl sehr schwergewichtig, habe ich den Reiseführer „Pyrenäen“ aus dem „Reise Know-How“-Verlag mitgenommen, der sich als sehr informativ und für meine Zwecke optimal herausgestellt hat und vor allem der einzige Reiseführer zu sein scheint, der die Pyrenäen länderübergreifend (Frankreich und Spanien) behandelt. Da ich ja auch den einen oder anderen Tag wandern wollte und die Wanderschuhe eingepackt hatte, habe ich auch die Wanderführer „Pyrenäen 3“ und „Pyrenäen 4“ aus dem Rother-Verlag dabeigehabt. Entsprechende Wanderkarten habe ich mir dann jeweils vor Ort besorgt.

Anreise war mit dem TGV Frankfurt-Avignon (-Marseille) und dem Regionalzug nach Banyuls; Rückfahrt von Hendaye über Paris mit TGV und ICE.

Die Verständigung unterwegs war sowohl in Frankreich als auch in Spanien durch entsprechende Sprachkenntnisse sichergestellt. Ein Grund mehr, warum ich seit Jahren bevorzugt diese beiden Länder für meine Radreisen auswähle.

1. und 2. Tag (16. Und 17. 07.2016), Bahnanreise Erfurt-Banyuls

Wie schon mehrfach in den vergangenen Jahren, nutze ich für die Anreise die durchgehende TGV-Verbindung Frankfurt-Lyon-Avignon-Marseille (Abfahrt täglich um 14.00 Uhr in Frankfurt und somit auch von Erfurt bzw. in der Vergangenheit Dresden mit dem ICE für mich gut erreichbar). Das erfordert zwar, mangels regulärer Fahrradmitnahmemöglichkeit, das Rad teildemontiert und in einem Fahrradtransportsack mitzuführen, aber das bin ich seit Jahren gewöhnt. Der Plan sah vor, in Avignon zu übernachten und am nächsten Tag den Regionalzug (mit regulärer Fahrradmitnahme) von Avignon am späten Vormittag nach Banyuls an den mittelmeerseitigen Ausläufern der Pyrenäen zu nehmen. Das habe ich dann auch so gemacht; dass ich, weil ich kurzfristig im Internet keine Übernachtungsmöglichkeit in Avignon mehr gefunden hatte, mit dem TGV nach Marseille durchgefahren bin, statt in Avignon dort übernachtet habe und frühmorgens mit dem Regionalzug wieder nach Avignon zurückgefahren bin, sei nur am Rande erwähnt.

Ich habe von der Bahnfahrt von dieser Reise keine Bilder, aber in meinem Bericht Südostfrankreich und Kosika habe ich die Fahrt mit dem TGV von Frankfurt nach Lyon geschildert. Hier ein älteres Bild von meinem verpacktem Rad im ICE:



Die Fahrt mit dem Regionalexpress (TER) Avignon-Perpignan-spanische Grenze (Port Bou) quer durch Südwestfrankreich ist landschaftlich reizvoll (ich bin die Strecke schon mehrfach in beide Richtungen gefahren, allerdings mit dem TGV) und dauert nur knapp vier Stunden. Besonders sehenswert ist die Fahrt durch die Lagunenlandschaft zwischen Narbonne und Port-la-Nouvelle; hier bin ich auch bereits zweimal mit dem Rad unterwegs gewesen, daher hier von einer früheren Reise ein Bild vom Radweg entlang des Canal de la Robine mit einem TGV auf der Bahnlinie, auf der ich jetzt mit dem TER unterwegs bin.



Zwei Stationen vor der Endstation Port Bou (der bereits in Spanien gelegene Grenzbahnhof) steige ich in Banyuls aus. Hier, an der wunderschönen Côte Vermeille, wo die Pyrenäen ans Mittelmeer stoßen, war ich schon im Rahmen mehrerer Radreisen gewesen.



