Hallo zusammen,

mir ist kürzlich zum ersten Mal eine Speiche am Hinterrad (26 Zoll, 36-Speichen) gebrochen. Nach Demontage der Kassette stellte ich fest, daß auch alle restlichen 8 Rückenspeichen auf der Zahnkranz-Seite Schäden aufweisen. Ist mir anscheinend irgendwann die Kette in die Speichen gerutscht...
Habe die gebrochene Speiche ersetzt und wollte das Laufrad dann vom Händler meines Vertrauens zentrieren lassen. Dieser meinte jedoch, alle 9 Speichen auszutauschen wäre nicht sinnvoll. Falls ich die bisherige Nabe weiterverwenden wolle, käme nur eine komplette Neu-Einspeichung einer neuen Felge in Frage.

Meine Frage an euch: Ist die Aussage des Händlers richtig?

Könnte man sagen.
Jetzt ist natürlich nicht genau klar, was "beschädigt" bei den Speichen bedeutet, aber wenn die Kette damals so kräftige Kerben in die Speichen getrieben hatte, das eine davon frühzeitig brach, ist der Austausch dieser beschädigten Speichen geboten.

Stellt sich dann nur die Frage wie es um die übrigen Speichen und die Felge steht?
Wenn das Laufrad älter ist, wäre es schon sinnvoll, auch die übrigen Speichen auszutauschen. Speichen werden belastet und halten nicht ewig und auf diesem Weg bringt man sie zumindest auf den gleichen Stand.
Und vom Arbeitsaufwand ist es auch kein Unterschied, gleich 9 Speichen zu wechseln oder eben Alle. Beim Neuaufbau geht das Einfädeln leichter und das Zentrieren natürlich auch.

Dazu müsste man nicht auch die Felge tauschen, außer diese hätte einen Schlag oder ist eben auch schon etwas Älter. Speziell wenn darauf eine Felgenbremse die Flanken abschabte. Ein Schlag lässt sich auch mit Werkzeug beheben, doch das Werkzeug muss verfügbar sein und gemessen am Preis einer Felge lohnt der Arbeitsaufwand diese Kosten kaum.

Hallo Christoph,

danke für Deine Antwort. Der Händler hat genauso wie Du argumentiert. Klingt plausibel. Noch eine Frage an Dich, bevor ich noch einen Beitrag erstelle: Da ich mich nicht ans Einspeichen wage, habe ich mich in der Zwischenzeit an der Nabe zu Schaffen gemacht. Ist eine Suntour XC Pro. Diese besitzt auf der Zahnkranz-Seite ein Konuslager und auf der gegenüberliegenden Seite ein Industrielager. Dieses habe ich versucht, ohne Spezialwerkzeug zu demontieren. Ergebnis: innere Lagerschale und Kugelkäfig sind raus aber die äußere Lagerschale sitzt noch in der Nabe. War wohl nicht sehr geschickt von mir. Krieg ich die Lagerschale noch raus, ohne mit Bohrer oder Dremel zu arbeiten?

Solche Kompaktlager werden eingepresst und so bekommt man sie auch wieder raus.
Die Bestandteile selbst werden miteinander verpresst und lassen sich nur mit roher Gewalt trennen, wodurch dieses Lager dann rettungslos zerstört wäre.
Die Reste lassen sich aber mit einem passenden Austreiber raus schlagen oder mit einer Lagerpresse (wird auch für Steuersätze und Pressfit-Tretlager genutzt) heraus gedrückt und natürlich auch ein passendes neues Lager wieder einsetzen.

Schade um die Nabe. Das müsste noch eine der Naben mit Schmiernippel sein, die Suntour mal baute.
Natürlich bekommst Du den Lagerring da raus, aber mit der bislang beschriebenen Methodik machst Du mehr kaputt und das notwendige Werkzeug hat nicht jede Werkstatt und lohnt für eine einzelne ältere Nabe eigentlich auch nicht zur Anschaffung.

Wie wäre es denn statt dessen mit einem hübschen, nagelneuen Laufrad?