Es ist erst früher Nachmittag, und ich habe eigentlich vor, heute noch als Auftakt zum wiederholten Male die Panoramastraße unterhalb des historischen Wachturms Tour de Madeloc mit traumhaften Ausblicken aus über 400 Metern Höhe auf die Küste in Angriff zu nehmen und bis ins östlich gelegene Collioure zu fahren, aber es ist Hochsaison, Übernachtungsmöglichkeiten, selbst auf Campingplätzen, sind schwer zu bekommen, und als ich in der Tourismusinformation in Banyuls erfahre, dass der Campingplatz in Collioure ausgebucht sei, aber auf dem Zeltplatz in Banyuls noch Plätze frei seien, schlage ich mein Zelt hier auf.

3. Tag (18.07.2016), Banyuls

Beim Aufwachen beschließe ich, angesichts des Glücksfalls, in der Hochsaison im schönen Küstenort Banyuls auf dem Campingplatz untergekommen zu sein, dies auszukosten und noch eine weitere Nacht zu bleiben und zum Beginn der Tour einen Strandtag einzulegen. Die Pyrenäen sind morgen auch noch da, und einen festen Zeitplan habe ich sowieso nicht.







Im Hintergrund die Pyrenäenausläufer mit dem historischen Wachturm Tour de Madeloc, der morgen auf dem Programm steht.

4. Tag (19.07.2016), Banyuls – Ille-sur-Têt
Strecke: 80 km
Fahrzeit: 4 Std. 51 min
Höhenmeter: 897


Heute geht die Tour los. Das Wetter ist, wie auch schon gestern, sonnig und fast wolkenlos.



Als Auftakt steht die zwischen Banyuls und Collioure parallel zur und hoch über der Küste verlaufende wunderschöne Panoramastraße (D 86) zum historischen Wachturm Tour de Madeloc auf dem Programm, die oberhalb von Banyuls beginnt. Ich bin sie in den vergangenen Jahren auf meinen Radreisen bereits je einmal in westlicher und einmal in östlicher Richtung gefahren und weiß also, auf welches landschaftliche Erlebnis ich mich freuen darf.



Sie schlängelt sich in zahlreichen Serpentinen die Ausläufer der Pyrenäen aufwärts, die hier ans Meer stoßen, mit fantastischen Ausblicken auf die Berge und auf die Küste. Der Durchgangsverkehr verläuft auf der Hauptstraße unten an der Küste, so dass hier nur mäßiger Ausflugsverkehr und viele Radfahrer, vor allem Rennradler, unterwegs sind.













Den Höhepunkt der Straße erreiche ich auf ca. 450 m Höhe. Von dort führt eine unbefestigte Stichstraße hoch zum Wachturm aus dem 13. Jahrhundert auf gut 650 m. Die beiden letzten Male hatte mein Zeitplan es nicht erlaubt, ganz dort hochzufahren. Dieses Mal will ich das nachholen, beschließe aber, aufgrund der schlechten Straßenqualität mein Rad an der Einmündung der Stichstraße zur Tour de Madeloc abzustellen und zu Fuß zum Turm hochzusteigen, obwohl ich auch einige ehrgeizige Radler die Schotterpiste in Angriff nehmen sehe.



Der Blick von hier oben über die Côte Vermeille ist grandios; man sieht im Hintergrund im Osten als helle gebogene Linie den Sandstrand von Argelès, in das mich mein Weg als nächstes führen wird.







Jetzt genieße ich die lange Abfahrt hinunter bis oberhalb von Collioure mit weiteren herrlichen Ausblicken.







Auf den Abstecher ganz hinunter nach Collioure, das zwar sehr sehenswert ist, das ich aber schon kenne, verzichte ich, um Zeit und Höhenmeter zu sparen und fahre direkt weiter nach Argelès, das nördlich der küstennahen Pyrenäenausläufer in der Ebene liegt, und gönne mir am schönen Sandstrand einen Mittagsimbiss.





Etwas nördlich von Argelès verlasse ich die Küste. Ich komme durch das hübsche Städtchen Elne.



Ich folge der Departementalstraße D 612 Richtung Westen und überquere kurz hintereinander die nach Katalonien führende Autobahn („La Catalane“) und die erst kürzlich fertiggestellte Hochgeschwindigkeits-Bahnlinie Perpignan-Barcelona, die die Pyrenäen in einem langen Tunnel unterquert.





Perpignan (durch das ich gestern mit dem Zug gefahren bin) ist, das weiß ich von mehreren Radtouren, auf alle Fälle sehenswert, aber da ich es eben schon kenne, spare ich mir diesmal den Stress und den Zeitaufwand, den die Fahrt durchs Ballungsgebiet mit sich gebracht hätte, um heute noch möglichst weit zu kommen. Ich folge also weiter der D 612 westwärts über Thuir bis Ille-sur-Têt, die Pyrenäen immer linkerhand in Sichtweite.

Nachdem ich seit Argeles durch ebenes bis leicht hügeliges Gelände gefahren bin, liegt Ille-sur-Têt wieder am Fuß der Pyrenäen, am Fluss Têt, an dem weiter unterhalb auch Perpignan liegt, und dessen Tal ich nun weiter hinauf in das Hochtal der Cerdagne auf gut 1000 m Höhe folgen werde. Auf meiner Radreise Paris-Barcelona vor einigen Jahren bin ich von hier zunächst über den den Pyrenäen vorgelagerten Gebirgszug der Fenouillèdes gefahren, um dann über Axat dem Tal der Aude entlang aufwärts in die Cerdagne zu fahren (in meinem Bericht Tag 16-18), da die Nationalstraße (N 116) entlang der Têt eine der Hauptüberquerungen der Pyrenäen darstellt und entsprechend hohes Verkehrsaufkommen zu erwarten ist. Um der Abwechslung und der Zeitersparnis willen habe ich aber für diesmal die direkte Route entlang der Têt gewählt. Da es in Ille-sur-Têt, obwohl ich damit nicht gerechnet hatte, einen Campingplatz gibt, beschließe ich, die heutige Etappe hier zu beenden.

5. Tag (20.07.2016), Ille-sur-Têt – Mont-Louis
Strecke: 52 km
Fahrzeit: 4 Std. 38 min
Höhenmeter: 1435


Die offenbar sehr empfehlenswerte Besichtigung der berühmten orgelförmigen Felsformationen bei Ille-sur-Têt fällt leider, wie auch schon beim letzten Mal, dem Zeitplan zum Opfer. Die das Têt-Tal aufwärts in die Cerdagne führende N 116, die von Perpignan kommend als vierspurige Schnellstraße ausgebaut ist und die ich gestern auf der parallel verlaufenden Departementalstraße vermeiden konnte, ist zu meiner Überraschung auch noch einige Kilometer oberhalb von Ille entsprechend gestaltet mit Fahrradverbot; nach einigen Irrungen finde ich jedoch ein kleines Sträßchen, auf dem ich diesen Abschnitt umgehen kann. Im weiteren Verlauf ist die Nationalstraße dann eine „normale“ Landstraße; das doch recht hohe Verkehrsaufkommen ist jedoch erträglich, zumal die französischen Autofahrer, wie ich es auch auf meinen bisherigen Radreisen in Frankreich kennengelernt habe, Radfahrern gegenüber in der Regel sehr rücksichtsvoll sind.

Der erste größere Ort ist Prades.



In Villefranche-de-Conflent auf ca. 400 m Höhe gönne ich mir einen längeren Aufenthalt. Der Ort ist zum einen interessant, weil hier die Schmalspur-Bahnlinie (Ligne de Cerdagne, im Volksmund „le Petit train jaune“), die in spektakulärer Streckenführung hinauf in die Cerdagne und zur spanischen Grenze führt, ihren Ausgangspunkt hat, und zum anderen wegen der unter Vauban, dem Festungsbaumeister von Ludwig XIV., zur Sicherung des bedeutenden Pyrenäenübergangs und der Grenze zu Spanien errichteten Festungsanlage. Festungsbauwerke von Vauban kann man in ganz Frankreich bewundern, und es ist nicht die erste, die ich auf meinen Radreisen besucht habe. Ich nehme mir die Zeit zu einer ausgiebigen Besichtigung der Festung.



Oberhalb von Villefranche wird die Gebirgslandschaft dann wirklich spektakulär. Die Strecke des „Petit train jaune“ erklimmt das Gebirge parallel zur N 116



und überquert das Têt-Tal auf einem beeindruckenden Viadukt.