Die Nabe ist (noch) nicht kaputt, wenn ich mich zurückhalte. Ist mit Schmiernippeln. Das mit dem neuen Laufrad ist wohl nicht zu vermeiden. Das Vorderrad hab mir mal vor rund 10 Jahren von Whizz Wheels einspeichen lassen mit einem Nabendynamo von Wilfried Schmidt. Sind bombenfest zentriert. Jetzt hab ich mal die Rechnung herausgesucht. Preis damals 85 € (ohne Nabe). Preis heute 135 €. Hab noch eine nagelneue Deore XT II Nabe (mit Schmiernippeln) im Fundus, die würde ich gerne einspeichen lassen. Ist aber 40-Loch. Für Felgenbremsen gibt es anscheinend nur noch die Ryde Sputnik Felge in 40-Loch (von diversen Velocity Modellen abgesehen). Die Sputnik ist aber schmaler (Maulweite 19mm) als meine bisherige Felge (Mavic D521). Da ich ziemlich schwer bin, hätte ich lieber eine möglichst breite Felge wie beispielsweise die Ryde Andra 40 (Maulweite 25mm). Und die 40-Loch-Sputnik gibt es leider nur in schwarz. Jetzt bin ich am überlegen, ob ich mir eine Nabe in 36-Loch zulegen soll und diese mit breiterer Felge (in silber) einspeichen lasse oder doch auf die vorhandene 40-Loch Nabe zurückgreife. Der Händler meines Vertrauens ist ja der Meinung, ein maschinell eingespeichtes Rad sei gleich gut bzw. besser als ein von Hand eingespeichtes. Die Jungs von Whizz Wheels und ein von mir kontaktierter Tandemhändler sind aber gegenteiliger Ansicht. Extrem harte Vorspannung für sehr hohes Systemgewicht sollte dann vermutlich doch eher die Domäne von solider Handarbeit sein...kann ich mir zumindest als Laie vorstellen

Auch wenn du "ziemlich schwer" bist, scheint mir ein 40° Laufrad overkill zu sein, außer du sprichst wirklich von einem Tandemlaufrad. Ich würde die XT Nabe daher in die Vitrine hängen oder verkaufen.

Zur Speichenspannung: es kommt nicht darauf an, daß die Speichen "extrem hart" , also an der maximalen Belastungsgrenze des Materials, gespannt sind. Das auszuloten und kurz vor der Chipbildung aufzuhören könnte auch ein Laie mit ausreichenden Fingerkräften und Mut zur Gewalt.

Es kommt vielmehr drauf an, daß diese Arbeiten jemand macht, der das kann. Eine Maschine scheint mir da ganz klar zweite Wahl zu sein, solange es solche Leute wie bei WW gibt, überhaupt keine Diskussion wert.

Ein maschinell eingespeichtes Laufrad kann als Rohmaterial für die weitere händische Bearbeitung dienlich sein, mehr aber ganz sicher nicht.
Sobald ausgeschlossen ist, dass der Fahrbetrieb die Vorspannung einzelner Speichen aufhebt macht mehr Vorspannung das Laufrad auch nicht steifer. Zugversuche und andere Festigkeitsproben können also unterbleiben.

40 Löcher würde ich auch sein lassen, aber eine Felge nehmen die nicht nur breit, sondern auch so hoch wie möglich ist. Bei einer recht alten Nabe ist dann auch noch die Frage, ob der Freilauf zu modernen Kassetten passt.

p.s.: Ich sehe keinen Grund, nicht einfach die 9 von der Kette beschädigten Speichen zu tauschen. An die anderen 27 kommt eine abfallende Kette nicht dran.

Ja.

Hallo,

ich wechsle in solchen Fällen nur die Speichen aus, die beschädigt sind.

Die Lagerschale muss von der anderen Seite mit einem Kunststoffhammer herausgeschlagen werden. Wenn Du dazu ein Rohr benutzt, dass nur die äußere Schale des Lagers berührt, beschädigst Du es nicht. Wenn das Lager bereits defekt ist, spielt das erst beim Einbau eines neuen Lagers eine Rolle. Ich verwende ausschließlich Markenlager (SKF o.ä.).

Grüße
Andreas

Ich hab nur noch nicht kapiert, warum die Lager überhaupt raussollen.