Die Straße windet sich über zahlreiche Serpentinen aufwärts; dazwischen schlängelt sich die Bahnlinie.





Eine weitere spektakuläre Talbrücke der Eisenbahnlinie



Ich erreiche schließlich die Hochebene der Cerdagne (katalanisch Cerdanya) und den auf ca. 1500 m Höhe gelegenen Festungsort Mont-Louis (auch diese Festung wurde von Vauban angelegt). Hier treffe ich wieder auf die Route meiner Tour Paris-Barcelona von 2011, auf der ich entlang des Flusses Aude hier heraufgelangt bin.

Ich quartiere mich im Hotel „Clos Cerdan“ vor den Toren der Festungsmauer ein. Vom Balkon meines Zimmers habe ich einen schönen Blick über das grenzübergreifende Hochtal der Cerdagne. Morgen geht es dann hinüber nach Spanien.





6. Tag (21.07.2016), Mont-Louis – La Seu d’Urgell
Strecke: 79 km
Fahrzeit: 4 Std. 3 min
Höhenmeter: 403


Der Einfachheit halber verwende ich im Folgenden für den Abschnitt bis Puigcerdà den etwas überarbeiteten Text meines Reiseberichts Paris-Barcelona wieder, ebenso die Bilder, die aber großteils auf der jetzigen Tour entstanden sind.

Morgens sehe ich mich im von mächtigen Fortifikationen umgebenen Mont-Louis um. Die Festung wurde, wie bereits erwähnt, von Vauban, dem Militärbaumeister Ludwigs des XIV., zur Sicherung des Grenzgebiets und der Verkehrswege nach Spanien im 17. Jahrhundert errichtet. Die Zitadelle wird noch heute vom französischen Militär genutzt.







Mont-Louis liegt am Fluss Têt, entlang dessen ich gestern hier herauf gefahren bin, knapp unterhalb seiner Quelle, die Grenze zu Spanien ist nicht mehr weit. Ich folge weiter der N 116. Auch die Linie der Schmalspurbahn (Ligne de Cerdagne) von Villefranche-de-Conflent verläuft, wie schon gestern, in Sichtweite der Straße. Das heute überwiegend touristisch genutzte Bähnchen wird wegen der gelben Farbe seiner Fahrzeuge liebevoll „le Petit train jaune“ genannt und von Eisenbahnfreunden wegen seiner technischen Besonderheit, der sonst nur bei U- und S-Bahnen üblichen Elektrifizierung per seitlicher Stromschiene, als „Pyrenäenmetro“ bezeichnet. Die Linie quert kurz hinter Mont-Louis die N 116, und Schilder warnen eindrücklich vor dem Berühren der Stromschiene.





Kurz darauf erreiche ich mit dem Col de la Perche die Hauptwasserscheide der Pyrenäen zwischen der Têt und dem Hauptfluss der Cerdagne, dem Segre, der in den Ebro fließt. Der 1581 m hohe Übergang vom breiten, flachen Tal der Têt in das ebenso breite und flache Hochtal der Cerdagne (katalanisch Cerdanya) ist allerdings kaum wirklich als Pass wahrzunehmen. Nun geht es weiter auf der N 116 Richtung spanischer Grenze.





Die Landschaft der Cerdagne ist ein weites, auf über 1000 m Höhe gelegenes Talbecken, umgeben von den über 2000 m aufragenden Pyrenäengipfeln. Hier im Vordergrund die Strecke des Petit train jaune; der weiße Gebäudekomplex in der Bildmitte ist der Four solaire d’Odeillo, eine der weltgrößten Solarenergie-Versuchsanlagen der Welt. Der „Sonnenofen“ bündelt das Sonnenlicht von riesigen parabolförmig angeordneten Spiegeln in der Mitte der Anlage und erzeugt dort die für die Stromgewinnung genutzte Hitze.





Die N 116, der ich weiterhin folge, und ein Tunnel der Schmalspurstrecke; gut zu erkennen die Stromschiene neben dem Gleis.



Kurz hinter Saillagouse geht es dann abwärts nach Bourg-Madame, dem auf gut 1100 m Höhe gelegenen Grenzort zu Spanien.







Nach Durchquerung des kleinen Städtchens überquere ich die Grenze und erreiche den direkt anschließenden spanischen Nachbarort Puigcerdà.



Die wirklich sehenswerte Altstadt von Puigcerdà erreiche ich über steile Gassen; sie liegt auf einer Hügelkuppe, von der aus sich ein weiter Blick über die Cerdagne (ab hier natürlich: Cerdaña, ich muss mich ab jetzt ja sprachlich umgewöhnen; oder am besten gleich katalanisch: Cerdanya) bietet.





Für den restlichen Tag geht es fast nur noch abwärts; ich folge auf der N 260 dem Tal des Flusses Segre, eines Nebenflusses des Ebro, abwärts Richtung La Seu d’Urgell. Die Nationalstraße 260 ist die Hauptstraße, die sich unter der Bezeichnung „Eje pirenaico“, „pyrenäische Achse“, in Ost-West-Richtung entlang des größten Teils der spanischen Seite der Pyrenäen erstreckt und die ich für meine Tour auf mehreren längeren Abschnitten nutzen werde. Der Verkehr fällt trotz der Bedeutung der Straße angenehm bescheiden aus.

Auf einer Anhöhe über dem Tal des Segre erhebt sich der hübsche Ort Bellver de Cerdanya. Ich fahre hinauf in den Ort und kehre auf einen Mittagsimbiss ein.





Weiter geht es auf der N 260 dem Segre abwärts folgend. An einer Tankstelle zeigt sich das für Katalonien typische Bild: Sämtliche Beschilderungen sind ausschließlich in katalanischer Sprache.



Die Fahrt entlang des Segre hat durchaus ihren landschaftlichen Reiz.



Gen Süden bietet sich der Blick auf das Gebirgsmassiv der Serra del Cadí und den Naturpark Cadí-Moixeró.



Ich erreiche La Seu d’Urgell auf einer Höhe von knapp 700 m, mein Ziel für die heutige Etappe. Hier trifft die aus dem nur wenige Kilometer oberhalb gelegenen Andorra herabführende Straße auf die N 260. Für mich geht es morgen aber noch ein Stück weiter abwärts Richtung Westen, um dann nach Nordwesten abzubiegen und den nächsten Pass, den Coll del Cantó mit 1720 m, zu erklimmen.

In La Seu, das mit einer sehenswerten Altstadt aufwarten kann, finde ich nach einigem Suchen direkt in Zentrum in der Pension „Jové“, die von einer freundlichen älteren Dame offenbar allein ohne weiteres Personal betrieben wird, ein preiswertes Zimmer für nur 20 €. Es ist wirklich sehr einfach, aber für meine Zwecke völlig ausreichend. Die Balkone, von denen einer zu meinem Zimmer gehört, sind liebevoll mit Blumen und Efeu geschmückt.



Anschließend sehe ich mich noch ein wenig in der Stadt um. Typisch für die Altstadt sind die historischen Häuser, die sich auf bedenklich schief und uralt erscheinenden dünnen Steinsäulen weit über die engen Gassen lehnen.



Die Kathedrale von La Seu



Der Sitz des Bischofs von La Seu d’Urgell. Der Bischof ist gemeinsam mit dem Präsidenten der Französischen Republik Staatsoberhaupt des Fürstentums Andorra.



In der Nähe des Segre-Ufers befindet sich der Parc Olimpic mit der Kanustrecke, die für die Kanuwettkämpfe der Olympischen Spiele in Barcelona 1992 angelegt wurde.



Den Abend lasse ich auf der zentrale Plaza mit einigen Gläschen Wein ausklingen. Bis spät in die Nacht herrscht hier reges Treiben; wie schon so oft in Spanien fällt mir auf, dass, obwohl morgen ein Werktag ist, die Terrassen der Restaurants bis nach Mitternacht nicht nur von jungen Leuten, sondern auch von Familien mit Kindern bevölkert sind. Dieser Aspekt der spanischen Lebensart ist mir sehr sympathisch.

Fortsetzung folgt...

Geändert von Tom72 (22.11.17 22:55)
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Betreff von verfasst am
Pyrenäen von Ost nach West Tom72 22.11.17 22:48
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